Wer es persönlich mag, führt Tagebuch. Die Profis unter den Chronisten heften die Tageszeitung in riesigen Bänden ab (gibt's wirklich, ein großes Danke dafür!). Man könnte sich, rein theoretisch, auch einen brandaktuellen Duden zulegen. An diesem Dienstag erscheint ja nach vier Jahren Pause die 29. Auflage des bekanntesten Nachschlagewerks der deutschen Rechtschreibung.
Selbstredend könnte man sich ihr von der orthografie-erotischen Seite nähern: Wo das h jetzt hinkommt bei Spaghetti (ohne h ist ab sofort verboten), ob man dies oder das – man kann es kaum erwarten – mit zwei oder drei n schreibt, wie man sich unfallfrei durch „Extremwetterereignis“ buchstabiert und so weiter. Wow, da kribbelt's. Klar: kaufen, aufs Nachttischchen legen und in einer lauen Sommernacht bei A wie „= 1Ar; Atto...“ (siehe 27. Auflage) beginnen – geht auch.
Das „UMTS-Handy“ ist raus dem Duden, und der „Rationalisator“ auch
Aber warum mal nicht so: Neuzugänge herausfiltern und sie in einzelne Kapitel packen. Um nach der Lektüre für sich festzustellen: Aha, das war also so los in den vergangenen paar Jährchen in der Welt. Duden-Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum spitzt die größten Sprachveränderungen der jüngsten Zeit auf drei Bereiche zu: Krise, Krieg, Kochen. Willkommen also bei den Neuheiten. Erstens: Antigenschnelltest, Coronapandemie, Entlastungspaket, Gasmangellage, Klimakleber. Kapitel zwei: Flugabwehrsystem, Ukrainekrieg. Drei: Fleischersatz, Gemüsekiste, Kontaktgrill. Und vieles mehr.
Ach ja, das UMTS-Handy ist raus und auch die in der DDR verwendete Bezeichnung „Rationalisator“ für einen Angestellten mit Rationalisierungsaufgaben. Aber das haben Sie in Ihrem Tagebuch sicher auch nicht mehr verwendet.
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