Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Corona-Pandemie: Schnelltests statt PCR in den Schulen: Folgt Bayern NRW?

Corona-Pandemie

Schnelltests statt PCR in den Schulen: Folgt Bayern NRW?

    • |
    Schüler sitzen mit Mund-Nasen-Schutz im Unterricht in der Grundschule Havlíèkova und führen einen Corona-Test durch.
    Schüler sitzen mit Mund-Nasen-Schutz im Unterricht in der Grundschule Havlíèkova und führen einen Corona-Test durch. Foto: Pavlíèek Lubo, dpa (Symbolbild)

    Bei den PCR-Tests wird es eng in Deutschland. Damit steht die zuverlässigste Testmethode nicht mehr allen zur Verfügung, was in der Omikron-Welle die Verunsicherung erhöht. Spielen zum Beispiel Kinder miteinander und tags darauf bekommt eines von ihnen Corona-Symptome, dann brachte der PCR-Test bisher recht zügig Gewissheit.

    Jetzt kann es zwei, manchmal drei Tage dauern, bis das Ergebnis da ist. Den Alltag von Familien kann das ziemlich durcheinander bringen: Sollen die Kinder wegen des engen Kontakts vorsorglich aus der Schule oder dem Kindergarten genommen werden? Wer bleibt dann mit ihnen zu Hause und geht nicht zur Arbeit? Sollte die Oma wie gewohnt am Nachmittag vorbeikommen?

    Auch in den Schulen wird nicht mehr flächendeckend per Einzelprobe nachgeprüft, wenn in einer Klasse bei den PCR-Sammeltests ("Pool-Tests") Infektionen mit dem Coronavirus entdeckt werden. Nordrhein-Westfalen ist dazu übergegangen, im Falle einer Ansteckung nur noch per Schnelltest zu prüfen, wer sich angesteckt hat.

    Auch in den Schulen wird nicht mehr flächendeckend mit PCR getestet

    Die bayerische Bildungspolitikerin Gabriele Triebel von den Grünen rechnet damit, dass in Bayern ebenfalls bald die PCR-Tests an den Schulen knapp werden. Sie weiß von ersten Rückmeldungen der Labore, dass sie die Testflut nicht mehr bewältigen. "Wir sagen der Staatsregierung seit Monaten mantrahaft: Erhöht die Kapazitäten der Labore. Das ist offenbar nicht geschehen und das fällt uns jetzt auf die Füße", sagte Triebel unserer Redaktion.

    Bundeskanzler Olaf Scholz (l.) und sein Gesundheitsminister Karl Lauterbach (r.) rationieren die PCR-Tests.
    Bundeskanzler Olaf Scholz (l.) und sein Gesundheitsminister Karl Lauterbach (r.) rationieren die PCR-Tests. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Montag bei ihrer Schaltkonferenz darauf verständigt, die PCR-Tests zu priorisieren. Sie sollen vorrangigCorona-Risikogruppen und medizinischem Personal in Kliniken, Praxen und der Pflege zur Verfügung stehen. „Die derzeit hohe und voraussichtlich weiter steigende Zahl der Neuinfektionen führt zu Engpässen bei den verfügbaren PCR-Tests", hatte Kanzler Olaf Scholz erklärt (SPD).

    Nach den Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) werten in ganz Deutschland knapp über 200 Labore die Corona-Proben aus. Sie arbeiten am Limit, konnten ihre Kapazität um 400.000 PCR-Tests auf 2,8 Millionen pro Woche ausweiten. Doch auf die Schnelle ist wohl keine weitere Steigerung möglich, weil Personal nicht von heute auf morgen aufgetrieben werden kann.

    Kretschmann fürchtet Stochern im Nebel

    Fehlende PCR-Tests führen auch dazu, dass die Zahlen des RKI über die Neuinfektionen mit größerer Unsicherheit behaftet sind. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) befürchtet, dass die Behörden deshalb den Überblick über die Pandemielage verlieren könnten. Die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer Überholung der Testverordnung, die künftig auch das Einfließen der Ergebnisse von Schnelltests in die Statistik regeln soll.

    Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Parole ausgegeben, dass zwei Schnelltests so gut sind wie ein PCR-Test. Die Einführung des Wiener Erfolgsmodells mit Gurgel-PCR-Tests lehnt die Bundesregierung ab. Der Aufbau des Systems sei relativ zeitaufwendig und der Datenschutz womöglich beeinträchtigt, erklärte ein Sprecher von Lauterbachs Ministerium. In der österreichischen Hauptstadt schaffen es die Labore, auch die enorme Belastung durch die Omikron-Woge zu bestehen.

    Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger hält den Engpass bei den Tests für ein Versäumnis von Lauterbach. „Jetzt ist im Bundesgesundheitsministerium Panik ausgebrochen und man will weite Teile der Bevölkerung von PCR-Tests ausschließen“, sagte der Bundestagsabgeordnete unserer Redaktion. „Das halte ich nicht nur für diskriminierend, sondern auch für fahrlässig und gefährlich“, legte Pilsinger nach. Wie Lauterbach ist er Mediziner.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden