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"Brexit": Obama appelliert an Großbritannien: Bleibt in der EU!

"Brexit"

Obama appelliert an Großbritannien: Bleibt in der EU!

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    Der Gast, der Schützenhilfe im Gepäck hat: Barack Obama – hier am Amtssitz des britischen Regierungschefs David Cameron – appellierte an die Briten, in der EU zu bleiben.
    Der Gast, der Schützenhilfe im Gepäck hat: Barack Obama – hier am Amtssitz des britischen Regierungschefs David Cameron – appellierte an die Briten, in der EU zu bleiben. Foto: Ben Stansell, afp

    Barack Obama war bei Freunden zu Gast – entsprechend wurde er in Großbritannien auch behandelt. Erst lud Königin Elizabeth II. ihn und seine Frau Michelle auf Schloss Windsor zu einem „privaten Lunch“ ein. Das Mittagessen dürfte mit vielen Glückwünschen gewürzt worden sein, immerhin feierte die Queen erst am Donnerstag ihren 90. Geburtstag.

    Barack Obama wandte sich an die britische Bevölkerung

    Barack Obama – höflich wie es sich gehört – wollte persönlich gratulieren. Doch wie das unter Freunden manchmal so ist, sie geben auch gern Ratschläge. Und so wandte sich der US-Präsident während seines Besuchs an die britische Bevölkerung und warb überraschend deutlich für einen Verbleib des Königreichs in der EU. „Die Europäische Union schmälert den britischen Einfluss nicht – sie vergrößert ihn“, schrieb er vorab in einem Gastbeitrag im konservativen Telegraph.

    Die Briten sollten stolz darauf sein, mit ihren Werten – wie Demokratie und offenen Märkten – die EU geprägt zu haben. Die EU mache Großbritannien nur noch großartiger und ein bisschen klang es, als stehe die besondere Beziehung der beiden Staaten auf dem Spiel. Obama betonte nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile Großbritanniens als EU-Mitglied, sondern auch die Bedeutung der Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. „Die zehntausenden Amerikaner, die auf Europas Friedhöfen liegen, sind eine stille Erinnerung daran, wie verflochten unser Wohlstand und unsere Sicherheit wirklich sind.“

    Es handle sich um einen Rat unter „Freunden“, beteuerte der US-Präsident – schließlich weiß er, wie heikel seine Einmischung ist. Die Atmosphäre zwei Monate vor dem Referendum, bei dem die Briten über den Verbleib Großbritanniens in der EU abstimmen, lädt sich von Tag zu Tag mehr auf. Die Debatten werden immer bitterer geführt. Umso bedeutender muss Obamas offene Intervention bewertet werden. Sowohl Washington als auch London dürften sich des Risikos bewusst sein, dass die Empfehlung des Amerikaners bei den Briten als Belehrung wahrgenommen werden könnte, was wiederum ein gefundenes Fressen für die EU-Gegner ist. Sie schimpften denn auch sofort, der Beitrag wäre „unangemessen“.

    Brexit: David Cameron freut sich über den Ratschlag

    Dagegen freute sich der britische Premierminister David Cameron über den Ratschlag von außen. „Die USA sind einer unserer engsten Verbündeten. Deshalb ist es wichtig zu hören, warum Barack Obama denkt, wir sollten in der EU bleiben“, antwortete Cameron per Twitter auf die Kritik, bevor er den Gast gestern Nachmittag in der Downing Street empfing.

    Das kommt kaum überraschend: Cameron kann dringend Unterstützung gebrauchen. Zwar liegen in Umfragen noch immer die Europabefürworter knapp vorn, doch es ist eben genau das: knapp. Deshalb setzt im Lager der EU-Befürworter langsam Panik ein, dazu gesellt sich eine gewisse Frustration. Die Versuche der pro-europäischen Initiative „Britain Stronger in Europe“, die Menschen von der Mitgliedschaft zu überzeugen, kritisieren viele als uninspiriert, langweilig, blass und vor allem: negativ. Im Zentrum der Kampagne stehen die Risiken eines Brexit – reine Angstmacherei, monieren deshalb viele Briten. Dagegen haben die Anhänger eines Austritts prominente Aushängeschilder, die rhetorisch brillieren und wissen, wonach die Medien lechzen. Londons schillernder Bürgermeister Boris Johnson ist ein ehemaliger Journalist, genauso wie Justizminister Michael Gove.

    Es war dann auch Johnson, der den Sturm der Entrüstung über Obamas Einmischung erst so richtig entfachte. Es sei „heuchlerisch“, empörte sich der Europaskeptiker, der auf das höchste Amt in Downing Street Nummer 10 schielt. Die USA würden „niemals irgendetwas wie die EU für sich selbst in Betracht ziehen“.

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