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    Berlin Nur Walter Scheel fehlt. Der mittlerweile 92-jährige Alt-Präsident, der von 1974 bis 1979 an der Spitze der Bundesrepublik stand, hat die Strapazen einer Reise nach

    Die Teilnahme der Alt-Präsidenten, die zusammen 28 Jahre bundesrepublikanischer Geschichte repräsentieren und mit der Spanne ihres Lebens sogar noch den Bogen bis in die Weimarer Republik schlagen, ist mehr als nur eine freundliche Geste dem neuen Staatsoberhaupt gegenüber, sondern ein Symbol für die Kontinuität im höchsten Amte des Staates. Mag Joachim Gauck auch der erste Präsident sein, „der nicht aus dem Westen kommt und nicht direkt aus einem anderen hohen politischen Amt“, wie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in seiner Rede betont, so steht er doch in der Tradition seiner Vorgänger, die dieses Amt geprägt und auf unterschiedliche Weise ausgefüllt haben. Und doch bringt er auch seine eigene Biografie als der erste Präsident, der in der DDR aufgewachsen ist und die alte Bundesrepublik nur als Ort seiner Sehnsucht kennt, ins Schloss Bellevue mit.

    In seiner mit Spannung erwarteten ersten großen Rede unmittelbar nach seiner Vereidigung macht Joachim Gauck vor den Mitglieder des Bundestags, des Bundesrats und der Bundesregierung deutlich, dass er nicht daran denke, von seinem „Lebensthema Freiheit“ abzurücken, dass zur Freiheit des Einzelnen aber auch die Verantwortung des Bürgers zur aktiven Mitgestaltung am Gemeinwesen gehöre. „Ihr seid nicht nur Konsumenten“, sagt er an die Adresse der „Regierten“, „Ihr seid Bürger, das heißt Gestalter, Mitgestalter.“

    Schon am Sonntag, bei seiner Wahl mit 80 Prozent der Stimmen, schloss er seine kurze Rede mit dem Satz, er wünsche sich, dass die Kinder und Enkel zu diesem Land „unser Land“ sagen. An diesen Gedanken knüpft er in seiner Antrittsrede, an der er bis zuletzt gefeilt hat, unmittelbar an. Sein Rezept ist schlicht: Demokratie und Teilhabe. „Ich empfinde mein Land vor allem als das Land eines Demokratiewunders“, sagt er mit Blick auf die Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik. Die Demokratie sei „das einzig geeignete System, Gruppeninteressen und Gemeinwohlinteressen auszugleichen“, da es sich um ein „lernfähiges System“ handle.

    Gauck versteht sich als Mutmacher, als einer, der den Menschen die Angst vor der Zukunft nehmen und sie motivieren möchte. Er lobt Adenauers Kurs der West.-Integration und den Einsatz der 68-er, das Schweigen über die Nazi-Vergangenheit beendet zu haben, er bekennt sich zu Europa und fordert mit den Worten Willy Brandts (SPD), man müsse „mehr

    Zum Ende bittet er die Bürger vor allem um eines: Vertrauen. Dass er dieses Vertrauen genieße und „von einer Woge der Sympathie“ getragen werde, hat ihm zuvor schon Bundestagspräsident Norbert Lammert versichert - und gleichzeitig daran erinnert, dass Gauck schon bei seiner Nominierung gesagt habe, weder ein „Supermann“ noch ein „fehlerloser Mensch“ zu sein. „Das eine ist so beruhigend wie das andere.“ Da lacht das gesamte Hohe Haus befreit auf. Auch der neue Bundespräsident ist eben nur ein Mensch.

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