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Corona-Pandemie: Krankenhäuser fordern nach Scheitern der Impfpflicht Konsequenzen

Corona-Pandemie

Krankenhäuser fordern nach Scheitern der Impfpflicht Konsequenzen

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    Sollte die einrichtungsbezogene Impfpflicht nun auch fallen?
    Sollte die einrichtungsbezogene Impfpflicht nun auch fallen? Foto: Waltraud Grubitzsch, dpa (Symbolbild)

    Die deutschen Krankenhäuser fordern nach dem Scheitern einer gesetzlichen Impfpflicht Konsequenzen der Politik zur Vorbereitung des Gesundheitssystems auf eine neue Corona-Welle im Herbst. „Jetzt stehen wir vor einer schwierigen Situation“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, unserer Redaktion. „Fakt ist, dass wir im Herbst wieder mit steigenden Infektionszahlen rechnen müssen“, betonte Gaß. „Darauf muss sich die einrichtungsbezogene Impfpflicht infrage.

    „Die Kliniken arbeiten weiterhin im Ausnahmezustand“, warnte der Krankenhausgesellschafts-Chef. „Die Hoffnung auf eine gewisse Entlastung und einen Routinebetrieb nach zwei Jahren Pandemie sind noch in weiter Ferne“, fügte er hinzu. „Auch wenn derzeit die Belegungszahlen auf den Intensiv- und Normalstationen wieder leicht sinken, bleibt die Situation, gepaart mit extrem hohen Personalausfällen in den Kliniken, auch infolge von Corona-Quarantäne weiter angespannt“, erklärte er.

    Ohne allgemeine Impfplicht auch keine in Krankenhäusern?

    „Wir brauchen zudem eine Entscheidung der Politik, wie es jetzt mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht weitergehen soll“, forderte Gaß. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gesundheitsämter nach der jetzigen Entscheidung noch Arbeitsverbote für ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen verhängen können“, sagte der Vertreter der deutschen Krankenhäuser. „Die allgemeine Impfpflicht war für die Kliniken immer Voraussetzung, um die einrichtungsbezogene Impfpflicht aufrechtzuerhalten“, betonte er.

    Auch der Generalsekretär der Deutschen Immunologischen Gesellschaft, Carsten Watzl, kritisierte die Bundestagsentscheidung als Rückschlag für die Pandemiebekämpfung: „Das Schlimmste, was passieren konnte, war gar keine Einigung“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. „Wir haben jetzt noch nicht mal ein Impfregister, was wir dringend brauchen.“

    Im Herbst ist es zu spät für eine Impfpflicht

    Überlegungen für einen neuen Anlauf für eine Impfpflicht kämen zu spät, warnte der Immunologe. „Eine Impfpflicht, die erst im Herbst beschlossen würde, hätte kaum einen akuten Effekt auf die dann anstehende Welle, und man müsste wieder mit anderen Maßnahmen gegensteuern“, sagte Watzl. „Die Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme“, fügte er hinzu. „Wenn man sie einsetzen möchte, um für die nächsten Corona-Wellen gut gerüstet zu sein, egal, welche Variante dann vorherrscht, dann hätte man sie jetzt beschließen und umsetzen müssen.“ Für die Impfpflicht sei es um die Frage gegangen, jetzt oder nie.

    Watzl riet jedem, sich freiwillig impfen zu lassen. „Die Impfung ist sicher und schützt vor schwerer Erkrankung“, betonte der Dortmunder Professor. „Bei einer nüchternen Risikoabwägung müsste nahezu jeder Erwachsene zu der Entscheidung kommen, sich impfen zu lassen“, fügte er hinzu. Eine Impfpflicht hätte daher die Menschen lediglich gezwungen, das für sie Richtige zu tun.“

    Montgomery: "Nicht einmal zum Bettvorleger hat es gereicht"

    Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warf SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz vor sein, Versprechen der Impfpflicht und Führung gebrochen zu haben: „Was ist daraus geworden: ein peinliches Parteienhickhack, in dem die Machtinteressen der Parteien Vorrang hatten vor den Gesundheitsinteressen der Bevölkerung“, sagte Montgomery. „Als Tiger gestartet und am Ende unters Bett gerutscht – nicht einmal zum Bettvorleger hat es mehr gereicht“, fügte er hinzu.

    Der Weltärzte-Präsident warnte vor negativen Folgen einer nächsten Corona-Welle: „Deutschland wird schlecht aufgestellt sein für den nächsten Herbst“, betonte er. „Wünschen wir uns, dass möglichst viele Menschen aus Vernunft und Eigeninteresse dem kollektiven Unvermögen der Politik begegnen und sich durch Impfung schützen“, sagte Montgomery. „Sonst werden wir im nächsten Herbst und Winter wieder über Lockdown und Kontaktbegrenzungen reden und streiten“, warnte er.

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