"Unser Gesundheitssystem ist geprägt von sehr hohen Kosten, einer durchschnittlichen Lebenserwartung und einer mangelhaften Vorbeugung." Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz in Berlin. In diese Zuge stellte er seine Pläne für die Vorsorgemedizin vor.
Diese ist Lauterbachs Meinung nach in Deutschland viel zu schwach ausgeprägt. Deutschland habe das teuerste Gesundheitssystem in Europa. "Wir geben knapp 5000 Euro pro Bewohner pro Jahr aus." Das sei mehr als 50 Prozent mehr als im europäischen Durchschnitt. Trotzdem sei die Lebenserwartung in Deutschland, verglichen mit anderen europäischen Ländern, nur durchschnittlich. "Auch die Entwicklung ist keine günstige", verdeutlichte der Gesundheitsminister. Die Gesundheitspolitik in Deutschland sei sehr stark auf die Behandlungen ausgerichtet – und nicht auf die Vorbeugung von Krankheiten. Die Vorbeugemedizin sei demnach nur schwach ausgeprägt.
Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung soll geschaffen werden
Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, ein Bundesinstitut aufzubauen, das sich schwerpunktmäßig der Vorsorgemedizin widmen soll. Im wesentlichen ging es dabei um Krebserkrankungen, Demenzerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese drei Krankheitsgruppen machen Lauterbach zufolge mehr als 75 Prozent der Todesfälle in Deutschland aus.
Bislang gab es kein Bundesinstitut, das sich mit der Vorbeugung dieser Erkrankungen, mit der Dokumentation, der Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien und der Unterstützung des öffentlichen Gesundheitsdienstes beschäftigte. Bislang habe das Robert-Koch-Institut (RKI) diese Aufgaben miterledigt. Es sei jedoch nicht der Schwerpunkt seiner Arbeit.
Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung startet wohl 2025
Künftig soll das neue Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin diese Aufgaben übernehmen. Starten soll das Institut am 1. Januar 2025. Es soll Gesundheitsdaten erheben, Vorbeugemaßnahmen ableiten und entwickeln sowie eine Gesundheitskommunikation aufbauen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht laut Lauterbach vollständig in das Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung über. Es würden aber auch neue Abteilungen geschaffen. Das RKI soll sich künftig stärker auf Infektionskrankheiten fokussieren. Die beiden Institute würden sich nicht überschneiden, sondern miteinander arbeiten.