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Bundeswehr: Typisch von der Leyen

Bundeswehr

Typisch von der Leyen

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    Entschlossen und zielstrebig – die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) weiß, was sie will.
    Entschlossen und zielstrebig – die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) weiß, was sie will. Foto: Peter Steffen, dpa

    Berlin Ursula von der Leyen redet nicht um den heißen Brei herum. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, sagt sie, „ist zu Recht als Krieg bezeichnet worden“. Jeder sieht das, jeder weiß das – warum soll ausgerechnet sie sich da noch verstellen? Die Verteidigungsministerin gehört nicht zu den Politikern, die unangenehme Wahrheiten in wolkige Sätze kleiden, um nur ja nirgendwo anzuecken. Wie in den Auseinandersetzungen um die Frauenquote und eine höhere Rente für Geringverdiener verfährt sie auch in ihrem neuen Amt nach der alten Methode: Aussprechen, was ist.

    Das gilt für den Krieg, den die Bundeswehr in Afghanistan führt, genauso wie für den Alltag der Soldaten zu Hause, der von Schicht- und Wochenenddiensten, von ständigen Versetzungen und alles in allem wenig familienfreundlichen Arbeitsbedingungen geprägt ist. Zwei Gespräche, die sie mit dem Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus und dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Andre Wüstner, geführt hat, haben Ursula von der Leyen deshalb schnell wieder zu dem Thema geführt, das irgendwie immer ihres ist, egal, in welchem Ministerium sie gerade sitzt: die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Oder, wie sie es jetzt militärisch korrekt nennt, der von Dienst und Familie.

    Wie kaum jemand sonst im politischen Berlin versteht die 55-Jährige es, Öffentlichkeit für ein Anliegen herzustellen, das sie als wichtig identifiziert hat. Ein Interview in der Bild am Sonntag, flankiert von einem Auftritt im heute-journal, einem am Frühstückstisch für das Morgenmagazin – und schon war die Botschaft in der Welt: Ursula von der Leyen will, kaum im Amt, aus der bürokratischen Bundeswehr einen der attraktivsten Arbeitgeber des Landes machen, mit Tagesmüttern in den Kasernen, mit Teilzeitstellen und einem Ende der dauernden Umzieherei. „Unsere Soldatinnen und Soldaten“, sagt sie, „lieben ihren Beruf. Aber sie möchten auch, dass ihre Ehen halten und sie ein glückliches Familienleben führen.“

    Es ist ein typischer von-der-Leyen-Vorstoß, treffsicher am nachrichtenarmen Wochenende platziert, plakativ formuliert und mit dem kühlen Selbstbewusstsein einer Frau vorgetragen, die weiß, was sie will und wohin sie will. Den Verdacht, sie habe das Kanzleramt fest im Blick, hat sie zwar schon mehrfach mit dem Argument zu entkräften versucht, in jeder Generation werde nur einer Kanzler und in ihrer Generation sei das eben Angela Merkel. So recht glauben allerdings mag ihr das in der Union niemand. Wenn sie sich auch im Verteidigungsministerium bewährt, einem der schwierigsten Ressorts überhaupt, dürfte in der Nach-Merkel-Zeit kaum ein Weg an ihr vorbeiführen – obwohl sie sich mit Alleingängen wie bei der Frauenquote in der CDU nicht beliebter gemacht hat und ihre Umfragewerte unter dem Wechsel in ihr neues Ressort ein wenig gelitten haben. Offenbar wollen sie für viele Wähler noch nicht so recht zusammenpassen, die neue Ministerin und die Armee. Dabei ist das Verteidigungsressort eine Herausforderung ganz nach ihrem Geschmack – mit großen Gestaltungsmöglichkeiten wie bei der geplanten Familienoffensive, aber auch mit einer großen Fallhöhe. Noch ist ja weder der Abzug aus Afghanistan gemeistert noch das Drohnen-Debakel ausgestanden.

    Während der Woche wohnt sie sogar im Ministerium, um möglichst früh bei der Arbeit zu sein und möglichst viel „wegzuschaffen“, wie sie es nennt. Dafür hält sie sich die Wochenenden für die Familie frei – von wenigen Ausnahmen wie Anfang Februar abgesehen. Dann muss die neue Verteidigungsministerin bei der Münchner Sicherheitskonferenz Kollegen aus der ganzen Welt erklären, wie sie die Lage in Syrien, in Afghanistan oder in Zentralafrika sieht. Es wird ihre erste sicherheitspolitische Rede sein, ihr erster Härtetest im neuen Amt. Wirklich bange aber ist ihr davor nicht. Als die Kanzlerin ihr die Verantwortung für die Bundeswehr angetragen hat, hat Ursula von der Leyen ihren Mann gefragt, was er davon halte – und sich dann an seinen Rat gehalten: „Wenn du dir das zutraust, dann mach es.“

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