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Buchvorstellung: Lindner und Merz - ein Testspiel für Schwarz-Gelb

Buchvorstellung

Lindner und Merz - ein Testspiel für Schwarz-Gelb

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    Friedrich Merz und Christian Lindner ticken ähnlich. Das wurde bei einer Buchvorstellung des deutlich. Der FDP-Chef stellte das neue Werk des Kandidaten für den CDU-Vorsitz vor.
    Friedrich Merz und Christian Lindner ticken ähnlich. Das wurde bei einer Buchvorstellung des deutlich. Der FDP-Chef stellte das neue Werk des Kandidaten für den CDU-Vorsitz vor. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Abgesehen vom Altersunterschied verbindet Friedrich Merz und Christian Lindner einiges. Beide treten forsch und dynamisch auf, beide sind machthungrig, sie gehören nicht zu den Geringverdienern dieser Erde, sind Fans des Fußballvereins Borussia Dortmund – und sie wollen in die nächste Bundesregierung. Merz muss dazu erst noch werden, was Lindner schon ist, nämlich Parteivorsitzender. Um seine ohnehin guten Chancen zu verbessern, hat der 64-Jährige eine ungewöhnliche Bewerbung vorgelegt: Das Buch „Neue Zeit. Neue Verantwortung“, das gerade im Econ-Verlag erschienen ist. Zusammen mit Lindner stellte er es am Freitag bei einer Videokonferenz einem Kreis von Journalisten vor.

    Merz ist nicht nur in knapp einer Woche 24 Jahre älter als Lindner, er ist auch größer. Vielleicht wirkt es deshalb ein bisschen väterlich, als der Sauerländer sagt, für ihn habe die FDP im deutschen Parteienspektrum ihren Platz. Er hätte sich gewünscht, sagt Merz, dass die FDP jetzt schon dabei gewesen wäre in der Regierung. Dann nämlich „wäre nicht die AfD, sondern die SPD die größte Oppositionspartei“.

    Auf kleine Nadelstiche gegen Lindner mag Merz nicht verzichten

    Für Lindner sind das kleine Nadelstiche, schließlich hatte er nach der letzten Bundestagswahl die Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition aus FDP, Grünen und Union abgebrochen. Der liberale Fraktions- und Parteichef muss seitdem mit dem Vorwurf leben, er habe große Teile der FDP-Anhänger in die Arme der Union getrieben. Zwischen sechs und acht Prozent der Wähler sind derzeit unschlüssig, ob sie bei der Union bleiben oder wieder zurück zur FDP gehen. Sollte Lindner sie ins gelbe Lager ziehen können, dürfte es bei einem guten Abschneiden der Union wie in früheren Zeiten für eine schwarz-gelbe Regierung reichen.

    Lindner muss seine Partei dafür so positionieren, dass ein eigenes Profil erkennbar ist und die FDP nicht einfach nur wie ein Abziehbild daherkommt. Wie das gehen könnte, wird bei der Präsentation in ersten Ansätzen deutlich. Lindner lobt „ein authentisches Buch“, man höre praktisch noch den Sound, mit dem Merz im Sauerland in die Tasten gehauen habe. Knapp 240 Seiten entstanden so. In fünf Kapiteln widmet sich Merz routiniert Themen der Corona-Krise, der ökologischen Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft, der Zukunft des Landes, Europa und natürlich der CDU.

    Drei sind zwei zu viel: Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz wollen Vorsitzender der CDU werden.  
    Drei sind zwei zu viel: Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz wollen Vorsitzender der CDU werden.   Foto: Michael Kappeler, dpa

    Aber Lindner will den Autor nicht zu doll loben und spielt zur Abgrenzung unter anderem die Alterskarte zurück. Man merke an dem Buch eben auch, „dass sich die Zeiten geändert haben und Friedrich Merz sich mit ihnen“. Dem Reform-Furor des Friedrich Merz vor zehn oder 15 Jahren sei „eine Orientierung auf staatsmännische Positionen gewichen“, sagt Lindner.

    Merz nimmt es gelassen. In seinem Buch finden sich Positionen, die so auch in einem Lindner-Buch stehen könnten. In seinen Überlegungen zu einer modernen Deutung des Konservativen etwa schlägt Merz vor, „Privat vor Staat“ zu setzen. Diese Devise hat gerade erst der neue FDP-Generalsekretär Volker Wissing ausgegeben. Grundsätzliche Übereinstimmungen zwischen Lindner und Merz gibt es auch bei der Renten- oder der Steuerpolitik. Beide sind gegen Volksentscheide auf Bundesebene, Gentechnik ist für sie kein Teufelszeug.

    Die jüngere Generation muss Kritik vertragen. Da sind sich die Beiden einig

    Einig sind sich beide in der Beurteilung der jüngeren Generation. „Ich habe doch keine Schwierigkeiten damit, dass sich junge Menschen politisch engagieren. Ich habe nur eine Bitte: Hört auch mal zu“, sagt der dreifache Vater Merz, als die Sprache auf die Bewegung „Fridays for Future“ kommt. Und Lindner, der für seine öffentliche Kritik an der Aktivistin Greta Thunberg schon einiges einstecken musste, bekräftigt seine These, dass man die junge Generation nur ernst nehme, wenn man ihre Argumente nicht ungefragt durchgehen lasse.

    Am Ende wird deutlich, dass hier zwei Männer sitzen, die politisch mehr eint als trennt. Ob diese Einigkeit sie an die Spitze führt? Für Merz könnte der Titel seines Buches bekanntlich viel früher in Erfüllung gehen als für Lindner. Wenn er beim für Mitte Januar geplanten Parteitag nicht CDU-Chef wird, dann hat er viel neue Zeit, sich neuen Verantwortungen zu stellen.

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