Die Welt trauert um den emeritierten Papst Benedikt XVI., der an Silvester mit 95 Jahren um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan gestorben ist. Er war von 2005 bis 2013 das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Wenn ein Papst stirbt, müssen genaue Vorgaben beachtet werden. Wann Benedikt XVI. beerdigt wird, wie die Zeremonie abläuft und welche Gäste erwartet werden, erfahren Sie hier.
Was ist mit dem emeritierten Papst Benedikt XVI. nach seinem Tod passiert?
Nachdem Benedikt am Silvestertag gestorben war, teilte sein Privatsekretär Georg Gänswein die Nachricht Papst Franziskus mit. Der 86 Jahre alte Argentinier sei zehn Minuten später bei Benedikt gewesen. Dort habe er schweigend an dessen leblosem Körper ein Gebet gehalten. Am gleichen Abend sagte Franziskus über den früheren Pontifex, dass er eine "so edle, so sanfte Person" und ein Geschenk für die Kirche gewesen sei.
Der Leichnam des früheren Papstes wurde mit einem Kleinbus den kurzen Weg vom Kloster zum Petersdom gefahren. Danach gab es eine kleine, nicht-öffentliche Trauerfeier, bei der unter anderem sein langjähriger Privatsekretär Georg Gänswein dabei war.
Benedikt ist seit Montag im Petersdom in Rom öffentlich aufgebahrt. Er liegt dort auf Kissen gebettet und mit gefalteten Händen vor dem Hauptaltar. Dort können sich die Gläubigen von ihm verabschieden. Links und rechts neben dem toten Papst stehen Schweizergardisten, die den Papst beschützen.
Am Montag war die Basilika von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Dienstag und Mittwoch können die Besucher bereits ab 7 Uhr kommen. Vor dem Petersdom bildeten sich bereits lange Schlangen. Manche warteten dort seit der Nacht, um morgens gleich Einlass zu bekommen. Der Vatikan rechnete mit jeweils bis zu 35.000 Besuchern pro Tag. Tatsächlich waren aber bereits am Montag 65.000 Menschen vor Ort. Zur Trauerfeier am Donnerstag werden bis zu 60.000 Personen erwartet.
Termin und Uhrzeit: Wann ist die Beerdigung von Papst Benedikt XVI.?
Am Donnerstag, 5. Januar, findet das Requiem, also die Totenmesse auf dem Petersplatz in Rom statt. Den Gottesdienst, der um 9.30 Uhr beginnt, wird Papst Franziskus leiten. Es ist eine historische Beerdigung, denn es ist das erste Mal, dass ein Papst einen anderen beerdigt. Möglich ist das, weil Benedikt 2013 als erster Papst seit 700 Jahren freiwillig zurücktrat.
Für den Vatikan ist die Beerdigung von Benedikt protokollarisches Neuland, denn es ist nicht geregelt, wie zu verfahren ist, wenn ein emeritierter Papst stirbt. Johannes Paul II. verfasste 1996 die Apostolische Konstitution "Universi Dominici Gregis", die den Ablauf regelt, wenn ein Papst stirbt. Eigentlich hätte die Bevölkerung über den Tod von Benedikt durch den Kardinalvikal in Rom erfahren müssen. Das übernahm allerdings - wie erwartet - der Sprecher des Heiligen Stuhls Matteo Bruni mit einer Presseerklärung in sechs Sprachen um 10.32 Uhr.
Weitere Vorschriften der Konstitution, zum Beispiel die Fortführung der Amtsgeschäfte, finden keine Anwendung, da Papst Franziskus ja im Amt ist und es somit keinen unbesetzten Papststuhl, auch Sedisvakanz genannt, gibt.
Ablauf: Wie wird der verstorbene Papst Benedikt XVI. beerdigt?
Nach Angaben des Vatikan-Sprechers Bruni hatte sich der frühere Papst eine schlichte Trauerfeier und Beisetzung gewünscht. Das werde ihm erfüllt, erklärte Bruni.
Der Vatikan gab bekannt, dass Benedikt eine Zeremonie und eine Beisetzung wie ein Papst bekomme, sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni. Es gebe allerdings kleinere Veränderungen, wie der Verzicht auf Gebete, die in der Zeremonie für ein Konklave zur Wahl des neuen Papstes gedacht sind.
Am Mittwochabend soll der Leichnam des früheren Papstes in einen Sarg aus Zypressenholz gelegt werden. Somit wird er bei der Trauerfeier am Dinnerstag nicht mehr zu sehen sein.
Die Messe wird Papst Franziskus leiten, wie Bruni sagte. Die Trauerfeier am Altar werde allerdings Kardinal Giovanni Battista Re übernehmen, weil der 86-jährige Franziskus unter Knieschmerzen leidet. Der Papst werde aber die Predigt halten.
Nach dem Gottesdienst wird der Sarg laut Bruni in den Petersdom getragen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werde dieser in eine Zinkkiste gelegt, welche schließlich in seine zukünftige Ruhestätte in der Grotte des Petersdoms untergebracht wird.
Nach der Zeremonie auf dem Petersplatz werde der Sarg von Benedikt unter Ausschluss der Öffentlichkeit in eine Zinkkiste gelegt, sagt Bruni. Anschließend wird der emeritierte Papst in der Krypta des Petersdoms beigesetzt. Dort fanden auch schon etliche andere Päpste ihre letzte Ruhestätte. Benedikt hatte sich gewünscht, dort beerdigt zu werden, wo einst Johannes Paul II. nach seinem Tod zunächst beigesetzt wurde. Nach seiner Seligsprechung wurden die sterblichen Überreste von Johannes Paul II. in eine Kapelle im Petersdom gebracht.
