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Corona-Impfungen: Gesundheitsminister Holetschek erwägt Strafen für "Impfschwänzer"

Corona-Impfungen

Gesundheitsminister Holetschek erwägt Strafen für "Impfschwänzer"

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    Klaus Holetschek hat Strafen für diejenigen erwogen, die ihre Impftermine ohne Entschuldigung nicht wahrnehmen.
    Klaus Holetschek hat Strafen für diejenigen erwogen, die ihre Impftermine ohne Entschuldigung nicht wahrnehmen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Dem Impfneid folgt die Impfmüdigkeit: Monatelang standen Menschen Schlange, ließen sich auf Wartelisten setzen und drängelten sich zum Teil sogar vor, um an eine Corona-Impfung zu kommen. Inzwischen verfallen massenhaft Termine. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek ist alarmiert. „Wir kommen in eine Phase, in der wir die Impfungen stärker bewerben müssen als vorher“, sagt er unserer Redaktion. Wer nicht zum vereinbarten Termin erscheint, ohne abzusagen, muss künftig sogar mit einer Strafe rechnen. „Ich plädiere hier stark auf unser aller Solidarität. Sollten wir aber merken, dass diese Solidarität in Teilen der Gesellschaft nicht vorhanden ist, müssen wir uns schon überlegen, wie wir diese im Interesse aller, gegebenenfalls auch über Sanktionen einfordern können“, sagt Holetschek. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert Geldstrafen für solche „Impfschwänzer“. Dieses Verhalten sei kein Kavaliersdelikt, weil dadurch unter Umständen Impfstoff weggeworfen werden müsse.

    Termine zur Corona-Impfung verfallen in Bayern: Politik erwägt Strafen für Impf-Schwänzer

    Dass der Impffortschritt stockt, liegt aktuell aber vor allem an der geringen Nachfrage, wie aktuelle Beispiele aus der Region zeigen. In Schrobenhausen meldeten sich für eine Sonderimpfaktion mit 1000 zusätzlichen Dosen AstraZeneca gerade einmal 183 Menschen an, von denen dann nur 148 tatsächlich erschienen. Ähnliches Bild in Bad Wörishofen: Dort hätten ebenfalls 1000 Personen geimpft werden können – nur 87 kamen. Im Nördlinger Impfzentrum sollte es ebenfalls eigentlich einen „Astra Day“ geben. Rund 250 Dosen AstraZeneca standen bereit und sollten verimpft werden. Doch die Resonanz  war zu gering, am Ende wurde der Impftag abgesagt.

    Auch in vielen Arztpraxen gibt es inzwischen mehr Impfstoff als Abnehmer. Noch vor ein paar Wochen standen die Telefone dort nicht mehr still, manche Patienten wurden sogar aggressiv, wenn sie keinen Termin bekamen.

    Wie soll es nun weitergehen? Ministerpräsident Markus Söder hatte schon im Mai im Interview mit unserer Redaktion angekündigt, verstärkt mit mobilen Impfteams auszurücken, sobald der große Ansturm abebbt. Er will verstärkt Impftage in Firmen oder an Schulen anbieten. Gesundheitsminister Holetschek setzt diese Strategie nun um. „Wir bringen den Impfstoff zu den Menschen in die Fläche – mit allen Mitteln“, sagt er. Entscheidend sei allerdings dass sich die Leute auch impfen lassen wollen.

    Impftermine in Bayern verfallen, Inzidenzen steigen - Delta-Variante auch in Bayern

    Und genau hier hakt es. Die Gründe für die grassierende Impfmüdigkeit sind sind sehr unterschiedlich: Die meisten Menschen, die unbedingt geimpft werden wollten, haben inzwischen zumindest ihre erste Spritze bekommen. Andere fühlen sich aufgrund der niedrigen Infektionszahlen derzeit nicht besonders gefährdet oder wollen Impftermine samt möglicher Nebenwirkungen nicht in die Urlaubszeit legen. Immer neue Empfehlungen zum Umgang mit AstraZeneca schüren zudem Verunsicherung und bestärken all jene, die ohnehin skeptisch waren.

    Dass AstraZeneca nur noch für Erstimpfungen verwendet werden und schon nach vier Wochen mit einer Dosis Biontech oder Moderna ergänzt werden soll, hält Holetschek für eine große Chance. „Damit ist der Impfstoff, auch mit Blick auf die nahen Sommerferien, wieder attraktiv geworden. Außerdem hat diese Kombination eine hohe Schutzwirkung, gerade auch mit Blick auf die Delta-Variante ist das eine sehr gute Nachricht.“ Derzeit breitet sich diese hoch ansteckende Mutation, vor der nur eine doppelte Impfung verlässlich schützt, schnell aus – auch in Bayern. Erstmals seit Wochen ist der bundesweite Inzidenzwert wieder leicht gestiegen.

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