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Waldbrandgefahr: Wie sich Deutschland gegen Waldbrände rüstet

Waldbrandgefahr

Wie sich Deutschland gegen Waldbrände rüstet

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    Hubschrauber der Bundespolizei fliegen mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter über den Nationalpark Sächsische Schweiz.
    Hubschrauber der Bundespolizei fliegen mit einem Löschwasser-Außenlastbehälter über den Nationalpark Sächsische Schweiz. Foto: Robert Michael, dpa

    Als sich die Flammen durch den Berliner Grunewald fressen, kann die Feuerwehr nicht mit voller Kraft gegenhalten. Ihr fehlt ein Löschflugzeug. Es ist nicht verfügbar, weil es in der Sächsischen Schweiz gebraucht wird, wo die Bäume schon Tage brennen. Das Beispiel zeigt, dass Deutschland auf die neue Realität noch nicht richtig vorbereitet ist. Ein Blick auf den Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes zeigt auf der Karte dicke rote Flecken im Osten, aber auch in Bayern und Baden-Württemberg.

    „Mit aller Kraft werden wir die Versäumnisse der letzten Jahre aufholen. Denn wir wollen und müssen unsere Bevölkerung besser schützen“, sagte die zuständige Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) unserer Redaktion. Ihre Chefin, Innenministerin Nancy Faeser, hatte einen Neustart des Zivilschutzes ausgerufen. Dazu zählt beim Kampf gegen Waldbrände, dass der Bund mehr Feuerwehrautos anschafft, die von den Ländern mitgenutzt werden können. Die Bundespolizei will zudem mehr Transporthubschrauber kaufen, die Wasser über lodernden Waldstücken abwerfen können.

    In Bayern gibt es tägliche Beobachtungsflüge, um Waldbrände aufzuspüren

    Grundsätzlich ist die Katastrophenabwehr aber Sache der Länder. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sieht den Freistaat gut gerüstet. „Die Luftrettungsstaffel Bayern ermöglicht mit ihren Beobachtungsflügen das frühzeitige Erkennen von Waldbränden, eine rasche Alarmierung der Feuerwehr und bei Bedarf eine gezielte Unterstützung aus der Luft bei den Löscharbeiten. Derzeit sind in allen Regierungsbezirken tägliche Beobachtungsflüge angeordnet“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion und fügte hinzu: „Für den Löscheinsatz per Hubschrauber stehen in Bayern an 18 Standorten jederzeit rund 50 staatlich beschaffte Löschwasser-Außenbehälter mit bis zu 5000 Litern Fassungsvermögen bereit.“

    Feuerforscher würde auch Förster und Waldarbeiter ausbilden

    Dass es nicht reichen wird, einfach mehr Technik vorzuhalten, davon ist der Waldbrandexperte Johann Georg Goldammer überzeugt. Der weltweit anerkannte Wissenschaftler erforscht seit Jahrzehnten, wie und warum es in Wäldern und auf Feldern brennt. Bei den Feuerwehren sieht er einen Nachholbedarf in der taktischen Schulung. Es werde zu stark von Löschfahrzeug und Schlauch gedacht. „Wir müssen in der Ausbildung stärker verankern, wie Feuer mit Feuer bekämpft werden kann.

    Und wir brauchen Leute, die mit Rucksackspritzen und Hacken in unzugänglichem Gelände vorgehen“, sagte Goldammer. In Freiburg hat er ein Modellprojekt entwickelt. Förster und Waldarbeiter werden dort für das Löschen ausgebildet. Es gibt Testversuche mit geländegängigen Forstfahrzeugen und Traktoren, die im Notfall mit einem Wassertank ausgerüstet werden können, um mehr Wasser in steile, unzugängliche Lagen zu bekommen. Der Feuerexperte sieht aber auch Landwirte, Waldbesitzer und Anwohner in der Pflicht.

    Goldammer kritisiert, dass Wälder sich selbst überlassen und gebrochene Stämme nicht mehr rausgeschafft werden. „Die Glutnester, von denen so viel geredet wird, bilden sich in Wäldern mit zu viel Totholz.“ Der Experte warnt, die hohe Waldbrandgefahr zu unterschätzen, wenn auf sehr trockene wieder einmal zwei, drei feuchte Jahre folgen. „Wir stehen am Beginn der Klimakrise“, sagt der 72-Jährige. Er sieht die Welt vor dem Beginn einer neuen Ära – der Ära des Feuers.

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