Welche Gäste kommen zur Trauerfeier von Benedikt XVI.?
Unter den ersten Gästen am Montag war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Auch Staatspräsident Sergio Mattarella war in der Basilika.
Zur Trauerfeier am Donnerstag wurden zwei offizielle ausländische Delegationen eingeladen. Eine reist aus Benedikts Heimat Deutschland an. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich bereits angekündigt. Die andere Delegation kommt aus Italien. Zudem werden viele Kardinäle in der italienischen Hauptstadt erwartet. Besonders jene, die Benedikt in das Kardinalskollegium geholt hatte.
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will am Donnerstag nach Rom reisen. "Es ist eine große Ehre, auch für viele, die dabei sein werden, am Requiem teilzunehmen", sagte Söder. Aus ganz Bayern sollen Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft am Petersplatz Abschied nehmen.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas werden ebenfalls zur Trauerfeier auf den Petersplatz kommen. Der Kardinal und Münchner Erzbischof Reinhard Marx reist schon am Mittwoch nach Rom.
Nach Einschätzung des Biografen Peter Seewald hätte sich Benedikt XVI. gewünscht, dass vor allem Menschen aus seiner Heimat Bayern zur Trauerfeier kommen. Mit deutschen Bischöfen habe es immer wieder Unstimmigkeiten gegeben, aber die Beziehung Benedikts zu Bayern sei "bis zum Schluss unglaublich stark und ungebrochen" gewesen, erklärte Seewald.
Können Gläubige auch in Deutschland Abschied von Benedikt XVI. nehmen?
Seit Montag liegt zum Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. ein Kondolenzbuch in der Berliner Apostolischen Nuntiatur aus. Gläubige können sich darin bis Mittwoch von 10 bis 17 Uhr eintragen, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz. Die Apostolische Nuntiatur ist die diplomatische Vertretung des Heiligen Stuhls in Rom.
Den Angaben zufolge liegen auch im Dom zu Limburg und am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn Kondolenzbücher aus. In seinem Heimatort Marktl am Inn, im Kölner Dom und in vielen anderen Orten wurden für Benedikt Kerzen angezündet.
München hat im Rathaus das Goldene Buch ausgelegt, in das sich Benedikt bei einem Besuch 2006 in der Landeshauptstadt eingetragen hatte. Zudem liegt in der Hofkapelle der Münchner Residenz das Kondolenzbuch aus, in das sich Trauernde bis zum 12. Januar eintragen können.
Am Donnerstag sollen für den früheren Papst die Glocken läuten: Den 27 katholischen Bistümern wurde von der Deutschen Bischofskonferenz geraten, am 5. Januar um 11.00 Uhr bundesweit ein Trauergeläut zu arrangieren.
Wird die Beerdigung von Benedikt im Fernsehen übertragen?
Der Fernsehsender Zdf überträgt die Trauerfeier des emeritierten Papstes am Donnerstag von 9.05 bis 11.15 Uhr vom Petersplatz. Auch zu sehen im Livestream in der Zdf -Mediathek.
Auch der Bayerische Rundfunk zeigt die Zeremonie von 8.15 bis 11.30 Uhr.
Hatte der frühere Papst ein Testament?
Benedikt XVI. verfasste sein Testament am 29. August 2006. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Papst. In dem Text danke er Gott, der ihm das Leben geschenkt, ihn aber auch durch vielerlei Wirrnisse begleitet habe. "Betet für mich, damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt", schrieb Benedikt in seinem Testament, das der Vatikan nach seinem Tod veröffentlichte. "Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung", schrieb der Vorgänger von Franziskus weiter.
In dem Text nahm Benedikt auch Bezug auf seine "schöne Heimat im bayerischen Voralpenland". "Ich bete darum, dass unser Land ein Land des Glaubens bleibt und bitte Euch, liebe Landsleute: Lasst euch nicht vom Glauben abbringen", sagte der frühere Papst. Seinen Weggefährten gab er den Rat: "Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!"
Auch seine letzten Worte habe Benedikt leise flüsternd Gott gewidmet und sagte "Herr, ich liebe dich". Ein Pfleger sei zu diesem Zeitpunkt bei ihm gewesen und erzählte danach seinem Privatsekretär Georg Gänswein davon.
Wer war Benedikt XVI.?
Der bürgerliche Name des früheren Papstes war Joseph Ratzinger. Er wurde in Oberbayern geboren und trat am 19. April 2005 die Nachfolge von Johannes Paul II. an. Er war der erste deutsche Papst seit rund 480 Jahren. Er führte den konservativen Kurs seines Vorgängers fort und verweigerte eine Modernisierung der Kirche.
Seine Amtszeit war auch vom Missbrauchsskandal geprägt, der der katholischen Kirche eine tiefe Krise bescherte. 2013 trat Benedikt freiwillig zurück und erregte damit großes Aufsehen. Er war der erste Papst seit mehr als 700 Jahren, der diesen Schritt wagte.
Sein Nachfolger wurde der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Seit seinem Rückritt lebte Benedikt zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae in Rom. Seit Monaten wurde sein Gesundheitszustand immer schlechter, zuletzt konnte er kaum noch sprechen. (mit dpa)