Das Dorf Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler soll abgerissen werden. Aktivistinnen und Aktivisten hatten noch versucht das zu verhindern, doch die Polizei will nun die letzten verbliebenen Häuser räumen. Die ursprünglichen Eigentümer haben die Gebäude verkauft, der Ort gehört nun dem Energieunternehmen RWE. Die Braunkohle, die unter dem Dorf liegt, soll abgebaut werden. Aber wollte Deutschland nicht für den Klimaschutz aus der Braunkohle aussteigen? Alle Informationen zu Termin und Zeitplan, gibt es hier.
Wo wird in Deutschland Braunkohle abgebaut?
In Deutschland gibt es drei Braunkohlereviere:
1. Rheinisches Revier mit den Kohlekraftwerken
- Garzweiler
- Inden
- Hambach
2. Mitteldeutsche Revier mit den Kohlekraftwerken
- Amsdorf
- Profen
- Vereinigtes Schleenhain
3. Lausitzer Revier mit den Kohlekraftwerken
- Welzow-Süd
- Jänschwalde
- Nochten
- Reichwalde
Braunkohleausstieg: Wann werden in Deutschland die Kohlekraftwerke stillgelegt?
Die Empfehlungen der Kohlekommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" wurden im "Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung" umgesetzt. Die Kohleverstromung soll schrittweise bis spätestens Ende 2038 vollständig beendet werden.
Konkret wird die Kohleverstromung bis zum Jahr 2022 durch Steinkohle- und Braunkohle-Kraftwerke auf jeweils etwa 15 Gigawatt reduziert. Bis 2030 sollen die Steinkohle-Kraftwerke auf acht Gigawatt und die Braunkohle-Kraftwerke auf neun Gigawatt-Leistung weiter reduziert werden. Bis spätestens Endes des Jahres 2038 soll Deutschland dann komplett aus der Kohleverstromung ausgestiegen sein.
Wie die Bundesregierung mitteilt, soll eine kontinuierliche Verringerung der Kraftwerke gewährleistet werden. In den Jahren, in denen weniger Braunkohle-Kraftwerke stillgelegt werden, sollen im Gegenzug mehr Steinkohle-Kraftwerke vom Netz gehen.
Für Nordrhein-Westfalen hat der Bundestag kürzlich aber für einen vorgezogenen Braunkohleausstieg gestimmt. Dort sollen die Kraftwerke statt 2038 bereits 2030 vom Netz genommen werden.
Die Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg verursachte wurde, wirbelt allerdings die Pläne der Bundesregierung durcheinander. Deswegen wurde beschlossen, dass zwei Braunkohle-Kraftwerk, die eigentlich 2022 hätten abgeschaltet werden sollen, bis März 2024 weiterlaufen. Dabei handelt es sich um die Kraftwerke Neurath D und Neurath E in Nordrhein-Westfalen. Im September 2023 soll dann geprüft werden, ob die Blöcke noch ein weiteres Jahr am Netz bleiben sollen. Beide Anlagen haben eine Leistung von 1,2 Gigawatt. Das entspricht in etwa der eines Atomkraftwerkes.
Die anderen Braunkohle-Kraftwerke in Deutschland sollen erst 2038 abgeschaltet werden. Die Ampel-Koalition hatte sich allerdings darauf geeinigt, den Ausstieg in Deutschland - wenn möglich - auf 2030 vorzuziehen.
Werden die Betreiber der Kohlekraftwerke entschädigt?
Über vertragliche Vereinbarungen mit den Betreibern werden die Braunkohlekraftwerke stillgelegt. Dafür, dass die Kraftwerke vorzeitig vom Netz gehen, bekommen die Betreiber insgesamt eine Entschädigung von 4,35 Milliarden Euro. Betreiber für Anlagen im Westen Deutschlands sollen 2,6 Milliarden Euro erhalten, Betreiber für Kohlekraftwerke im Osten 1,75 Milliarden Euro.
Kohleausstieg: Werden betroffene Beschäftigte entschädigt?
Mitarbeiter der Kohlekraftwerke, die mindestens 58 Jahre alt sind und durch den Ausstieg ihren Arbeitsplatz verlieren können laut Bundesregierung Anpassungsgeld erhalten. Bis zum Eintritt in die Rente wird es als Überbrückungshilfe für maximal fünf Jahre bezahlt. Sollten die Beschäftigten Rentenabschläge hinnehmen müssen, da sie vorzeitig die Altersrente in Anspruch nehmen, könne das ausgeglichen werden.
Wie wird in Zukunft die Energieversorgung sichergestellt?
Deutschland möchte nicht nur aus der Kohleverstromung, sondern auch aus der Atomkraft aussteigen. Damit die Versorgung mit Energie trotzdem gewährleistet werden kann, sieht das Gesetz mehrere Vorkehrungen vor:
- Nach Angaben der Bundesregierung werde regemäßig untersucht, wie sich die Stilllegung der Kohlekraftwerke auf die Versorgungssicherheit auswirkt. In den Jahren 2026, 2029 und 2032 werde geprüft, ob Kraftwerke, die ab 2030 stillgelegt werden sollen, jeweils um drei Jahre vorgezogen werden können. Sollte das der Fall sein könnte Deutschland bereits 2035 alle Kohlekraftwerke vom Netz nehmen. Die Kohle soll durch Erneuerbare Energien ersetzt werden.
- Die Bundesregierung prüfe außerdem regelmäßig die Auswirkungen auf die Strompreise. Sollten diese zu sehr steigen, sollen private sowie gewerbliche Stromverbraucher entlastet werden. Ab 2023 könne dafür ein jährlicher Netzkostenzuschuss gezahlt werden. Wenn durch die Kohlereduktion der Börsenstrompreis steigen sollte, sei es möglich, dass stromkostenintensive Unternehmen einen Zuschuss erhalten.