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Corona-Pandemie: Inzidenzen sinken - wie lange dauert die vierte Corona-Welle noch?

Corona-Pandemie

Inzidenzen sinken - wie lange dauert die vierte Corona-Welle noch?

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    Fußball ist für FC-Bayern-Maskottchen Berni derzeit im Stadion ein eher einsames Vergnügen.
    Fußball ist für FC-Bayern-Maskottchen Berni derzeit im Stadion ein eher einsames Vergnügen. Foto: Bernd Feil, M.i.S.

    Vor der Parkhauseinfahrt der großen Münchner Shoppingpassage stauen sich die Autos an diesem Einkaufssamstag zur langen Blechschlange. Dass der Handel dennoch über ein flaues Weihnachtsgeschäft klagt, lässt sich innen nachvollziehen: So dürfen beispielsweise in das 40 Quadratmeter große Schmuckgeschäft nur vier Kundinnen und Kunden. Und bevor die Verkäuferin die an feierliche Events erinnernde rote Kordel am goldenen Haken öffnet, werden erst einmal von jedem Corona-Zertifikate und Personalausweise kontrolliert. Im Schuhgeschäft gegenüber wirbt ein Schild „Hier kein 2G“. Doch der Sicherheitsmann passt auf, dass nicht zu viele auf einmal in den Laden strömen. Andernorts im Supermarkt ertönt alle zehn Minuten eine Werbedurchsage nicht für Sonderangebote, sondern für eine Booster-Impfung, die man sich beim Hausarzt holen solle.

    Deutschland im Advent 2021. Unter dem von den Länderregierungen ausgerufenen „Lockdown für Ungeimpfte“ leiden längst auch die Geimpften. Für viele Branchen wie Handel, Gastronomie oder die Kinobetriebe bringen die Einschränkungen herbe Umsatzeinbrüche mit sich, bei denen fraglich ist, ob sie diesmal durch staatliche Hilfen abgemildert werden. Doch wenigstens eines bringen die Maßnahmen: Die Zahl der Neuinfektionen sinkt. In vielen besonders betroffenen Regionen sogar deutlich. War man beim Robert-Koch-Institut anfangs skeptisch, ob die sinkenden Zahlen nicht der Überlastung der Gesundheitsämter beim Melden positiver Corona-Tests geschuldet sind, scheint der Trend inzwischen eindeutig.

    In Bayern sinken die Inzidenzen deutlich

    Besonders in Bayern weist die Infektionskurve steil nach unten: Lag die Sieben-Tage-Inzidenz Ende November noch bei knapp 700, fiel sie binnen zwei Wochen auf 450. Vor allem in den Grenzregionen, in denen der Lockdown noch härter und beispielsweise die Gastronomie geschlossen war, entspannte sich die Situation deutlich. Allerdings bei weitem nicht so nachdrücklich wie im benachbarten Österreich: Hier stürzte die Sieben-Tage-Inzidenz wahrend des österreichweiten harten Lockdowns bundesweit von 1120 auf 365 ab. Und das, obwohl Österreichs Schulen genauso wie in Deutschland offen blieben. Inzwischen liegt die Alpenrepublik deutlich unter dem deutschen Schnitt.

    Könnte die vierte Welle also nicht nur gebrochen, sondern auch bald überwunden sein? Dies ist weniger eine Frage der Neuinfektionen, sondern vor allem der Situation auf den Intensivstationen. Auch wenn Deutschland die vierte Corona-Welle bei einer ungefähren Sieben-Tage-Inzidenz von 500 gebrochen haben könnte, bedeutet dies laut Rechenprognosen der Intensivmedizinervereinigung Divi, dass die Zahl der Corona-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen möglicherweise nicht vor März unter 4000 sinken könnte – dem Stand von Mitte November, als die Politik die Verschärfung der Maßnahmen auf den Weg gebracht hatte.

    Knapp 5000 Covid-Patienten auf Intensivstationen in Deutschland

    Allein am Sonntag nahmen die deutschen Kliniken 226 schwerstkranke Corona-Patienten auf den Intensivstationen auf. Knapp 5000 ringen dort um das Überleben der bei schweren Verläufen sehr oft tödlichen Krankheit. Allerdings besteht in Bayern die Hoffnung, dass die Höchstzahl an Covid-Intensivpatienten mit kürzlich 1081 überwunden sein könnte. Doch auch hier drohen laut Divi-Prognose noch viele Wochen Ausnahmesituation. Entscheidend für eine echte Entspannung wird auch sein, wie sehr es in Deutschland gelingt, die neue Omikron-Variante durch Booster-Impfungen unter Kontrolle zu halten. Demnächst sollen -Impfungen in der Apotheke möglich sein. Die Vorsitzende des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, fordert nun, dass auch Pflegekräfte impfen dürfen sollen. „Damit wir die Impfsituation in Deutschland bewältigen, müssen die Pflegenden befähigt werden, Impfungen durchzuführen, und zwar in den Pflegeheimen und im ambulanten Bereich, und zwar sofort“, sagte sie im rbb. „Wir sind jeden Tag bei den 4,2 Millionen Pflegebedürftigen.“

    Um die Booster-Impfungen weiter voranzutreiben, prüfen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bei ihrer erneuten Konferenz am Dienstag, ob für Dreifach-Geimpfte die sogenannte 2G-plus-Regel entfallen könnte und die Geboosterten von einer Corona-Testpflicht befreit werden. Der neue SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach werde seinen Kollegen aus den Bundesländern dazu einen Vorschlag vorlegen, sagte ein Sprecher seines Ministeriums.

    Wie gefährlich ist die Omnikron-Variante für Kinder?

    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte, ein Wegfall der Testpflicht sei nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern liefere auch einen zusätzlichen Impfanreiz. Allerdings warnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz davor, dass eine solche Regelung die Sicherheit in Senioren- und Pflegeeinrichtungen gefährden könnte, solange keine gezielte und angepasste Booster-Impfung gegen die neue Omikron-Variante zur Verfügung stehe.

    Verunsicherung löst die in Südafrika erstmals entdeckte Virusvariante vor allem auch bei Eltern aus. Bislang liegen widersprüchliche Angaben über das Risiko von Omikron für Kinder vor: Die Vorsitzende des warnt vor Panikmache. Die positiv auf Omikron getesteten Kinder seien wegen anderer Krankheiten in die Kliniken eingewiesen worden, nicht wegen Corona. „Die Kinder sind nicht an Covid-19 erkrankt, aber positiv getestet.“

    Allerdings berichtete nun der Kinderarzt Sithembiso Velaphi vom Baragwanath Hospital in Soweto in der New York Times, dass allein in Soweto zwölf Kinder mit Corona aufgenommen wurden, von denen drei Sauerstoff benötigten. Und britische Kinderärzte berichten, dass sie bei einer zunehmenden Zahl von mit Omikron infizierten Kindern ungewöhnliche Hautausschläge als Symptome feststellten. Allerdings hoffen sowohl in Südafrika als auch in Großbritannien die Mediziner weiterhin, dass die Variante für Kinder weniger gefährlich ist als für Erwachsene.

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