Es gibt viele großartige Ideen, die die Welt verbessert haben, bevor sie doch zum Problem wurden. Die Weltklimakonferenz könnte eine davon werden. Ja, es ist wichtig, weltweit Akteure zusammenzubekommen und zu reden, Klimaschützer und Ölfirmen, Industriestaaten und Schwellenländer, Wissenschaftler und Regierungen. Und nein, es ist nicht per se ein Problem, wenn diese sich oft nicht einig sind, verhandeln und streiten. Nicht zu vergessen wie bedeutend es ist, dass das Thema Klima zuverlässig einige Tage lang die Schlagzeilen bestimmt, auch wenn uns gerade keine Rekordhitze oder extreme Regenfälle an die Gefahren der Klimakrise erinnern. Aber das reicht inzwischen nicht mehr. Wir können uns nicht nur auf die Weltklimakonferenz verlassen.
Am Freitag sollte die diesjährige Konferenz im aserbaidschanischen Baku eigentlich zu Ende gehen, doch die Verhandlungen dauern an. Erst tags zuvor lag ein erster Beschlussvorschlag vor, den EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra „absolut nicht akzeptabel“ nannte. Es ist klar: Am Ende findet sich bestenfalls ein Minimalkompromiss, der der Bedrohung durch die Erderwärmung nicht gerecht wird. 2024 wird global das heißeste gemessene Jahr aller Zeiten, so wie die zehn Jahre zuvor auch bereits. Naturkatastrophen werden deshalb häufiger, Menschen verlieren ihre Heimat oder Leben. Um die Temperaturkurve wieder nach unten zu biegen, wird die Zeit also knapper und knapper. Streit können wir uns leisten. Ausbleibende Ergebnisse nicht.
Die Weltklimakonferenz in Baku schafft bestenfalls einen kleinen Kompromiss
Weil Beschlüsse der Klimakonferenz einstimmig sein müssen, sind brauchbare Ergebnisse kaum zu erreichen. Zu viele Interessen treffen aufeinander, zu unterschiedlich sind die vertretenen Akteure und die Regionen der Welt. Rechtlich bindend sind Klimakonferenzen ohnehin nicht, entscheidend ist ihre politische Wirkung. Und die hängt nicht nur davon ab, was am Ende im Abschlussdokument steht, sondern auch, wie ernst die Regierungen die Beschlüsse letztlich nehmen. Und wie immer in der Politik gilt: Die Mächtigen bestimmen den Lauf der Dinge. Dass nun die reichen Industrieländer um Milliarden feilschen, während die Entwicklungsländer eine Billion brauchen, um ihren Teil zum Klimaschutz beitragen zu können, ist fahrlässig. So lange zum Beispiel Europa vor allem auf sich schaut, werden Klimakonferenzen Frust statt Ergebnisse bringen.
Zwar braucht es die großen Runden zumindest, um alle mal an einen Tisch zu bringen. Aber dass alle mit voller Kraft an einem Strang ziehen, ist ohnehin Utopie und wird es auch bleiben: Noch 2015 in Paris rang sich die Weltgemeinschaft zu einem bemerkenswert weitreichenden Abkommen durch. Nicht einmal zehn Jahre später zeichnet sich ab, dass die USA unter Donald Trump zum zweiten Mal austreten wollen.
Die Klimakonferenz 2024 hat darüber hinaus noch ein eigenes Problem: Gastgeberland Aserbaidschan, eine Autokratie, die von Ölexporten lebt, nutzte sie für seine eigenen Zwecke. Auf der Konferenz waren mehr Vertreter der Öl- und Gasindustrie, als die allermeisten Länder Delegierte entsandt hatten. Zwar ist es wichtig, dass Aserbaidschan oder die Emirate im vergangenen Jahr auch Klimakonferenzen ausrichten; nicht nur diese beiden Länder haben erkannt, dass Ölgeld nicht auf ewig fließen wird. Dass sie zugleich die Zeit, in der sie noch gut vom Öl leben können, auf Kosten des Klimas verlängern wollen, liegt auf der Hand. Eine große Bühne haben sie dafür aber nicht verdient.
Auch diese Klimakonferenz war wieder eine karnevalistische Veranstaltung ohne Ergebnisse und hat mit den vielen Angereisten dem Klima mehr geschadet als wenn es nie statt gefunden hätte.
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