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Bundestagswahl: Jugendliche würden eher konservativ wählen - oder gar nicht

Bundestagswahl

Jugendliche würden eher konservativ wählen - oder gar nicht

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    Jugendliche bei einer „Fridays for Future“- Demo in Landsberg im Herbst vergangenen Jahres: Das Klima ist laut einer Umfrage das wichtigste Thema für junge Wähler bei der Bundestagswahl im September.
    Jugendliche bei einer „Fridays for Future“- Demo in Landsberg im Herbst vergangenen Jahres: Das Klima ist laut einer Umfrage das wichtigste Thema für junge Wähler bei der Bundestagswahl im September. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivbild)

    Sie sind jung, klimabewusst und ihren Eltern im Umgang mit digitalen Geräten und Sozialen Medien um Längen überlegen. Als Kanzlerin kennen sie eigentlich nur Angela Merkel, als DSDS-Juror Dieter Bohlen und als Bundestrainer Jogi Löw. Die Generation Z (GenZ). Ganz allgemein gesagt, gehören zur GenZ laut Sozialwissenschaftlern die Menschen, die zwischen 1997 und 2010 auf die Welt gekommen sind.

    Genau diese Gruppe ist es auch, die (teilweise) zum ersten Mal dieses Jahr im September bei einer Bundestagswahl teilnehmen darf. Doch wie politisch sind die jungen Erwachsenen? Wie die Generation auf die Teengeist-Umfrage der Agentur fischerAppelt zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Appinio herausgestellt. Dabei wurden 1500 Jugendliche aus ganz Deutschland (zu gleichen Teilen Männer und Frauen) im Alter von 16 bis 24 Jahren befragt.

    Fast die Hälfte der Befragten konsumieren keine politischen Inhalte

    Heraus kam: 51,5 Prozent der Jugendlichen konsumieren nach eigenen Angaben keine politischen Inhalte, und wenn, dann suchen nur knapp 13% aktiv danach. Weitere traurige Offenbarungen: 27,5 Prozent sind nicht zuversichtlich, was ihre berufliche Zukunft betrifft – ein Umstand, der sich möglicherweise auch auf die Wahlbeteiligung auswirkt: Nur etwa 47 Prozent der wahlberechtigten Jugendlichen wollen auch sicher wählen gehen, 15 Prozent sind noch unentschlossen.

    Adrian Schmitzer
    Adrian Schmitzer

    Einer, der sich bereits sicher ist, ist Adrian Schmitzer aus Nördlingen. Der 19-Jährige hat im Oktober 2020 sein Studium in Regensburg begonnen und darf zum ersten Mal im September einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin wählen. Und das will er auf jeden Fall auch tun. Doch was sagt er zum Parteienangebot? „Es ist schon für jeden etwas dabei. Man darf ja auch nicht vergessen: Am Ende haben eh mehrere Parteien das Sagen. Deswegen sollte man auch überlegen, welche Regierung nach der Wahl herauskommen könnte.“

    Sonntagsfrage: Die Union ist vorerst die stärkste Kraft bei der Jugend

    Auch den Jugendlichen in der Teengeist-Studie wurde die bekannte Sonntagsfrage gestellt: Welche Partei würdest du wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Nach dieser Abstimmung von Anfang Juni liegt die CDU/CSU mit 25,7 Prozent vorne, gefolgt von den Grünen mit 19,6 Prozent, die SPD liegt mit 10,6 Prozent hinter der FDP mit 14,6 Prozent. Ebenfalls erstaunlich: Zu gleichen Teilen, jeweils mit 5,9 Prozent wurden die Linke und die AfD angegeben. Da auch die unentschlossenen Wähler die

