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Bundestagswahl 2025: Bei den Jüngeren stärkste Kraft: Die wundersame Auferstehung der Linken

Bundestagswahl 2025

Bei den Jüngeren stärkste Kraft: Die wundersame Auferstehung der Linken

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    Glückliche Doppelsitze der Linken am Wahlabend: Heidi Reichinnek und Jan van Aken bejubeln den Wahlerfolg ihrer Partei.
    Glückliche Doppelsitze der Linken am Wahlabend: Heidi Reichinnek und Jan van Aken bejubeln den Wahlerfolg ihrer Partei. Foto: Carsten Koall, dpa

    Für die Linke wurden am Sonntagabend Träume wahr. Die Partei legte im Endspurt des Wahlkampfes ein fulminantes Comeback hin. Gleich nach Schließung der Wahllokale war sicher: Die Partei hat die Fünf-Prozent-Hürde ganz locker übersprungen. Ganz anders erging es dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Am Sonntagabend war zunächst unklar, ob es für den Einzug in den Bundestag reichen würde.

    Anfang der vergangenen Woche fiel ein Urteil, das man durchaus als Menetekel für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) werten konnte. Das Bundesverfassungsgericht hatte eine Verfassungsbeschwerde der Partei gegen die Entscheidung der ARD zurückgewiesen, Sahra Wagenknecht nicht in die Wahlarena am vergangenen Montag einzuladen. Der Richterspruch befeuerte die Angst des BSW, auch vom Wähler letztlich nicht in den Bundestag „eingeladen“ zu werden, sprich unter fünf Prozent zu bleiben.

    Sahra Wagenknecht fühlt das BSW von den Medien vernachlässigt

    Noch vor gar nicht allzu langer Zeit erschien es als fast sicher, dass Wagenknecht weiterhin die Bühne Bundestag nutzen kann. Doch dann wurden die Umfragen immer schlechter – die Parteichefin erklärte die schwachen Werte mit der Vernachlässigung und Geringschätzung durch die Medien. Zwar berichteten eben diese Medien zuletzt gar nicht so selten über die Partei – allerdings ging es dabei oft um interne Querelen. Wagenknecht wurde bei ihren Wahlkampfauftritten von ihren Anhängern frenetisch gefeiert. Doch gerade unentschlossene Wählerinnen und Wähler konnte sie offensichtlich zuletzt nur noch in geringerem Maße begeistern.

    Auch schien es weniger Aufmerksamkeit für den Kurs der Partei gegenüber der Ukraine zu geben. Das BSW wiederholte mantraartig die scharfe Kritik an der militärischen Unterstützung Deutschlands für Kiew. Auffällig war hingegen, dass Migration und Asylpolitik im Wahlkampfendspurt beim BSW eine nur noch untergeordnete Rolle spielten. In der Parteiführung setzte sich die Auffassung durch, dass die Konzentration auf dieses Thema eher der AfD nutzen würde als der eigenen Partei.

    Im Wahlkampf deutete Wagenknecht an, an einen Rückzug zu denken

    Um die auf sie zentrierte Partei noch mal im Endspurt hochzureißen, zog Wagenknecht den letzten Trumpf: Sie erklärte das Wahlergebnis zu einer Entscheidung über ihre „politische Zukunft“. Denn: „Wer nicht im Bundestag ist, ist in der deutschen Politik kein relevanter Faktor mehr.“ Sollte das BSW den Sprung ins Parlament also verpassen, dann ist Sahra Wagenknecht raus, so lautete zwischen den Zeilen die an potenzielle Wähler adressierte Botschaft. An diesem Punkt wird es existenziell, denn wer kann sich schon ein BOW (Bündnis ohne Wagenknecht) vorstellen? Doch am Wahlabend schien sie diese Worte zu relativieren. „Dieses Wahlergebnis ist nicht das Ende des BSW“, sagte Wagenknecht.

    Ganz anders entwickelte sich die Stimmungslage bei der Linken. So galt bereits vor der Wahl als ausgemacht, dass die Linke sicher über fünf Prozent kommt. Genau so lief es dann auch am Wahlabend. Der Partei also, die für viele Beobachter nach dem Ausstieg von Sahra Wagenknecht und der Gründung des BSW als politisch mausetot galt. Doch zunächst unbemerkt, dann mit einer Mischung aus Faszination und Verwunderung zur Kenntnis genommen, startete die Partei eine Rallye in den Umfragen, die sie auf lange undenkbare Werte von sieben bis acht Prozent in den Umfragen emporschnellen ließ.

    Die Linke: Es geht auch ohne Direktmandate der „Silberlocken“

    Alles deutete darauf hin, dass die Linke nicht auf die drei Direktmandate für den Wiedereinzug in den Bundestag nach der Grundmandatsklausel angewiesen sein würde, die die drei prominenten „Silberlocken“ Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow beisteuern sollten. „Ich bin so unfassbar dankbar über dieses Ergebnis“, sagte Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek denn auch enthusiastisch bei der Wahlparty ihrer Partei.

    Dass die Partei gerade bei jungen Wählern in den letzten Wochen vor der Wahl rasant an Popularität gewonnen hat, dürfte einmal an der gut harmonierenden Spitzenkandidaten Reichinnek und Jan van Aken liegen. Auch half der Partei offensichtlich die schrille Diskussion über den Umgang mit der in Teilen rechtsextremen AfD. Gerade die unkonventionellen, leidenschaftlichen Auftritte von Reichinnek im Bundestag für die Brandmauer gegen die AfD fanden Anklang. Sie hatte offenbar insbesondere bei Jungwählern einen Nerv getroffen, für die diese klare Abgrenzung eine Hauptmotivation für ihre Wahlentscheidung war. Dass das Potenzial erheblich ist, zeigte zuletzt das Ergebnis der vom Bundesjugendring ausgerichteten U18-Bundestagswahl, bei der 170.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ihre Stimme abgaben. Nach der Auszählung stand die Linkspartei mit 20,8 Prozent an der Spitze. Am Sonntag wurde die Linke laut Prognosen bei den Unter-30-Jährigen stärkste Kraft.

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    1 Kommentar
    Klara Rasper

    Ich denke, die neue Fuehrung und die graue Drei kane gut an. Dass die Partei sich um die Probleme der einfachen und jungen Leute bemueht scheint glaubhaft. Ihr geht es nicht darum, Unzufriedenheit zu stiften, sondern ist um Loesungen bemueht. Auch wenn diese vielen nicht passen.

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