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Corona-Pandemie: Nicht nur Impfen, Testen, Masken: So will Lauterbach die Altenheime sicher machen

Corona-Pandemie

Nicht nur Impfen, Testen, Masken: So will Lauterbach die Altenheime sicher machen

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    Die Betreuung der alten Menschen in Pflegeheimen bleibt in Corona-Zeiten weiter eine große Herausforderung.
    Die Betreuung der alten Menschen in Pflegeheimen bleibt in Corona-Zeiten weiter eine große Herausforderung. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    In Sterbehäuser verwandelten sich viele Pflegeheime in den beiden zurückliegenden Corona-Wintern. Die Zeitungen berichteten über Wochen von tödlichen Ausbrüchen, denen manchmal 20 oder 30 alte Leute zum Opfer fielen. Nirgends war das Virus tödlicher. Es gibt Untersuchungen, wonach in den ersten Wellen die Hälfte der Verstorbenen hierzulande im Altenheim lebte. In Österreich waren es in den beiden zurückliegenden Jahren der Pandemie ein Drittel aller Corona-Toten.

    In diesem Winter will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Corona-Tod aus den Heimen fernhalten. „Wir haben uns fest vorgenommen, dass wir besser vorbereitet sein wollen als im Jahr zuvor“, erklärte der SPD-Politiker bei der Vorstellung seines neuen Schutzkonzeptes für die kalte Jahreszeit. Der Schutz der Pflegebedürftigen genieße die höchste Priorität.

    Drei alte und ein neues Rezept gegen die Corona-Seuche

    Sein Konzept steht auf vier Säulen, drei bekannten und einer neuen. Impfen, Testen und Masken kennen Senioren, Pfleger, Schwestern und Besucher schon. Lauterbach kündigte an, in den kommenden Wochen eine große Kampagne für die an die aktuelle Corona-Variante BA5 angepassten Impfstoffe zu starten. Die neuen Präparate sind erst seit kurzem zugelassen. „Die Sterblichkeit sinkt noch mal um 90 Prozent, wenn man viermal geimpft ist“, sagte Lauterbach und bezog sich auf aktuelle Studien, die die Wirkung von dritter und vierter Impfung bei Älteren vergleichen.

    Wie in der Vergangenheit sollen die kassenärztlichen Vereinigungen dafür sorgen, dass Impfteams in die Einrichtungen kommen, um Bewohner und Beschäftigte zu impfen. Der Minister erinnerte auch noch einmal an die bestehende Impfpflicht im Gesundheitssektor, die aber wegen des Personalmangels nur stiefmütterlich durchgesetzt wird. „Eine 100-prozentige Abdeckung wird es nicht geben“, sagte die Chefin des Arbeitgeberverbandes Pflege, Isabell Halletz, bei der Präsentation des Konzeptes. Die Bereitschaft für eine vierte Impfung sei kleiner.

    150.000 Menschen sind laut dem Robert Koch-Institut an oder mit Corona gestorben.
    150.000 Menschen sind laut dem Robert Koch-Institut an oder mit Corona gestorben. Foto: Felix Kästle, dpa (Archivbild)

    Damit Infizierte schnell erkannt werden, soll in den Heimen umfassend getestet werden. Die Beschäftigten müssen sich mindestens dreimal pro Kalenderwoche testen lassen. Seit dem 1. Oktober gilt außerdem wieder für Besucher, dass sie nur mit negativem Testergebnis und mit einer FFP2-Maske auf dem Gesicht bei ihren Lieben vorbeischauen dürfen.

    Die Maske ist das zweite Thema, das den Heimleitern Sorge macht. Weil die Pflicht zum Tragen im Alltag eigentlich nur noch in Bussen und Bahnen gilt, könnte es schwierig werden, Besucher, Personal und Bewohner von der Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Ohne klaren Rahmen gebe es aber nur Diskussionen, meinte Halletz. Auch bei den Masken sei es nicht realistisch zu erwarten, dass alle stets Mund und Nase bedeckten. Sie plädierte für praktisches Augenmaß.

    Medikament Paxlovid auf Vorrat

    Neben Impfungen, Corona-Tests und Maskenpflicht setzten Lauterbach und die Pflegebranche auf das Medikament Paxlovid, um dem Sterben Einhalt zu gebieten. Das Medikament hat den Nachteil, dass es am Anfang einer Infektion verabreicht werden muss, um seine Wirksamkeit zu entfalten. Deshalb sollen es die Heime bevorraten, um es schnell verfügbar zu haben. Sobald Symptome auftreten und ein Test die Infektion bestätigt, können die Ärzte befürworten, dass das Mittel gegeben wird.

    Damit das Schutzkonzept tatsächlich zur Anwendung kommt, werden die Heime spezielle Koordinatoren ernennen. Sie kümmern sich um Impftermine, regelmäßige Tests, erinnern an das Tragen von Masken und sorgen für die Vergabe von Paxlovid. Je nach Größe des Hauses erhalten die Koordinatoren pro Monat zwischen 500 und 1000 Euro für ihren Extraeinsatz. „Es gibt Geld dafür, nicht viel, es ist aber eine Anerkennung dieser Arbeit“, sagte Lauterbach.

    Dass die Vorsichtsmaßnahmen ein Selbstläufer werden, während sich der Rest der Gesellschaft dafür entschieden hat, mit dem Virus zu leben, glaubt Isabell Halletz nicht. Es werde schwierig, „die Akzeptanz bei den Bewohnern für diese strengen Maßnahmen aufrechtzuerhalten“, sagte sie. Gleiches gelte bei den Pflegern für das Tragen der Masken.

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