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Corona-Pandemie: Wer braucht die vierte Corona-Spritze?

Corona-Pandemie

Wer braucht die vierte Corona-Spritze?

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    Jüngere Menschen können aktuell auf die vierte Impfung verzichten.
    Jüngere Menschen können aktuell auf die vierte Impfung verzichten. Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Es ist wie eine Reise mit der Zeitmaschine in längst vergessen geglaubte Sphären: Erstmals seit April ist die Corona-Inzidenz in einem bayerischen Landkreis wieder über den Wert von 3000 gestiegen. In Wunsiedel kletterte er auf 3169,2 – Rekord. Ein Ende der Sommerwelle ist nicht in Sicht. Die Modelle von Experten zeigen eine längere Phase mit vielen Neuinfektionen an. Um die steigenden Infektionszahlen einzudämmen, setzt die Bundesregierung unter anderem auf Impfungen gegen das Virus. Doch kann das die Welle brechen?

    Noch immer sind 22,2 Prozent der Deutschen nicht geimpft. 76, 2 Prozent sind grundimmunisiert, 61,8 Prozent haben eine Booster-Impfung bekommen. Verunsicherung aber herrscht aktuell vor allem wegen der vierten Impfung: 7,6 haben eine zweite Auffrischungsimpfung erhalten. Doch die Zahl der Infizierten würde wohl auch durch mehr Viertimpfungen nicht eingedämmt: „Die Covid-19-Impfung dient einzig und allein dazu, schwere Sars-CoV-2-Infektionen, Hospitalisierung und Tod infolge von Covid-19 zu verhindern“, sagt Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission. Damit kann auch einer möglichen Überlastung der Krankenhäuser entgegengewirkt werden. Derzeit steigen die Infektionszahlen vor allem bei Älteren an. In medizinischen Behandlungseinrichtungen sowie in Alten- und Pflegeheimen würden erneut deutlich mehr Ausbrüche registriert, schreibt das RKI. Allen Über-70-Jährigen empfiehlt die Stiko einen zweiten „Booster“.

    Kann man sich bei Corona zu viel impfen lassen?

    Kann man sich auch zu viel impfen lassen? „Die Behauptungen, dass durch mehr Booster-Impfungen das Immunsystem ,gesättigt‘ würde oder dass mehr oder weniger Booster-Impfungen besser oder schlechter sind, sind so nicht korrekt“, sagt Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie in Zürich. Im Gegenteil: Menschen, die zum Beispiel aufgrund ihres Alters oder einer Immunschwäche ein erhöhtes Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung haben, würden von häufigeren Booster-Impfungen profitieren.

    So sieht das auch Andreas Thiel, Immunologe an der Berliner Charité. Die vierte Impfung, das würden Studienergebnisse zeigen, hätte starke Effekte auf das Immunsystem, und das über Monate hinweg. „Es gibt meines Erachtens keine Studien, die das Gegenteil, also negative Effekte auf Immunitäten, aufzeigen“, sagt Thiel. Auch bei den jährlichen Grippe-Impfungen seien keine negativen Effekte bekannt. „Gesetzt den Fall, dass in ein Immunsystem geimpft wird, das noch ausreichend geschützt ist, gibt es vielmehr Daten, die zeigen, dass dann gar nicht viel passiert“, sagt Thiel. „Noch vorhandene Antikörper fangen den Impfstoff dann unter Umständen so effizient weg, dass nur eine geringe erneute Aktivierung des immunologischen Gedächtnisses stattfindet.“ Unter dem immunologischen Gedächtnis versteht man Gedächtniszellen, die ihr „Wissen“ über Erkrankungen im Körper speichern. „Bei abfallendem Immunschutz wird das Immungedächtnis durch eine Auffrischungsimpfung reaktiviert“, erklärt Thiel. „Ist noch ausreichend Schutz vorhanden, nimmt diese Aktivierung entsprechend ab.“

    Abstände zwischen den Corona-Impfungen einhalten

    Wer sich eine vierte Impfung verabreichen lassen möchte, sollte auf einen ausreichenden Abstand zur dritten Spritze achten – mindestens sechs Monate sollten zwischen den Immunisierungen liegen. „Die Devise ,viel hilft viel‘ gilt beim Impfen eben nicht“, sagt Stiko-Mitglied Bogdan. Nur wenn die Abstände eingehalten werden, könnten vorher gebildete Gedächtniszellen erneut aktiviert werden. Und er stellt klar: Jüngere sind durch drei Impfungen gut vor schweren Verläufen geschützt. „Weitere Impfungen bringen bei dieser Personengruppe derzeit keinen Zusatznutzen“, sagt er. Insbesondere ließen sich die harmlosen, erkältungsartigen Infektionen durch die Omikron-Variante auch mit einer vierten Impfung nicht verhindern.

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