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Bundesregierung: Öl und Biodiesel: Wie Kanzleramt und Bundestag heizen

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Öl und Biodiesel: Wie Kanzleramt und Bundestag heizen

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    Das Bundeskanzleramt spiegelt sich am Morgen in der Spree. Geheizt wird hier noch ganz altmodisch mit Öl.
    Das Bundeskanzleramt spiegelt sich am Morgen in der Spree. Geheizt wird hier noch ganz altmodisch mit Öl. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Der Vorgang löste in Berlin einigen Hohn und Spott aus. Die Grünen – ausgerechnet die Grünen, muss es wohl heißen – wollen in ihrer Parteizentrale eine Wärmepumpe einbauen und bekommen es nicht hin. Seit mehr als drei Jahren geht das nun schon so. Schuld sind die baulichen Gegebenheiten. Die neben der Charité gelegene Bundesgeschäftsstelle ist in einem Altbau untergebracht, eine wie es das Gebäudeenergiegesetz vorschreibt.

    Zur Wahrheit gehört natürlich, dass die Grünen mit der Wärmepumpenplanung begannen, bevor sie an die Regierung kamen. Im Grunde genommen waren die Ökos ihrer Zeit und ihrem Wirtschaftsminister Robert Habeck also ein Stück voraus. Würden sie sich an die Empfehlungen des neuen Heizungsgesetzes halten, wäre die Wahl womöglich gar nicht auf eine Wärmepumpe gefallen. Habecks Haus rät insbesondere in alten und denkmalgeschützten Gebäuden zum Heizen mit Holz, Hackschnitzel oder Pellets.

    Das Kanzleramt heizt aktuell mit Öl

    Zur aufgeregten Debatte taugt eher das Kanzleramt. Wie der 2001 fertiggestellte Bau denn beheizt werde, wollten die Linken im Bundestag wissen. Die ernüchternde Antwort im besten Beamtendeutsch: „Der Bedarf an Wärmeenergie für das Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Straße 1 in Berlin, wird derzeit über eine Heizungsanlage auf Basis des Primärenergieträgers Heizöl gedeckt.“ Man kann nur spekulieren, warum die Planerinnen und Planer damals nicht wenigstens auf eine Gasheizung setzten. Im September nächsten Jahres erst wird das milliardenschwere Erweiterungsbau soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern versorgt werden. Wenn er denn irgendwann mal fertig wird. 

    Der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude mit der gläsernen Kuppel. Strom und Wärme kommen von vier Dieselmotoren.
    Der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude mit der gläsernen Kuppel. Strom und Wärme kommen von vier Dieselmotoren. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Das Reichstagsgebäude gleicht mit seinem Energiekonzept hingegen eher einem Kreuzfahrtschiff. Zwölf-Zylinder-Dieselmotoren mit jeweils rund 540 PS sorgen einerseits für Strom, der auch die anderen Liegenschaften des Bundestages versorgt. Die Motorwärme wiederum wird zum Heizen genutzt, ergänzt durch vier Heißwasserkessel. Betrieben wird das alles mit Biodiesel (Rapsmethylester).

    Kein Sonnenstrom bei Pistorius

    Die Bundesministerien verwenden bereits Fernwärme. Der Berliner Betreiber des Fernwärmenetzes wiederum nutzt für die Erzeugung zu drei Vierteln Erdgas und zu 16,5 Prozent Steinkohle – dem GEG-Gedanken folgt das nicht. Es gibt Ausnahmen. Der Bonner Dienstsitz von Verteidigungsminister Boris Pistorius wird mit Fernwärme von den dortigen Stadtwerken versorgt, die ihre Wärme etwa je zur Hälfte aus einer Müllverbrennungsanlage und aus Erdgas holen. Fotovoltaik und Solarthermie hingegen sind Fremdwörter im Verteidigungsministerium. 

    Dabei werden die Ministerien bei ihren Bemühungen, im Gebäudesektor möglichst viel Energie einzusparen, von ähnlichen Sorgen und Nöten ausgebremst wie normale Häuslebauer. Im Verkehrsministerium von Volker Wissing heißt es beispielsweise: „Die Dach- beziehungsweise Fassadenflächen des Dienstgebäudes in Berlin sind aus statischen, architektonischen und denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht vollumfänglich für Fotovoltaik beziehungsweise Solarthermie geeignet.“ Manchmal ist eben ein Wille da, aber kein Weg.

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