Ein harter Lockdown spätestens nach Weihnachten wird immer wahrscheinlicher. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will damit die Corona-Infektionszahlen endlich in den Griff bekommen. „Einfach mal alles runterfahren von den Geschäften bis hin zu den Betriebsferien in vielen Unternehmen“, sagte der CSU-Chef in der ARD. Offen ist, ob alle Bundesländer mitziehen. Immerhin: In Sachsen gelten schon ab Montag massive Verschärfungen. Auch Berlin plant eine Vollbremsung noch im Dezember. Andere Länder wollen zumindest die Lockerungen über die Feiertage zurücknehmen. Womöglich beraten die Ministerpräsidenten doch schon am Sonntag mit der Kanzlerin über eine neue Linie.
Lockdown? Markus Söder will im Kampf gegen die Corona-Pandemie nicht mehr vorpreschen
Söder gehört zu den Verfechtern einheitlicher Regeln. „Wenn alle mitmachen, wäre das super. Dann hätten wir knapp drei Wochen, in denen wir einfach Kontakte reduzieren können. Eine bessere Zeit als diese Zeit zwischen Weihnachten und 10. Januar wird man im ganzen Jahr nicht mehr finden“, sagte der CSU-Chef. Dass er notfalls auch einen bayerischen Alleingang durchziehen wird, gilt als wahrscheinlich. Doch Söder will offenbar nicht mehr ohne Absprache vorpreschen, nachdem ihm oft vorgeworfen wird, sich damit nur profilieren zu wollen.
Die Kanzlerin hat der bayerische Ministerpräsident auf seiner Seite. Sie kämpft dafür, die Kontakte schon in der Woche vor Weihnachten weiter herunterzufahren, indem etwa die Schulferien vorgezogen werden. So soll das Risiko einer Ansteckung unter dem Christbaum reduziert werden. „Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und es anschließend das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben“, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag.
Das Robert-Koch-Institut rät dringend davon ab, die Einschränkungen an den Feiertagen zu lockern – zumal sich die Lage in den Krankenhäusern schon jetzt zuspitzt. Das Uniklinikum Augsburg verhängte einen Aufnahmestopp mit Blick auf aufschiebbare Behandlungen. Auch in anderen Kliniken in der Region werden Eingriffe verschoben, die nicht unbedingt notwendig sind. Am Mittwoch hatte die Zahl der Menschen, die bundesweit mit oder an Corona gestorben sind, den traurigen Höchstwert von 590 binnen 24 Stunden erreicht.
Der Handel fordert Hilfen im Fall eines Corona-Lockdowns
Doch es sind nicht nur private Kontakte, die zu den hohen Infektionszahlen beitragen. Deshalb will Söder, wie im Frühjahr, auch den Einzelhandel – abgesehen von Ausnahmen wie Supermärkten oder Apotheken – schließen. Die Händler fürchten eine Hängepartie und fordern schon jetzt Entschädigungszahlungen, falls es tatsächlich zum Lockdown kommt. Um die Finanzierbarkeit zusätzlicher Hilfen wird in Berlin hinter den Kulissen allerdings heftig gerungen.
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