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Die Linke: Versetzt Sahra Wagenknecht der Linkspartei den Todesstoß?

Die Linke

Versetzt Sahra Wagenknecht der Linkspartei den Todesstoß?

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    Sahra Wagenknecht denkt über die Gründung einer eigenen Partei nach.
    Sahra Wagenknecht denkt über die Gründung einer eigenen Partei nach. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Die Linkspartei steht am Abgrund und ausgerechnet ihre wohl bekannteste Politikerin könnte ihr den tödlichen Stoß in die Tiefe versetzen. Sahra Wagenknecht kokettiert immer heftiger mit der Gründung einer eigenen Partei und die Anzeichen mehren sich, dass sie nicht nur blufft. Ihre jüngsten Aussagen klingen wie ein Ultimatum. "Wenn die Linke sich völlig neu aufstellen würde, mit attraktiven Köpfen an der Parteispitze und einem vernünftigen Kurs, würde ich alle Überlegungen zu einer Neugründung sofort einstellen", sagte sie der Tageszeitung Welt.

    Doch das sehe sie nicht. Die Mitgliedschaft habe sich stark verändert und das größte Problem sei dabei, "dass eine Linke, die grüner als die Grünen sein will und sich mit woken Lifestylethemen beschäftigt, einfach keine ausreichende Wählerbasis hat". 

    Linken-Chefin Janine Wissler rügt Sahra Wagenknecht scharf

    Empört wies Linken-Chefin Janine Wissler die Äußerungen zurück, die sie als "Erpressungsversuche" bezeichnete: "Eine einzelne Person kann sich nicht das Recht herausnehmen, den Kurs einer demokratischen Partei diktieren zu wollen." Einige Linke würden Wagenknecht sogar am liebsten rauswerfen. Doch dann dürfte die Ikone erst recht ihre eigene Partei gründen, was die Stamm-Linke kaum verkraften dürfte.

    Die Linken-Politikerinnen Sahra Wagenknecht (l.) und Janine Wissler.
    Die Linken-Politikerinnen Sahra Wagenknecht (l.) und Janine Wissler. Foto: Hannibal Hanschke, dpa

    Denn die kämpft ums nackte Überleben, im Bundestag sitzt sie nur noch dank einer Sonderregelung, bei mehreren Landtagswahlen in Westdeutschland wurde die Fünf-Prozent-Hürde teils deutlich gerissen. Selbst in den früheren ostdeutschen Hochburgen schwindet die Zustimmung. In Thüringen, wo mit Bodo Ramelow ein linker Ministerpräsident regiert, ist die rechtspopulistische AfD in den Umfragen vorbeigezogen. 

    In Ostdeutschland jubeln die Menschen Sahra Wagenknecht zu

    Die Partei braucht die Frau mit dem meist streng zurückgebundenen pechschwarzen Haar, in Ostdeutschland jubeln ihr die Menschen zu und auch im Westen ist sie deutlich bekannter als das aktuelle Spitzenpersonal. Gregor Gysi, das zweite Partei-Urgestein, und Fraktionschef Dietmar Bartsch warnten deshalb eindringlich vor einer Spaltung, forderten ein Ende der Selbstbeschäftigung. Doch die Ursachen des Streits liegen tief, es geht um die Frage, für wen die Linkspartei eigentlich Politik machen will. Wagenknecht findet, dass zu sehr die Interessen eines jungen, großstädtischen und akademischen Publikums im Vordergrund stehen, die sich etwa für Klimaschutz, Gendersprache und die Belange queerer Menschen einsetzen. 

    Auch in Fragen von Asyl und Migration weicht die 53-Jährige deutlich von der Linie der Partei ab, die sich für umfassende Bleiberechte auch für Menschen ohne Schutzanspruch einsetzt. Wagenknechts Ansicht nach sind Zuwanderer dagegen vor allem auch Konkurrenten der weniger begüterten Menschen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Sie fordert mehr Begrenzung von Migration, in den neuen Bundesländern, wo sich viele weiter als "Wende-Verlierer" sehen, erntet sie damit viel Zustimmung. Ob eine mögliche Wagenknecht-Linke die AfD eher schrumpfen würde, oder aber zusammen mit ihr sogar eine "Querfront" bilden könnte, in der die beiden extremen politischen Ränder zusammenarbeiten, das ist die brisante Frage, die sich gerade im Osten stellt.

    Sahra Wagenknecht (l) und Alice Schwarzer vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
    Sahra Wagenknecht (l) und Alice Schwarzer vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Antikriegs-Demos in Berlin: Wie hält es Sahra Wagenknecht mit Russland?

    Das vom Verfassungsschutz als "gesichert extremistisch" eingestufte Magazin Compact, Sprachrohr der neurechten Szene, erschien jedenfalls bereits mit Wagenknechts Konterfei auf dem Titel und der Schlagzeile: "Die beste Kanzlerin. Eine Kandidatin für links und rechts." Zwischen der Jenaerin und der AfD gibt es zudem weitere Gemeinsamkeiten.

    Beide vertreten in der Debatte um den Ukraine-Krieg ausgesprochen russlandfreundliche Positionen, fordern ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und Verhandlungen mit Aggressor Moskau. Recherchen der US-amerikanischen Washington Post zufolge soll Moskau gezielt versucht haben, eine Anti-Kriegs-Allianz von Linken und Rechten zu unterstützen. Wagenknecht wies alle Vorwürfe zurück.

    Gründet Wagenknecht eine Partei? Ehemann Oskar Lafontaine hat es vorgemacht

    Ihr Ehemann hat bereits im März 2022 seinen Parteiaustritt verkündet. Im Zorn gehen und dann eine neue Truppe aufstellen, damit hat Oskar Lafontaine einige Erfahrung. Der ehemalige saarländische Landesvater und Bundesfinanzminister verließ 2005 die SPD, deren Bundesvorsitzender er bis 1999 war.

    Er wechselte zur neuen Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG), die 2007 mit der ostdeutschen SED-Nachfolgerin PDS zur heutigen Linkspartei fusionierte. Bevor er in der SPD endgültig hinwarf, trat Lafontaine als scharfer Kritiker der Politik der eigenen Partei auf. So wie jetzt Wagenknecht in der Linken. Mit der Entscheidung, ob sie endgültig eigene Wege geht, will sie sich noch bis Ende des Jahres Zeit lassen.

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