    Als wichtigstes Thema nannten die Befragten den Klimaschutz, gefolgt vom Thema Bildung. Auch Schmitzer findet, das Klima sei eines der wichtigsten Themen in dieser Wahl: „Das wird unsere Generation betreffen und wir sitzen am Schalthebel, wie wir die Zukunft gestalten.“ Wie viel Einfluss Jungwähler tatsächlich auf das Ergebnis der Bundestagswahl haben, lässt sich im Voraus schwer sagen. Erfahrungsgemäß eher wenig. Bei der

    Viele junge Menschen gehen nicht wählen – obwohl sie sich für viele politische Themen interessieren. Für den 19-Jährigen sind neben dem Klima weitere Themen, wie die Besteuerung von Großkonzernen wie Amazon, sowie der Abbau von Bürokratie wichtig. „So viele Prozesse werden einfach in Deutschland verlangsamt durch den bürokratischen Aufwand. Manche Dinge sollten einfacher und automatisierter funktionieren.“ Auch Schulen sollten seiner Meinung nach in der Digitalisierung aufholen.

    Die Parteien erreichen die jungen Leute im Wahlkampf nicht

    Vielleicht liegt es an den Umständen im vergangenen Corona-Jahr, dass 27,8 Prozent der Jugendlichen in der Umfrage angaben, der Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Entwicklung seien das wichtigste politische Thema. Das Corona-Management der Regierung wird Schmitzer in seiner Wahl jedoch nicht beeinflussen. „Klar mussten wir einiges wegstecken und wurden in unseren Rechten beschränkt. Aber am Ende ist es eine moralische Frage und ich glaube die Verantwortlichen hätten nie jedem alles Recht machen können.“ Unnötig findet er hingegen die aktuellen Vorfälle im Wahlkampf: „Die Parteien verlieren den thematischen Fokus. Gerade mit der Debatte um Annalena Baerbock. Ich finde das komisch, dass vor der Wahl genau solche Dinge auf einmal aufgedeckt werden. Konzentriert euch doch auf das Wesentliche und nicht auf die persönlichen Umstände der Kanzlerkandidaten.“

    Sinnlose Debatten frustrieren die Jugend – und halten sie mitunter davon ab, wählen zu gehen. In der Teengeist-Umfrage zeigt sich deutlich: „Die Wahlbeteiligung unter den Erstwählern wird nach Analyse der Daten niedrig ausfallen. Das ist für uns auch nicht verwunderlich, weil die Teenager bei allen Parteien nicht als Zielgruppe wahrgenommen werden. Das spüren die Jugendlichen, wie sie in unseren Umfragen zu verstehen geben“, analysiert Eugenia Lagemann, Vorsitzende von fischerAppelt.

    Die Generation Z macht sich Sorgen um die Rente und Verschuldung

    Aktuell informiert sich Schmitzer vor allem in den Social-Media Kanäle über Wahlinhalte, will sich aber vor der Wahl noch einmal die Programme durchlesen. Lagemann meint: „Die Bedürfnisse der jungen Wähler in Sachen Information und Kanalauswahl werden bislang wenig berücksichtigt. Unsere Umfragen haben ergeben, dass gleich nach dem Favoriten Instagram die App TikTok auf dem zweiten Platz der Beliebtheit enorm aufholt.“ Wer fürchtet, Armin Laschet oder Olaf Scholz bald in

    In den Teengeist-Studien werden Jugendliche aus allen Bundesländern nicht nur über Politik, sondern vor allem auch gesellschaftliche Themen befragt. Die Folgen der Corona-Pandemie zeigen sich hier: „Der Frust sitzt tief. Es herrscht zum Beispiel regelrechte Angst, die auch in Unmut umschlagen kann, dass die Teenager bei der Bildung erhebliche Verschlechterungen in Kauf nehmen müssen. Das Thema Generationengerechtigkeit und die Kosten der Pandemie bewegen die Jugendlichen ebenfalls. In einer der vorigen Teengeist-Umfragen macht sich die GenZ erhebliche Sorgen um ihre Rente und den Grad der Verschuldung, der auf ihren Schultern lasten wird“, erklärt Lagemann.

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