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Debatten in der Klimakrise: Gibt es eine einfache Lösung?

Kommentar

Debatten um die Klimakrise: Sind wir nicht alle ein bisschen Klima?

Christian Imminger
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    Es wird wärmer auf dem Planeten – und in den Debatten.
    Es wird wärmer auf dem Planeten – und in den Debatten. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Auch wenn es momentan draußen nicht so aussieht, auch wenn es sich nicht so anfühlt: Es wird warm und wärmer. Um zwei Grad lag die Durchschnittstemperatur der letzten 30 Tage in Deutschland über dem langjährigen Mittel. Und das ist eben kein Ausreißer, sondern seit geraumer Zeit deutlich und auch im eigenen Garten spürbar. Hundsjahre.

    Doch es wird nicht nur warm und wärmer, sondern auch im übertragenen Sinne heißer – nämlich das gesellschaftliche Klima. Denn je mehr der Handlungsdruck steigt, je mehr Politik von allgemeinen Absichtserklärungen, mit denen sie sich unter der vormals selbst ernannten Klimakanzlerin Angela Merkel noch zufrieden gab (oder uns zufriedenstellte), ins konkrete Umsetzen geht, desto mehr nehmen auch die Zielkonflikte zu. Und das zumal in Zeiten von Krieg, Inflation, teurer Energie und der Sorge vor dem eigenen und gesamtwirtschaftlichen Abstieg. 

    Die Angst vor persönlichen Nachteilen durch Klimaschutz nimmt zu

    Jedenfalls zeugen die letzten Umfragen deutlich von diesem Dilemma: Die immer noch vorhandene Mehrheit für mehr Klimaschutz schrumpft, während gleichzeitig aber die Angst vor ganz persönlichen Nachteilen zunimmt. Die allerallermeisten aber sagen: Soll doch erst einmal die Industrie, sollen also doch erst mal die anderen machen. Heiliger Sankt Florian? Nö, relativ normal. 

    Vielleicht ist es diese Einsicht, welche die Systemtheorie sagen lässt, dass technisch verursachte Probleme zuvorderst durch Technik gelöst werden müssen und nicht unbedingt zuallererst durch soziale Verhaltensänderung. Denn so eine Gesellschaft, die tickt halt kompliziert, ist eine Ansammlung von (berechtigten) Einzelinteressen. Und es soll ja beispielsweise auch immer noch Menschen geben, die trotz aller Appelle ihre Steaks grillen und Stinkeautos fahren. 

    Es braucht Technik, individuelle Einsicht und Ordnungspolitik

    Wem das, jetzt jedenfalls, zu sehr nach Technologieoffenheit, FDP und bisweilen sicher auch Ausreden klingt, sei daran erinnert: Auch die erneuerbaren Energien waren eine – vor Jahrzehnten noch von der anderen Seite bekämpfte – Innovation, und offen sein wäre also vielleicht auch heute nicht das schlechteste. Sicher: Es gibt den sogenannten Rebound-Effekt, also, dass durch Technik erzielte ökologische Ressourcengewinne wieder aufgefressen werden, die dicken Elektro-SUV zeugen davon. 

    Aber vielleicht ist die Straße ja generell gar kein schlechtes Beispiel: Autos wurden durch technische Entwicklungen schneller, Autos wurden aber in der Folge auch sicherer. Und zugleich bedarf es daneben dem alleine um seiner selbst willen umsichtigen Verhalten individueller Verkehrsteilnehmer, und aber auch einer Straßenverkehrsordnung. Mit anderen Worten und wieder aufs Klima bezogen: Es braucht technischen Fortschritt, individuelle Ein- und Rücksicht – aber auch einen ordnungspolitischen Rahmen.

    In der Klimakrise gibt es nicht die eine einzige Lösung

    Klingt banal, ist aber gar nicht so einfach zusammenzubringen, man muss dazu gar nicht mal die Autobahn zu Ferienbeginn oder den allumfassend misslungenen Umgang mit dem Heizungsgesetz bemühen. Und dabei haben wir noch nicht einmal von konkreten Kosten, von Steuerungsinstrumenten wie dem CO₂-Preis gesprochen, der etwa für Pendler steigen soll, während ausgerechnet ein grüner Minister einen gesenkten Industriestrompreis (Standortsicherheit) und ausgerechnet ein liberaler Minister das Geld dafür nicht rausrücken will (Schuldenbremse) – Zielkonflikte also allerorten. 

    Fest steht jedenfalls: Es gibt nicht die einfache, schnelle, schon gar nicht einzige Lösung oder gar den einzigen Problemlöser. Du, diese, er, sie, ich. Wir sind gezwungenermaßen alle ein bisschen Klima. In jeder Hinsicht.

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