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Bundestagswahl 2021: Fünf Gründe, warum diese Bundestagswahl ganz anders wird

Bundestagswahl 2021

Fünf Gründe, warum diese Bundestagswahl ganz anders wird

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    Triell statt Duell: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet und die Mitbewerber von Grünen und SPD, Annalena Baerbock und Olaf Scholz.
    Triell statt Duell: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet und die Mitbewerber von Grünen und SPD, Annalena Baerbock und Olaf Scholz. Foto: Oliver Ziebe, dpa

    In 100 Tagen wissen wir mehr. Ob die Union das Kanzleramt nach 16 Jahren räumen muss. Ob sogar drei Partner gebraucht werden, um eine stabile Regierung zu bilden. Ob die Parteien auf die richtigen Kandidaten und Themen gesetzt haben. Diese 20. Bundestagswahl am 26. September ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine ganz besondere:

    Kein Amtsbonus bei der Bundestagswahl 2021

    Zum ersten Mal seit 1949 geht kein Kandidat mit einem Amtsbonus ins Rennen. Damals setzte sich Konrad Adenauer durch und wurde erster Kanzler der Bundesrepublik. Seitdem stellte sich immer der jeweilige Regierungschef zur Wiederwahl. Angela Merkel ist die Erste, die das nicht tut – obwohl laut ZDF-Politbarometer aktuell rund 83 Prozent der Deutschen mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Sämtliche Vorgänger wurden entweder abgewählt (Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Gerhard Schröder) oder traten während der laufenden Legislaturperiode zurück (Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Willy Brandt). Helmut Schmidt wurde als einziger durch ein konstruktives Misstrauensvotum im Bundestag gestürzt. Ein Misstrauensvotum gegen Willy Brandt 1972 scheiterte.

    Annalena Baerbock: Die Jüngste und erste Grüne

    Annalena Baerbock ist mit ihren 40 Jahren nicht nur die jüngste Kanzlerkandidatin aller Zeiten, sondern auch die erste von den Grünen. Bis dahin hatte die Ökopartei nie den Anspruch gestellt, die nächste Regierung anzuführen. Nun könnte Baerbock die erste Kanzlerin werden, die nicht aus dem Lager von CDU oder SPD kommt. Ein Mindestalter gibt es für das Amt des Bundeskanzlers nicht – abgesehen von der Volljährigkeit natürlich. Der bislang jüngste Kanzlerkandidat der Union war übrigens Helmut Kohl, der mit 46 Jahren zum ersten Mal antrat. Rudolf Scharping war mit 47 Jahren der jüngste Sozialdemokrat, der es versucht hat. Beide scheiterten.

    Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, gibt am Rande der Bundesdelegiertenkonferenz ihrer Partei Interviews.
    Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, gibt am Rande der Bundesdelegiertenkonferenz ihrer Partei Interviews. Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Erster echter Dreikampf

    Offizielle Kanzlerkandidaten gab es bislang nur von CDU, CSU und SPD – mit einer Ausnahme. 2002 tourte Guido Westerwelle als Kanzlerkandidat der FDP mit seinem „Guidomobil“ durch die Republik und ließ sich das Wahlziel 18 Prozent auf die Schuhsohlen kleben. Doch der Spaßwahlkampf der Liberalen war mehr peinlich als erfolgreich. Nun liefern sich Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz erstmals einen echten Dreikampf, was sich auch in einem Fernseh-Triell statt des bisher üblichen Duells niederschlagen wird. Zwar führt die Union derzeit in Umfragen wieder stabil vor den Grünen und noch deutlicher vor der SPD. Könnten die Deutschen die Kanzlerin oder den Kanzler aber direkt wählen, läge laut ZDF-Politbarometer momentan mit SPD-Kandidat Olaf Scholz der Außenseiter ganz vorne. Annalena Baerbock, die im Mai noch auf dem ersten Platz gestanden war, ist hinter beide Rivalen zurückgefallen. Das zeigt auch, wie zerbrechlich Popularitätswerte sind. CDU-Chef Armin Laschet wiederum war schwach gestartet und legt nun kontinuierlich zu.

    Neue Koalitionsoptionen

    Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik waren so viele Regierungskonstellationen möglich wie in diesem Herbst. Fast 80 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass es noch völlig offen ist, wer am Ende gewinnt. Zwei Drittel wünschen sich laut ZDF-Politbarometer allerdings, dass die Union auch die nächste Bundesregierung anführt. Aktuell hätte Schwarz-Grün eine Mehrheit. Aber es ist auch gut möglich, dass Deutschland erstmals seit den 50er Jahren wieder von einem Dreierbündnis regiert wird (sofern man CDU und CSU als Einheit wertet). Eine denkbare Option ist das Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP, das nach der Bundestagswahl 2017 noch am Zaudern der Liberalen gescheitert war. Zuletzt kam mit einer schwarz-rot-gelben „Deutschland-Koalition“ aus Union, SPD und FDP eine weitere neue Option ins Spiel. Das aktuelle Bündnis von Union und SPD hat den einstigen Namen „Große Koalition“ längst nicht mehr verdient und ist weit von einer Mehrheit entfernt. Aber für eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP könnte es reichen. Eine linke grün-rot-rote Regierung erscheint derzeit schon rechnerisch wenig realistisch. Mit der AfD will keine andere Partei gemeinsame Sache machen.

    Corona-Pandemie: Wahlkampf auf Abstand

    Massenveranstaltungen auf großen Plätzen, in Hallen oder Bierzelten gehörten bislang zwingend zu jedem Wahlkampf. Politiker demonstrierten mit einem Bad in der Menge Volksnähe – mal mehr, mal weniger überzeugend. Die noch nicht ausgestandene Pandemie zwingt die Parteien, in diesem Jahr andere Wege zu den Wählern zu finden.

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