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Döner-Streit: Bundesregierung greift durch

Döner in Deutschland

Bundesregierung greift im Döner-Streit durch

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    Eine türkische Organisation versucht, den Döner Kebab als traditionelle Spezialität zu schützen.
    Eine türkische Organisation versucht, den Döner Kebab als traditionelle Spezialität zu schützen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Der Döner ist der Deutschen liebstes Fast Food. Zwischen 15.000 und 18.000 Dönerbuden gibt es wohl im Bundesgebiet. 2,4 Milliarden Euro Umsatz erzielen die laut dem Verein türkischer Dönerhersteller jährlich. Das alles ist in Gefahr, denn eine türkische Organisation möchte den Kebab strengen Regularien unterstellen.

    Den deutsch-türkischen Döner-Streit löste ein Antrag der International Doner Federation (Udofed) aus. Udofed-Gründer Mehmet Mercan möchte seit 2022 den deutschen Döner verändern, zuvor war Mercan der Istanbuler Vorsitzende der rechtsextremen, islamistischen und nationalistischen Partei „Die Partei der Großen Einheit“ (BBP). Bei den türkischen Parlamentswahlen am 14. Mai 2023 trat die BBP in der sogenannten Volksallianz an, im Wahlbündnis mit unter anderem Recep Tayyip Erdoğans AKP.

    Türkische Organisation fordert strenge Vorgaben zu Zutaten und Verarbeitung des Döner Kebabs

    Die Udofed beanspruche den Döner, schreibt der inzwischen verstorbene Mercan auf der Webseite der Organisation. Es gehe darum, den „reichsten geschmacklichen Schatz der [türkischen] Kultur“ zu schützen. Die deutsche Bundesregierung legte am 24. Juli in Brüssel Einspruch ein. Die zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung habe mehrere bei ihr im Vorfeld eingegangene Einsprüche an die EU-Kommission übermittelt.

    Deutschland setzt sich damit gegen den Eintrag des Döners als „garantiert traditionelle Spezialität“ ein. Der Antrag aus der Türkei sei im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen worden, wie ein Sprecher der Behörde unserer Redaktion mitteilte.

    Penibel-genaue Anweisungen zu Rezeptur und Verarbeitung des Dönerfleischs fordert der Zusammenschluss türkischer Döner-Erzeuger Udofed. So muss das Fleisch etwa „von mindestens sechzehn Monate alten Rindern“, „mindestens sechs Monate alten Schafen“ oder Hähnchen stammen. Der Kalbsdöner oder auch die Verwendung von Putenfleisch, wie in Deutschland üblich, wäre damit also Geschichte. Auch die dicke der Streifen (zwei bis fünf Millimeter) und die Art und Weise, wie das Fleisch vom Spieß geschnitten werden soll (von oben nach unten mit einem 55 Zentimeter langen Edelstahl-Messer), möchte die Udofed festlegen.

    Landwirtschaftsministerium befürchtet „spürbare wirtschaftliche Auswirkungen“ für Dönerbuden - und Kunden

    Gerichte, die diesen strengen Maßnahmen nicht entsprechen, dürften dann nicht mehr den Namen Döner tragen. Für die deutsche Döner-Industrie, die bisher nur wenigen Regularien unterliegt, hätte das schwerwiegende Folgen. Die Forderungen des türkischen Interessenverbands „unterscheiden sich deutlich“ von den in Deutschland geläufigen Leitlinien, teilt das Landwirtschaftsministerium mit. Es drohe ein „Eingriff in den deutschen Markt mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen“ für Dönerbuden - und Kunden.

    Das EU-Qualitätskennzeichen „garantiert traditionelle Spezialität“ schützt etwa auch die Neapolitanische Pizza oder Holländischer Matjes. Die EU-Spezialitätenverordnung möchte gewährleisten, dass die zertifizierten Lebensmittel von dauerhaft gleichbleibender Qualität sind. Der in Berlin gegründete Verein türkischer Dönerhersteller in Europa setzt sich für die Qualitätssicherung des beliebten Imbisses ein - lehnt den Antrag der Udofed aber entschieden ab. Auf seiner Webseite verweist er auf die 1989 in Kraft getretene „Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Döner Kebap“. Die regelt die zugelassenen Zutaten im Döner bereits seit 1991 bundesweit.

    Nun liegt der Ball wieder in Ankara. Die Türkei und Deutschland haben nach dem Einspruch sechs Monate Zeit, gemeinsam einen Kompromiss zu erarbeiten.

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