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Bundeswaldinventur: Deutsche Wälder sind gestresst und werde zur Kohlenstoffquelle

Bundeswaldinventur

Der deutsche Wald wird zum Klimaproblem

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    Der deutsche Wald ist einer gründlichen Inventur unterzogen worden
    Der deutsche Wald ist einer gründlichen Inventur unterzogen worden Foto: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)

    Der Wald in Deutschland leistet wegen erheblicher Schäden durch den Klimawandel keinen ausreichenden Beitrag mehr zur Speicherung des Treibhausgases CO2. Erstmals seit Jahrzehnten setzen die deutschen Wälder in Summe sogar mehr Kohlenstoff frei, als sie selbst aufnehmen können. Das berichtete Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei der Vorstellung der neuen Bundeswaldinventur in Berlin. Er verglich die Situation mit einer beschädigten Klimaanlage, die inzwischen heizt. „Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt“, sagte Özdemir.

    Waldfläche nahm geringfügig zu

    Dem Bericht zufolge ist der Wald in seiner Fläche zwar nicht geschrumpft – er konnte sogar minimal zulegen, weil aber durch Dürre, Stürme und Schädlingsbefall in den vergangenen zehn Jahren so viele Bäume beschädigt wurden, hat sich die Gesamt-CO2-Rechnung ins Minus bewegt. „Der Wald hilft uns nicht mehr in dem Maße, wie wir es gewohnt waren, bei der Erreichung unserer Klimaziele“, sagte Özdemir. Ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist bewaldet - das sind 11,5 Millionen Hektar.

    Die Bundeswaldinventur gilt als umfangreichste Erhebung zum Zustand der Wälder in Deutschland, sie muss laut Gesetz mindestens alle zehn Jahre stattfinden. Die Untersuchung liefert Informationen etwa zur Waldfläche, zu Schäden an Bäumen, den Anteilen der Baumarten sowie zur Holznutzung. Für die Waldinventur wurden zwischen 2021 und 2022 in der gesamten Republik über eine halbe Million Bäume vermessen.

    Kiefer löst Fichte als häufigste Baumart ab

    Unter dramatischen Verlusten litt die Fichte: Ihre Fläche sank um 460.000 Hektar, was mehr als der Größe Mallorcas entspricht, und sorgte damit für einen insgesamt kleineren Holzvorrat, den Deutschland zur Verfügung hat. Die häufigsten Baumarten sind laut der Inventur nun Kiefer (22 Prozent), die damit die Fichte abgelöst hat (21 Prozent), gefolgt von Buche (17 Prozent) und Eiche (12 Prozent).

    Der Befund der neuen Erhebung erhöht den Druck für einen Umbau der Wälder von reinen Fichten- und Kiefernbeständen in Mischwälder enorm. Und hier hatte Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir positive Nachrichten: Der Waldumbau schreite gut voran in eine resiliente Zukunft. Die Wälder seien inzwischen vielfältiger und es gebe viel mehr Totholz. Für ein Industrieland wie Deutschland sei das erfreulich, befand Özdemir.

    Trotzdem ist der Bundeslandwirtschaftsminister um den Zustand der heimischen Wälder besorgt. Es sei ihm deshalb ein großes Anliegen, das Bundeswaldgesetz von 1975 zu reformieren, um es den veränderten Bedingungen des Klimawandels anzupassen. Doch offensichtlich befürchtet er, diese Reform nicht mehr vor Ende seiner Amtszeit durchsetzen zu können, wenn sich die Opposition querstellen sollte. Dies betonte Özdemir gleich mehrmals und richtete eine versteckte Botschaft an die Union: „Ich kann mir nichts Konservativeres vorstellen als den Schutz des deutschen Waldes. Er unterscheidet nicht nach Parteifarben.“

    Umbau der Wälder in Bayern ist auf einem guten Weg

    Vor allem in Bayern ist der Umbau der Wälder offenbar auf einem guten Weg. Der Anteil der Laubbäume in Bayerns Wäldern habe um drei Prozentpunkte auf 38 Prozent zugenommen, berichtete die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). In den jüngeren Waldbeständen liege er inzwischen sogar bei rund 60 Prozent. „Diese Entwicklung zeigt, dass in Bayern der Waldumbau längst auf Hochtouren läuft“, sagte die Ministerin. In den vergangenen zehn Jahren hätten Bayerns Waldbesitzer und Förster „unter großem finanziellem Aufwand rund 150.000 Hektar klimafeste, zukunftsfähige Mischwälder aufgebaut“.

    Der Waldumbau hat allerdings auch seine Schwierigkeiten – schon, weil in Bayern 57 Prozent der Waldfläche in Privatbesitz sind. Professor Jörg Ewald von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sieht die Gefahr, dass viele Waldbesitzer angesichts des andauernden Baumsterbens den Mut verlieren, tätig zu werden. Als Problem sieht er auch die Verfügbarkeit der Pflanzen. „Die Baumschulen sind leergekauft. Die Baumarten, die man bräuchte, sind aktuell gar nicht in diesen Mengen verfügbar.“

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