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Demografie: Warum die Unternehmensnachfolge in Schwaben zum Problem wird

Demografie

Warum die Unternehmensnachfolge in Schwaben zum Problem wird

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    Wenn der Vater an den Sohn übergibt: In vielen schwäbischen Unternehmen findet sich keine Nachfolge.
    Wenn der Vater an den Sohn übergibt: In vielen schwäbischen Unternehmen findet sich keine Nachfolge. Foto: Daniel Ingold, Westend61, dpa (Symbolbold)

    Wenn in Unternehmen Generationenwechsel anstehen, muss vieles geklärt werden. Zunächst allerdings muss eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für den Chef oder die Chefin gefunden werden. Das ist auch in Bayerisch-Schwabens Wirtschaft ein immer größeres Problem. Laut Industrie- und Handelskammer sind 25 Prozent der hiesigen Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter.

    Fast 20.000 Unternehmerinnen und Unternehmer haben heute bereits das Alter von 65 Jahren erreicht oder überschritten. Bundesweit benötigen bis Ende 2026 gut 550.000 der insgesamt 3,8 Millionen mittelständischen Betriebe eine neue Leitung. Und noch eine Zahl: Bei den deutschen Kammern melden sich mittlerweile fast dreimal so viele Nachfolgesuchende wie Übernahmewillige. In vielen Fällen, heißt es, sei zu befürchten, dass Unternehmen ohne Nachfolgeregelung blieben und dann aus dem Markt austreten würden.

    Chefs finden keine Nachfolge: "Die Familienunternehmer" warnen vor Schließungen

    Heide Becker, Expertin der IHK-Schwaben, warnt: „Wir müssen jetzt aktiv werden. Sonst droht uns langfristig die Aufgabe hunderter Unternehmen und damit der Verlust tausender Arbeitsplätze.“ Besonders fortgeschritten ist die Altersstruktur bei Hotels und Pensionen. Deren Betreiberinnen und Betreiber erreichen zwischen Nördlingen im Ries und Oberstdorf im Allgäu mit 57,4 Jahren das höchste Durchschnittsalter. Nach einer Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ziehen sich Unternehmerinnen und Unternehmer mit rund 68 zurück. Becker empfiehlt, sich aber schon ab dem 50. Lebensjahr damit zu befassen, denn: Eine Betriebsübergabe ist „ein wirtschaftlich und emotional anspruchsvolles Vorhaben“. Dauer: Vier bis sechs Jahre. 

    Aber woran liegt es, dass die Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht bereitstehen? Für Luitpold Prinz von Bayern, Landesvorsitzender des Verbandes „Die Familienunternehmer“, kommen mehrere Gründe zusammen. Im Gespräch mit unserer Redaktion zählt er auf: „In den Schulen ist das Fach Wirtschaft bis heute unterrepräsentiert. Das führt dazu, dass der Beruf des Unternehmers immer als etwas suspekt dargestellt wird. Dazu macht die unglaubliche Bürokratie den Unternehmerberuf immer weniger attraktiv. Das Ausmaß allein an Berichtspflichten ist unglaublich. Schließlich wird die Übergabe an die nächste Generation zum Risiko für das Eigenkapital.“ Ein Unternehmen könne nur mit ausreichend Eigenkapital funktionieren, sonst bekomme es auch keine Bankfinanzierung. Entziehe man einem Unternehmen bei der Übergabe an die nächste Generation über die Erbschaftssteuer immer mehr Substanz, belaste das die Kreditwürdigkeit. 

    Von Bayern ist daher überzeugt: „Man sollte die Erbschaftssteuer auf Betriebsvermögen komplett abschaffen. Erben können von einem Betriebsvermögen von beispielsweise 100 Millionen Euro nicht abbeißen. Dieses steckt in Maschinen, Betriebsgebäuden, Pensionsrückstellungen. Man kann die Steuer guten Gewissens erheben, wenn Erben das Unternehmen verkaufen, aber nicht in einem laufenden Betrieb.“ Nachbarländer wie Österreich hätten die Erbschaftssteuer bereits gestrichen. Von Bayern: „Wir beobachten, dass deutsche Unternehmer verstärkt einen Cut machen, die einmalige Wegzugsbesteuerung in Kauf nehmen und ins Ausland gehen.“ 

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