Die Begegnung in Sotschi an diesem Freitag wird mit besonderer Spannung erwartet, denn Putin hat die vom Lukaschenko-Regime erzwungene Landung eines Passagierflugzeugs samt Verhaftung eines Regierungskritikers bislang nicht kommentiert.
Alexander Lukaschenko hat schon einmal vorgearbeitet und sich im Parlament von Minsk als Verteidiger Russlands inszeniert. Er weiß, dass sein Schicksal von Moskau abhängt. Die Erzählung, Belarus sei eine Art Pufferzone für die Angriffe aus dem Westen auf Russland, pflegt der Autokrat seit Monaten. Er gibt Putin zu verstehen, dass es in Belarus nie wieder einen solchen antiwestlichen Machthaber geben wird wie ihn.
Kreml hat Belarus in der Hand
Noch weiß er den Kreml hinter sich, und doch erhöht er den Einsatz, sich dieses Schutzes zu vergewissern – ohne den weiteren Verlust der internationalen Reputation zu beachten. Seine Luftpiraterie-Aktion machte ihn zur Gefahr für die Sicherheit in Europa. Der Kreml hat den Juniorpartner Belarus in der Hand und nutzt dieses Ungleichgewicht, um Lukaschenko unter Druck zu setzen. Letztlich geht es Moskau um einen Unionsstaat, in dem sich Belarus Russland unterwirft.
Lukaschenko wehrte sich lange Zeit dagegen und bestand auf der Souveränität seines Landes. Seit der offensichtlich gefälschten Präsidentenwahl und der brutalen Niederschlagung der landesweiten Proteste kann er diese Position immer weniger halten. In dieser Situation steht ihm nur noch Russland bei. Moskau will russische Militärbasen in Belarus etablieren und will letztlich einen Machtwechsel in Belarus – zu eigenen Bedingungen.
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