Aufgrund von Sparmaßnahmen trennen sich derzeit bundesweit katholische Bistümer von Schulen in ihrer Trägerschaft oder erwägen diesen Schritt. So will sich das bayerische Bistum Eichstätt aus den Trägerschaften seiner fünf allgemeinbildenden Schulen "komplett zurückziehen", erklärte eine Sprecherin. Betroffen davon seien rund 2800 Schülerinnen und Schüler. Dem Bistum, das für 2023 mit einem Jahresfehlbetrag von rund 15 Millionen Euro rechnet, würde das "allein für den laufenden Betrieb rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr einsparen". Beschleunigt und verstärkt wird die Situation im Bistum Eichstätt und andernorts durch wegbrechende Kirchensteuereinnahmen – bei zugleich hohen Kirchenaustrittszahlen, unter anderem wegen kirchlicher Skandale, und bei den allgemeinen Kostensteigerungen.
Staat und Kirchen konkurrieren um Lehrkräfte
Die Entwicklung sorgt zunehmend für eine Debatte über die Bedeutung kirchlicher Schulen und einer vielfältigen Schullandschaft. Peter Nothaft, Direktor des Katholischen Schulwerks in Bayern, sagte auf Anfrage: "Wenn sich keine weiteren Veränderungen in der Refinanzierung ergeben, sehe ich in den kommenden Jahren drei bis fünf kirchliche Schulen pro Jahr in Gefahr." Ein großes Problem sei auch der Lehrermangel. Sowie: der Staat als Konkurrent um Personal. "Wir würden uns dringend wünschen, dass die gesetzliche Möglichkeit der zeitweisen Beurlaubung staatlicher Lehrkräfte an staatlich anerkannte Ersatzschulen wieder in breiterem Umfang möglich wäre", so Nothaft. Vonseiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hieß es: "Die Konkurrenzsituation mit dem Staat ist groß." Bei Gymnasien und Realschulen etwa hätten staatliche Abwerbungen dazu geführt, "dass auch Lehrkräfte evangelischer Schulen wegen des dortigen Verbeamtungsangebots zum Staat gewechselt sind, was die Situation verschärft hat".
Zur Einordnung: Das Katholische Schulwerk in Bayern ist ein Verband der sieben bayerischen (Erz-)Diözesen und vertritt 181 von mehr als 300 katholischen Schulen aller Schularten mit insgesamt über 80.000 Schülerinnen und Schülern und etwa 7000 Lehrkräften. In evangelischer Trägerschaft befinden sich in Bayern 159 Schulen mit knapp 25.000 Schülern und einem Personalstand von über 3800.
"Wir brauchen mehr Träger von Schulen in freier Trägerschaft, nicht weniger"
Trotz der spürbar angespannten Lage sind der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern noch "keine Überlegungen für die Schließung allgemeinbildender Schulen bekannt". Bei einer Umfrage unserer Redaktion unter den katholischen (Erz-)Bistümern in Bayern bekräftigten diese, wie Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer, "alles Mögliche" unternehmen zu wollen, um ihre Schulen zu erhalten. Gleiches gelte für die Kindertageseinrichtungen, die sich – zum Beispiel die 430 im Bistum Augsburg – oft in der Trägerschaft örtlicher Kirchenstiftungen befinden. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Finanzdirektor des Bistums Augsburg betont, dass man an den 46 Schulen festhalten werde.
Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrats, der Dachorganisation der Landeselternvertretungen, appellierte an die Kirchen, nicht aus dem Bildungsbereich auszusteigen. "Wir brauchen mehr Träger von Schulen in freier Trägerschaft, nicht weniger, um das Bildungssystem in der aktuellen, von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger selbst als katastrophal beschriebenen Situation zu entlasten", sagte sie unserer Redaktion.