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Bauwirtschaft: Wohnungsbau steckt in der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten

Bauwirtschaft

Wohnungsbau steckt in der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten

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    Die Bauwirtschaft steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten.
    Die Bauwirtschaft steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Foto: Marijan Murat, dpa

    Die Bauwirtschaft steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten fest. Und die Unternehmen befürchten nach Angaben des Münchener Ifo-Instituts für das erste Halbjahr 2024 sogar weitere Einbußen. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, sagte unserer Redaktion: "Der Wohnungsbau sieht sich weiter einer Zangenbewegung ausgesetzt. Auf der einen Seite werden bestehende Aufträge storniert, und auf der anderen Seite kommen deutlich weniger neue Aufträge rein." 

    Der Geschäftsklima-Index im Wohnungsbau ist zuletzt auf ein Allzeittief gefallen. Seit 1991 war die Stimmung nicht mehr so schlecht. Und laut Wohlrabe bleibt die Perspektive düster. "Es gibt leider im Moment auch wenig Hoffnungszeichen, dass es wieder besser wird." Die Bauzinsen seien zwar etwas gesunken, aber ob das schon reiche und vor allem wann sich das in Neuaufträgen widerspiegele, sei noch nicht abzusehen, so der Ökonom. 

    Immerhin sieht Wohlrabe noch keine Pleitewelle auf die Branche zukommen: "Im Moment sehen wir noch keine signifikanten Entwicklungen bei den Insolvenzzahlen. Die Baufirmen nutzen gerade noch bestehende Altaufträge." Schwierig werde es aber für die Unternehmen, die nur Wohnungsbau anbieten. Im November hatten bereits 8,9 Prozent der Baufirmen angegeben, dass sie Existenzsorgen haben. Da viele Betriebe auch Tiefbauarbeiten anbieten, könnten sie den Ausfall oder Rückgang zumindest teilweise kompensieren, sagt Wohlrabe. Aber: "Wenn die Krise andauert, wird es sicherlich zu einem Anstieg der Insolvenzen kommen." Steffen Mechter, Leiter des Geschäftsbereichs Bau der BayWa AG, sagte Ippen.Media: "So eine Krise in der Dynamik und der Tiefe haben wir seit 50 Jahren nicht erlebt."

    Zentraler Immobilien-Ausschuss (ZIA): Die Maßnahmen reichen nicht

    Für die Bundesregierung sind die trüben Aussichten in der Bauindustrie eine schlechte Nachricht. Das selbst gesteckte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr rückt in weite Ferne. Die Zahl, die für den eigentlichen Bedarf sogar zu klein ist, wird laut Bundesbauministerium nach 2023 wohl auch 2024 deutlich verfehlt. Zumal die Ampel nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sparen muss.

    Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA), des Spitzenverbandes der deutschen Immobilienwirtschaft, attestiert Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zwar, das Problem erkannt zu haben, nur reichten die beschlossenen Maßnahmen eben nicht für eine Wende: "Was fehlt, sind Wohnungen im mittleren Segment – für die sprichwörtliche Krankenschwester oder den Polizisten, die beim Wohngeld vielleicht hinten runterfallen. Das lässt sich mit zinsverbilligten KfW-Darlehen ankurbeln." Der

    Nach dem Karlsruher Urteil stünden zwar immerhin insgesamt zwei Milliarden Euro für zwei Jahre zur Verfügung. Aber: "Es reicht – natürlich – nicht. Die kommunalen Wohnungsgesellschaften leisten schon viel. Nur: Man kann nicht aufholen, was über Jahre in Bund und Ländern nicht gemacht wurde. Wir müssen jetzt echt Gas geben. Wohnen ist ein Grundbedürfnis – so wichtig wie Wasser und Brot." Von den Ländern erwartet sie deshalb, dass diese die Grunderwerbsteuer absenken. Zudem fordert sie, die Bauvorschriften "radikal" auszudünnen, "damit endlich Tempo ins serielle Bauen kommt". 

    Auch in der Region ist die Lage äußerst schwierig. Laut Schwabens Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch haben sich bereits 160 Betriebe über Kurzarbeit informiert. "Der Bau leidet, weil sich private Bauherren nicht mehr trauen, Firmen Investitionen zurückhalten und der Staat auf seine Schuldenbremse pocht." 

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