Einen Kanzlerkandidaten Markus Söder wird es bei der kommenden Bundestagswahl nicht geben. Das sagt zumindest Markus Söder. "Mal abgesehen davon, dass es nicht kommt: Ich stehe da nicht zur Verfügung", erklärte der Bayerische Ministerpräsident am Dienstagabend in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" zum Unions-Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl. Er betonte, dass das "Kapitel Berlin" für ihn abgeschlossen sei. Seine "Lebensaufgabe" sei in Bayern. Söder schloss nicht nur eigene Ambitionen aus, sondern nannte auch noch einen Kandidaten, welchen er für diese Rolle als Idealbesetzung erachte.
Söder will nicht Kanzler werden – Merz als "geborener Kandidat"
Söder bezeichnete Friedrich Merz als "geborenen Kandidaten". Dem CSU-Chef sei es zusammen mit dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der CDU/CSU gelungen, die Union zu stabilisieren. "Deswegen ist er aus meiner Sicht natürlich zunächst mal der geborene Kandidat als Parteivorsitzender und Fraktionsvorsitzender", sagte Söder und erklärte, dass er eng mit Merz zusammenarbeite.
Neben Söder hatten sich zuletzt auch namhafte CDU-Politiker für Merz als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Der stellvertretende Parteivorsitzende Carsten Linnemann ging sogar noch einen Schritt weiter und erklärte, dass es überhaupt keine andere Option als den 67-Jährigen gebe. Söder klärte auf, dass zunächst die CDU einen Kandidaten vorschlage und dann die beiden Parteivorsitzenden über diesen entscheiden.
Die Union will sich nach der Europawahl 2024 auf einen Kanzlerkandidaten festlegen. Die Bundestagswahl steht dann im Herbst 2025 an.
Erinnerungen werden wach: Söder änderte schon einmal seine Meinung
Nach den klaren Aussagen von Söder stellt sich die Frage, ob es der Bayerische Ministerpräsident dieses Mal ernst meint. Sie wecken Erinnerungen an die Zeit vor der Bundestagswahl 2021. Als die Union über einen Kanzlerkandidaten diskutierte hatte Söder damals deutlich gemacht, dass sein Platz in Bayern sei. Später lieferte er sich dann doch einen erbitterten Zweikampf mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet um die Kanzlerkandidatur für die Union. Beim Votum des CDU-Bundesvorstands setzte sich Laschet schließlich knapp durch, die CSU bezeichnete Söder als "Kandidat der Herzen".
In der Folge konnten Söder und Laschet ihr Zerwürfnis kaum mehr überwinden, was ein Grund dafür sein könnte, dass die Union den Wahlsieg verpasste. Die Union dürfte also gewarnt sein, was ein derartiges Kopf-an-Kopf-Rennen in den eigenen Reihen betrifft. Zudem spielen Umfragewerte eine Hauptrolle bei der Frage, wer die Union als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf führen sollte. 2021 hatte Söder in den Umfragen deutlich vor Laschet gelegen. Es gibt nicht wenige Politiker der CDU und CSU, die nach dem verlorenen Wahlkampf darauf verwiesen. Falls Söder bei den bayerischen Landtagswahlen im Oktober ein starkes Ergebnis erzielen und in den Umfragen vor Merz liegen sollte, könnte das Thema noch einmal heiß werden. Dann würde sich zeigen, ob Söder doch noch einmal Ambitionen für das "Kapitel Berlin" entdeckt.