Douglas Macgregor hat sich wenige Freunde bei den Streitkräften gemacht, als er 2011 in Foreign Policy für massive Einschnitte im Rüstungshaushalt warb. „Warum brauchen wir diese ganzen Einrichtungen?“, fragte der an der Militärakademie von West Point ausgebildete Offizier, der sich als Kommandant einer Panzereinheit im ersten Golfkrieg einen Namen gemacht hatte. Der Kalte Krieg sei geschlagen, die Ziele erreicht und es gebe wenig echte Bedrohungen. „Es ist Zeit, den Sieg zu erklären und nach Hause zu gehen.“
Macgregor will nicht nur an den Rändern sparen, sondern zielt auf das Herz der in Übersee stationierten Streitkräfte. Dafür schlug er vor, die zurzeit in Stuttgart ansässigen U.S. European Command und U.S. Africa Command wieder zusammenzulegen und in die Einrichtungen zu verlegen, die früher vom gemeinsamen Streitkräfte-Kommando in Hampton Roads, Virginia, genutzt wurden. Durch die Gründung eines „Atlantic Commands“ ließen sich viele Drei- und Vier-Sterne-Generalsposten einsparen.
Werden die US-Soldaten aus Deutschland abgezogen?
Auch seine kritische Haltung gegenüber der Nato hat den 2004 verbittert über seine Nichtbeförderung in den Generalsrang als Oberst ausgeschiedenen Macgregor zum Außenseiter gemacht. Obwohl er sich im Kosovo-Krieg als Planungschef des Oberbefehlshabers der Nato-Streitkräfte Lorbeeren verdiente, hält er das Bündnis heute für einen „Zombie“. Der seit Jahrzehnten mit Macgregor befreundete Militärstratege Daniel Davis nennt ihn dennoch eine ideale Wahl für den Botschafter-Posten in Berlin. „Er kann Trumps Instinkte effektiv umsetzen“, meinte er mit Blick auf den im Juni angekündigten Abzug von 9500 Soldaten aus Deutschland.
Dabei hilft dem Isolationisten gewiss, dass er Deutschland gut kennt und die Sprache spricht. Der an der Universität von Virginia promovierte Offizier hat die deutsche Militärgeschichte des Zweiten Weltkriegs studiert und beschäftigte sich mit dem Einfluss der Sowjetunion auf das innerdeutsche Verhältnis. Mit seinem Vorgänger Richard Grenell teilt Macgregor Ergebenheit und Loyalität zu Donald Trump. Im Unterschied zu dem forschen Ex-Botschafter meidet er aber Twitter und pflegt einen diplomatischeren Stil. Was ihn nicht weniger radikal in seiner Weltsicht macht.
Macgregor kommentierte regelmäßig für Trumps Haussender Fox
Als regelmäßiger Kommentator und Analyst auf Trumps Haussender Fox fiel er wiederholt mit Gedankengut auf, das bei weißen Nationalisten populär ist. In einem Interview mit Tucker Carlson 2019 beklagte Macgregor, dass Kalifornien wegen Einwanderung aus dem Süden „kein mehrheitlich englisch-sprechender weißer Bundesstaat mehr ist“. Je mehr „dieser Leute“ kämen, desto besser sei das für die Demokraten. Aussagen wie diese dürften seine erforderliche Bestätigung durch den Senat erschweren. Wie überhaupt ungewiss ist, ob es vor den Wahlen im November zu Anhörungen kommt. Sollte der nächste Präsident Joe Biden heißen, wird die amtierende Botschafterin Robin Quinville die Geschäfte noch eine Weile kommissarisch führen.
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