Zum Jahresbeginn hat Deutschland nach 2015 erstmals wieder die Führung der schnellen Eingreiftruppe der Nato übernommen. Damit stellt die Bundeswehr etwa 8000 Männer und Frauen der etwa 11.500 Soldatinnen und Soldaten der VJTF (Very High Readiness Joint Task Force), der "Speerspitze" des Militärbündnisses.
Was ist die Nato-Eingreiftruppe?
Die VJTF wurde im Zuge der ersten großen Ukraine-Krise nach 2014 aufgestellt und ist seitdem ein zentrales Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland. Über die Einsätze entscheiden die Nato-Mitgliedsländer. Das nach einem Rotationsprinzip im Jahrestakt jeweils zuständige Bündnisland entscheidet dann noch einmal separat. Die VJTF gehört zusammen mit weiteren Truppen zur knapp 40.000 Soldaten umfassenden "Nato Response Force". Neben Landstreitkräften umfasst sie auch Luft- und Seestreitkräfte sowie Spezialkräfte. Künftig wird die VJTF voraussichtlich Teil eines neuen Streitkräfte-Modells sein.
Die Besonderheit der Eingreiftruppe ist der hohe Bereitschaftsgrad. Die schnellsten Kräfte müssen in 48 bis 72 Stunden bereit sein, um dorthin verlegt zu werden, wo das Bündnis sie jeweils benötigt. Für die Soldaten bedeutet das zum Beispiel, dass sie sich innerhalb ihrer Bereitschaftszeiten nicht weit vom Dienstort entfernen dürfen.
Wer beteiligt sich an der schnellen Eingreiftruppe?
An der VJTF beteiligen sich in diesem Jahr insgesamt neun Nato-Staaten. Neben Deutschland sind das Belgien, Tschechien, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlanden, Norwegen und Slowenien. Die deutsche Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen" ist Leitverband für die multinationalen Landstreitkräfte der VJTF. Von den etwa 5000 Soldaten der Brigade gehen etwa 4000 in die Nato-Verpflichtung.
Werden Ausrüstungsmängel der Bundeswehr zum Problem?
Schon seit längerem bereiten sich die betroffenen Truppenteile der Bundeswehr auf ihre Aufgabe vor. Dieser Prozess wurde durch den chronischen Materialmangel der Bundeswehr erschwert. Zum Teil müssen sich VJTF-Verbände Ausrüstung bei anderen Einheiten borgen, um die Anforderungen der Nato erfüllen zu können.
Hinzu kommt auch der Führungsnationenwechsel durch den Ausfall von deutschen Schützenpanzern vom Typ Puma. Nach zahlreichen technischen Defekten teilte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mit, die deutschen Soldaten würden für die VJTF nicht mit dem Puma als Gefechtsfahrzeug bereitgestellt, sondern mit dem älteren Marder.
Der Ausrüstungsmangel der Bundeswehr stellt nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg allerdings kein Risiko für die VJTF dar. "Ich bin absolut zuversichtlich, dass Deutschland eine hervorragende Führungsnation für die VJTF sein wird", sagte der Norweger zum Jahreswechsel der Deutschen Presse-Agentur. Er wisse, dass die Bundeswehr gut ausgebildete und gut ausgerüstete Soldatinnen und Soldaten habe, die die Aufgabe sehr gut erfüllen könnten.
Zudem verwies Stoltenberg darauf, dass die VJTF nicht allein aus deutschen Einheiten besteht. "Deutschland wird die Führungsnation sein, aber es wird weitere Nationen geben, die sich an dieser Truppe beteiligen", betonte er. "Ich bin mir absolut sicher, dass alle neun Nationen, die für die Nato-Eingreiftruppe zuständig sein werden, die Nato-Anforderungen erfüllen werden." (mit dpa)