Den meisten Jubel gab es bei der Wahlbeteiligung: Rekord. Doch als es an das Ergebnis der Union in Deutschland ging, blieb es still. Und auch das Ergebnis der CSU entlockte den Mitgliedern in der Parteizentrale in München zunächst nur spärlichen Applaus. Vielleicht waren ja noch zu viele mit Damendrücken beschäftigt. Denn spätestens in diesem Moment war klar, es wird eine lange Nacht für die bayerische CSU: Sie muss trotz des Wahlsiegs zittern. Am Ende stand dann ein eher ernüchterndes Ergebnis.
Nach den ersten Prognosen und Hochrechnungen am Sonntagabend hatte die CSU einen langen Abwärtstrend zumindest vorübergehend gestoppt. Nach einer langen Nacht sorgte das vorläufige Endergebnis dann für Klarheit. Mit 37,2 Prozent ist die CSU zwar besser als 2021, aber dennoch weit entfernt von den Ergebnissen früherer Jahre. 2005 und 2013 holten die Christsozialen mehr als 49 Prozent.
Die CSU hoffte in der Nacht vergebens auf die Briefwähler
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter hoffte am Abend noch auf die Briefwähler. Die könnten, so der Niederbayer, den Stimmenanteil der eigenen Truppe noch nach oben drücken: ein 40-Prozent-Ergebnis gar? Daraus wurde nichts und das hat Folgen. Denn für die CSU zählte neben der Kanzlerschaft von Friedrich Merz noch ein anderes Ziel. Sie wollte alle Direktmandate im Freistaat gewinnen. Genau das hatte CDU-Chef Friedrich Merz übrigens von der CSU gefordert – alle 47 Direktmandate für die Union.
Weil Bayern nach der Wahlrechtsreform nun 47 Bundeswahlkreise hat (mit Memmingen-Unterallgäu kam einer hinzu), hätten für die CSU im besten Falle 47 direkt gewählte Abgeordnete im neuen Bundestag sitzen können, sofern sie in den einzelnen Wahlkreisen vorne liegen – und wenn das Zweitstimmenergebnis vom Sonntag dafür ausreicht. Doch genau das war am Sonntagabend lange die spannende Frage, weil eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Faustformel: Je mehr Parteien in den neuen Bundestag kommen, desto besser muss das Zweitstimmenergebnis für die CSU sein.
Am Ende hat es nicht gereicht, weil es zu wenig Zweitstimmen waren – die gaben nur 44 Sitze im verkleinerten Bundestag her. Die amtierenden Abgeordneten Volker Ullrich (Augsburg Stadt) und Sebastian Brehm (Nürnberg) sowie Claudia Küng (München Süd) gehören trotz eines Sieges in ihren Wahlkreisen dem neuen Bundestag nicht an, weil sie im bayerischen Vergleich die schwächsten Erststimmen-Ergebnisse hatten. Dabei hatte Küng sich am Abend noch gefreut, weil sie gegen die Grüne Jamila Schäfer direkt gewonnen hatte. 2021 war Schäfer in München noch direkt gewählt worden - zumindest diese Scharte wurde ausgewetzt.
Söder: Ergebnis der AfD „schlicht zu hoch“, Grüne sollen in Opposition
Entsprechend gemischt fielen in der CSU-Parteizentrale die Reaktionen aus und Einigkeit herrschte vor allem in der Überzeugung, dass die Nacht noch lange dauert. CSU-Chef Markus Söder, aus Berlin zugeschaltet, wollte dennoch ein Ergebnis festhalten, das aus seiner Sicht bereits feststand: „Es geht ohne die Grünen. Die sollen in die Opposition gehen.“ Zum Abschneiden der AfD sagte Söder: „Das ist schlicht und einfach zu hoch.“
Keine Chance mehr auf einen Sitz im Bundestag hat der bayerische Bauernverbandschef Günther Felßner. Er war für die CSU als Listenbewerber nominiert. Dass das von vorneherein eine unsichere Wette war, räumte Felßner im Gespräch mit unserer Redaktion ein. „Das ist jetzt keine Überraschung.“ Seine Hoffnung auf den Job des Agrarministers, für den ihn Markus Söder ins Gespräch gebracht hatte, gibt Felßner aber nicht auf: „Das Ministeramt hängt nicht am Mandat.“
Dass auch die Bundestags-Träume der Freien Wähler an diesem Abend zerplatzen, nahmen CSU-Politiker mit so etwas wie grimmiger Genugtuung auf. Aus ihrer Sicht ist klar: Die Stimmen für die Freien Wählern haben ihnen am Ende gefehlt – damit müsse man sich nach dieser Wahl noch beschäftigen, so der CSU-Vize Manfred Weber. Auch Finanzminister Albert Füracker trauert den verlorenen Stimmen für die FW nach – doch mehr noch plagte den CSU-Politiker eine andere Befürchtung. Wenn neben Linke und AfD auch noch das BSW im Bundestag sitzt, könnte es keine Mehrheit mehr geben für Änderungen im Grundgesetz.
Die BSW hat es am Ende nicht geschafft. Doch so wie es aussieht, sind nun AfD und Linke zusammen stark genug, um eine Verfassungsänderung zu blockieren. Ein solches Gesetz zur Änderung oder Ergänzung des Wortlautes des Grundgesetzes, wie es zum Beispiel bei der so genannten Schuldenbremse diskutiert wird, kann nur mit Zweidrittelmehrheit des Bundestages und des Bundesrates verabschiedet werden.

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