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Post-Vac-Syndrom: Ärzte fordern mehr Hilfe für Impfgeschädigte

Corona-Pandemie

Ärzte fordern mehr Hilfe für Impfgeschädigte

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    Fertig aufgezogene Spritzen mit dem Corona-Impfstoff liegen im Impfzentrum bereit.
    Fertig aufgezogene Spritzen mit dem Corona-Impfstoff liegen im Impfzentrum bereit. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Drei Jahre ist es her, dass Deutschland am 22. März 2020 in den ersten Corona-Lockdown geschickt wurde. Die Pandemie wuchs sich zu einer gewaltigen Krise aus. Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 2020 die erste Corona-Impfung verabreicht wurde, war die Hoffnung, dass der gesellschaftliche Ausnahmezustand enden würde, groß. Inzwischen ist das Coronavirus für die meisten Menschen nur noch eines von vielen. Doch nun rücken jene in den Blick, die von der Impfung Schäden davongetragen haben. 

    In Bayern haben bislang 81 Menschen einen offiziell anerkannten Gesundheitsschaden durch die Covid-Impfung erlitten. Zum Vergleich: Im Freistaat haben sich 9,9 Millionen Menschen mindestens einmal gegen Corona impfen lassen. Und doch könnten die Zahlen trügen, die Dunkelziffer der Geschädigten dürfte höher liegen. Denn: Viele Betroffene müssen einen bürokratischen und medizinischen Hindernislauf absolvieren, Ärztevertreter beklagen zudem das komplizierte Meldeverfahren. "Für Post-Vac-Patienten sieht es echt dünn aus, das muss man leider so sagen", bedauert die Ärztin und Covid-Expertin Jördis Frommhold. "Sie werden an vielen Stellen einfach abgewiesen." Post-Vac bezeichnet Beeinträchtigungen nach der Impfung.

    Astra-Zeneka-Impfstoff wird in Deutschland nicht mehr verimpft

    Zuständig für die Anerkennung als Impfschaden sind die Landesbehörden. Die Betroffenen können Versorgungsleistungen beantragen. Das bayerische Gesundheitsministerium unterscheidet streng zwischen Post-Vac und Impfschäden – für die Patienten spielt das meist eine untergeordnete Rolle. Der Begriff "Impfschäden" ist im Infektionsschutzgesetz definiert als "gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung" durch eine Impfung.

    Zu den häufigsten Folgen der mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna gehört die Herzmuskelentzündung, die allerdings auch durch eine Corona-Infektion ausgelöst werden kann. Starke Nebenwirkungen hatte auch der Impfstoff von Astra-Zeneka: Er führte vor allem bei Frauen zu Gerinnseln und Blutungen in den Hirngefäßen. Der Impfstoff wird deshalb in Deutschland seit Dezember 2021 nicht mehr verabreicht, genauso wie in den meisten anderen EU-Ländern.

    Um die Betroffenen kümmert sich vor allem die Politik, die Pharma-Unternehmen selbst haben durchgesetzt, dass die Regierungen für mögliche Schadenersatzforderungen zuständig sind. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hofft, dass sich das ändern könnte. "Denn die Gewinne sind ja exorbitant gewesen. Und somit also wäre das tatsächlich mehr als eine gute Geste, sondern das könnte man erwarten", sagte er in einem Interview mit dem ZDF.

    Doch auch der politische Rückhalt für die Patientinnen und Patienten ist noch zurückhaltend. "Wenngleich durch die Impfung bedingte, anhaltende Gesundheitsstörungen insgesamt nur sehr selten vorkommen, ist klar: Jeder Bürgerin und jedem Bürger, die nach einer Corona-Impfung beeinträchtigt sind, muss geholfen werden", sagt der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek unserer Redaktion. "Bayern handelt und richtet in Kürze eine Hotline für Betroffene ein." Die Hotline biete zwar keine individuelle medizinische Beratung. Aber sie könne allgemeine Informationen geben, Hinweise zu Versorgung und Abklärungsmöglichkeiten vermitteln, und ein erster Ansprechpartner sein.

    Post-Vac-Syndrom: Meldesystem für Impfschäden gefordert

    Ärztevertreter fordern zudem ein vereinfachtes Meldesystem zur Erfassung von Verdachtsfällen. "Der Meldeprozess muss dringend besser digitalisiert werden, damit Ärzte mögliche Nebenwirkungen nach Impfungen einfacher an die zuständigen Stellen melden können", sagte ein Sprecher des Virchowbundes der Welt am Sonntag. Das bisherige Verfahren sei "zu kompliziert und zeitaufwendig".

    Der bayerische Gesundheitsminister Holetschek stellt aber auch klar: "Es kommen insgesamt nur sehr selten anhaltende Gesundheitsstörungen vor, die durch die Covid-19-Impfung bedingt sind. Der Nutzen einer Impfung überwiegt also bei weitem die Risiken." Sehr viel häufiger als Impfschäden sind längerfristige Folgen einer Corona-Infektion.

    Studien zufolge könnten etwa zehn Prozent der Patienten auch nach einer überstandenen Infektion an Long- oder Post-Covid leiden. Seit Beginn der Pandemie wurden 38.330.941 Corona-Fälle beim RKI registriert, 170.331 Menschen starben an oder mit dem Virus.

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