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CSU: Warum Generalsekretär Huber ein guter Griff für die CSU sein könnte

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Warum Generalsekretär Huber ein guter Griff für die CSU sein könnte

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    Martin Huber (links) und der CSU-Chef Markus Söder. Der neue Generalsekretär der Partei wird als Verlegenheitslösung bezeichnet, könne aber einiges erreichen.
    Martin Huber (links) und der CSU-Chef Markus Söder. Der neue Generalsekretär der Partei wird als Verlegenheitslösung bezeichnet, könne aber einiges erreichen. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Zum Gespräch mit den Journalisten aus Berlin rauscht Markus Söder förmlich in den kleinen, mit Jagdtrophäen beladenen Saal eines bekannten Münchner Wirtshauses. Söder zeigt die für ihn typische Präsenz, physisch wie psychisch ist der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende wie meist sofort voll da – und man fragt sich einmal wieder, wer bei den Christsozialen gegen Söder überhaupt bestehen kann.

    Neben dem großen CSU-Chef sitzt Martin Huber, seit Mai neuer Generalsekretär der Partei. Der 44-Jährige verliert den körperlichen Vergleich mit seinem Chef, ist gleichwohl präsent. Huber hört aufmerksam zu, das ist jetzt gerade nicht sein Auftritt, der kommt später, wenn er seine Gäste aus der Hauptstadt in seine Heimat Altötting begleitet. In Berlin ist Huber noch wenig bekannt, die Neugierde ist groß. Wer ist dieser Huber, der ziemlich überraschend ins Amt kam? Einer, der Söder standhalten kann?

    Die Binnensicht innerhalb der CSU auf Huber ist eine nähere, als die Draufsicht der Journalistinnen und Journalisten aus Berlin. In der Hauptstadt haben sie es vor allem mit den Abgeordneten der CSU-Landesgruppe zu tun. Allen voran deren Vorsitzender Alexander Dobrindt, der ist in der Tat so einer, der den Vergleich mit Söder aushalten kann. CSU-Generalsekretäre kommen ab und an zu Besuch, man trifft sich dann in der bayerischen Landesvertretung, unweit des Boulevards Unter den Linden und der Friedrichstraße. Söder war selber mal Generalsekretär, Dobrindt auch. Huber kam ins Amt, weil sein Vorgänger Stephan Mayer nach nur wenigen Wochen zurücktrat.

    Die Erwartungen an den neuen CSU-Generalsekretär sind gering

    Mayer wie auch Huber seien Verlegenheitslösungen, sagen sie in der CSU. Es gebe nicht viele Talente, die Auswahl für Söder sei nicht besonders groß gewesen. Jedenfalls nicht angesichts des Umstands, dass im Freistaat im kommenden Herbst ein neuer Landtag gewählt wird und Söder unter Beobachtung steht. Früher, als er noch nicht Landes- und Parteichef war, da forderte er gerne mal 40 Prozent plus für seine Partei. Jetzt muss er selber liefern. Wenn sie ihn denn zum Spitzenkandidaten machen, oder nicht doch vielleicht Ilse Aigner, die oft genannt wird, wenn es in der Partei wegen Söders Performance grummelt. Aber das ist, wie gesagt, die Binnensicht, die Medienleute aus Berlin stecken nicht so tief drin, möglicherweise erlaubt das gleichzeitig einen anderen Blick auf die Dinge.

    „Er brennt, er will das“, sagte Söder über Huber, nachdem er ihn ins Amt gehoben hatte. Und: „Ich vertraue dir zu 100 Prozent, ich traue dir das auch zu“. Generalsekretäre der Parteien sind für die Wahlkampforganisation zuständig. Sie müssen den Chef ins rechte Bild setzen und gleichzeitig selbst ran. Bei volksnahen Parteien wie der CSU geht da viel über den direkten Kontakt, Bierzelte müssen bespielt werden, je näher der Wahltermin rückt, desto stressiger wird der Job.

    Klimawandel, Energiekrise: Martin Huber kann sich den Problemen der Zeit stellen

    Huber ist Landtagsabgeordneter, er kennt die langen Abende mit Sitzungen, Veranstaltungen, Gesprächen. Letztere drehen sich gerade sehr oft um den Krieg in der Ukraine und die Folgen, Huber kann da aus der Praxis heraus gute Antworten geben. Altötting liegt im bayerischen Chemiedreieck, der Wacker-Konzern beispielsweise hat hier seinen Hauptsitz. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 6,2 Milliarden Euro zählt zu den weltweit größten Herstellern von Siliconen und braucht gigantisch viel Energie - ein Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs geht aufs Konto der Firmen im Chemiedreieck. Wacker hat den Energiebedarf einer Großstadt wie Hamburg, falls der russische Präsident Wladimir Putin den Gashahn weiter zudreht, bekommen sie hier ein echtes Problem. Denn die verschiedenen Produktionsanlagen sind miteinander gekoppelt, fährt man eine herunter, wirkt sich das auf die anderen aus.

    Huber weiß um die Sorgen vor Kurzarbeit oder Jobverlust. Altötting ist ein wohlhabender Flecken, die Industrie hier zahlt gut Löhne, da gibt es viel zu verlieren. Der Generalsekretär hat aber auch Antworten auf die Energiekrise. Stadt und Landkreis haben schon vor vielen Jahren das „Energiesparwerk“ gebaut, das unter anderem Fernwärme liefert und zu etwa 80 Prozent mit Holz betrieben wird. Die Abhängigkeit von Gas und Öl ist dadurch geringer, es gibt viel Wasserkraft in der Region. Windkraft macht hier, da kann Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch so oft etwas anderes behaupten, nach Berechnungen der Altöttinger keinen Sinn. Der Wind weht nicht stetig genug, die Windkraftanlagen müssten für einen effektiven Betrieb 200 Meter hoch sein.

    Martin Huber könnte ein Chancenträger sein

    Wenn „die da in Berlin“ also wieder ihre Theorien absondern, kann Huber kontern. Er kann auch mit den Grünen vor Ort in den Clinch gehen. Die liegen in den Umfragen bei 20 Prozent und sind ein ernstzunehmender Gegner. Rechnerisch sind unter ihrer Führung Koalitionen gegen die CSU möglich.

    Auf Huber kommt da in den nächsten Monaten jede Menge Arbeit zu, die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie machen seinen Job nicht leichter. Aus der Berliner Draufsicht allerdings sieht er dabei gerade nicht nach einer Verlegenheitslösung aus.

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