Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

CDU: Linnemann ersetzt Czaja: Zurück in die Zukunft

CDU

Linnemann ersetzt Czaja: Zurück in die Zukunft

    • |
    CDU-Chef Friedrich Merz mit Carsten Linnemann, der einstimmig zum neuen – zunächst kommissarischen – Generalsekretär der Partei gewählt worden ist.
    CDU-Chef Friedrich Merz mit Carsten Linnemann, der einstimmig zum neuen – zunächst kommissarischen – Generalsekretär der Partei gewählt worden ist. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Am Tag nach dem spektakulären Personalwechsel an der CDU-Spitze warten vor dem Konrad-Adenauer-Haus zahlreiche Medienvertreter auf die Mitglieder von Präsidium und Vorstand. So voll war es hier vor der Parteizentrale schon lange nicht mehr. Der Anlass für das Interesse ist die Entscheidung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, nach anderthalb Jahren seinen Generalsekretär auszutauschen. Mario Czaja geht, . Der 45-Jährige muss auf dem nächsten Parteitag noch bestätigt werden, aber das gilt als Formsache. Bis dahin ist er kommissarisch im Amt und soll der Partei aus dem Formtief verhelfen, das ein CDU-Präsidialer stellvertretend für viele Mitglieder so zusammenfasst: „Die Ampel regiert schlecht. Und die CDU hat nichts davon.“

    Die erste Chance, ein Zeichen zu setzen, lässt Linnemann verstreichen. Beim Reingehen bittet er um Verständnis, dass er sich vor der Sitzung der Parteispitze nicht äußern wolle. Die Zurückhaltung ist typisch für den freundlichen Paderborner. Linnemann war mal Chef der einflussreichen Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU und CSU (MIT), damals gab es Überlegungen, ihn als Kanzlerkandidaten und Nachfolger von Kanzlerin Angela Merkel ins Rennen zu schicken. Professionelle Berater wurden bemüht, Linnemanns Leute loteten in der Partei die Chancen aus und stießen auf reges Interesse. Am Ende war es, hieß es später aus seinem Umfeld, Linnemann selbst, der die Bremse zog. Seine Zeit sei noch nicht gekommen, erklärte er. Andere sagen, ihm habe der Mut gefehlt.

    Linnemann mit Wirtschaftskompetenz

    Der Volkswirt Linnemann soll der CDU einerseits Glaubwürdigkeit in der Wirtschaftspolitik verleihen. Er habe die Kompetenz, die Stärkung des Wirtschaftsstandorts mit dem Erhalt des Sozialstaats zu vereinen, sagt Schatzmeisterin Julia Klöckner. Doch es geht um weit mehr. Es geht um die K-Frage, in zweierlei Hinsicht.

    In der Tat ist die Arbeit der Regierung in den Augen der Bevölkerung auf einem Tiefpunkt angelangt. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) sind mit dem Wirken der Ampel „weniger oder gar nicht zufrieden“, konstatiert das Meinungsforschungsinstitut Forsa. Doch die Union profitiert davon nicht, sie verliert sogar an Zustimmung. Forsa sieht sie aktuell bei 27 Prozent. Die Wahlforscher von Ipsos kommen auf 26 Prozent, die AfD steht bei ihnen auf 22 Prozent

    Der Grund für die schlechten Werte der einst so stolzen Volkspartei zeigt sich beim Blick in die Zahlen der Institute: Selbst Parteifans wissen nicht mehr um den Markenkern der CDU, viele vermissen das Konservative. Linnemann ist sicherlich der richtige Mann, um diese K-Frage zu beantworten. Er formt gerade das neue Grundsatzprogramm der Partei und sagt von sich: „Ich selbst würde mich als konservativ bezeichnen, ja als modern konservativ.“ Doch wenn sein Chef sich nicht bewegt, wird auch Linnemann der CDU nicht helfen können.

    Merz ist angezählt

    Merz ist innerhalb der CDU angezählt. Viele sind enttäuscht, dass sich der vom Sauerländer versprochene „Neustart“ als eine Reihe von Fehlzündungen entpuppt. Seine Kritiker werfen ihm vor, dass er sich zwar als Konservativer geriere, dem aber keine Taten folgen lässt. Bei klassischen Themen wie Familie und Beruf (Elterngeld) hänge sich Merz kaum wirklich rein und belasse es bei Allgemeinplätzen. Andere meinen, Merz vertrete altmodische Werte. „Der Friedrich ist doch ‚Zurück in die Zukunft‘, Teil vier“, ätzt eine junge Christdemokratin mit Blick auf US-Kinofilme, in denen die Helden mithilfe einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen. Der Vorsitzende weiß natürlich, wo der Schuh drückt. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagt er und ergänzt: „Wir müssen jetzt eine noch intensivere Arbeit leisten.“

    Wenn Merz die Sache mit dem Konservatismus nicht regelt, muss er sich um die zweite K-Frage keine Gedanken mehr machen. Merz würde gerne Kanzlerkandidat werden, braucht dafür aber noch mehr Zustimmung in seiner Partei. Die hat mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst einen, der es ebenfalls werden könnte. Der Name von Präsidiumsmitglied Jens Spahn wird bei der K-Frage genannt, viele verfolgen gespannt die Arbeit von Unions-Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU), der nicht nur bei den Abgeordneten in der Partei gut ankommt. 

    Oder am Ende doch noch Carsten Linnemann. „Was ist 100 Prozent CDU?“, fragt der rhetorisch und könnte selbst die Antwort sein. Sein neuer Posten ist eine gute Voraussetzung. Angela Merkel war CDU-Generalsekretärin, bevor sie Parteivorsitzende und dann Kanzlerin wurde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden