Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat nach dreimonatiger Pause seine Raketentests wiederaufgenommen.
Nordkorea habe am Montag zwei Flugkörper abgefeuert, bei denen es sich vermutlich um ballistische Raketen von kurzer Reichweite gehandelt habe, teilte Südkoreas Generalstab mit. Eine genauere Analyse werde gemeinsam mit den US-Behörden vorgenommen.
UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe tragen können. Es war der erste Raketentest des wegen seines Atomwaffenprogramms isolierten Landes seit Ende November.
Das südkoreanische Militär hatte zunächst von zwei nicht identifizierten Projektilen gesprochen, die das Nachbarland in Richtung offenes Meer abgefeuert habe. Die Geschosse seien bei Wonsan an der Ostküste abgefeuert worden und etwa 240 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen. Auch Japans Verteidigungsminister bestätigte die Waffentests und sprach zuerst von zwei "ballistischen Raketen".
Südkoreas Militär bedauerte die Tests. Sie seien wenig hilfreich, "die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu reduzieren". Es deutete an, die Tests könnten im Rahmen von laufenden Manövern der nordkoreanischen Volksarmee durchgeführt worden sein. Nordkoreas Staatsmedien berichteten am vergangenen Freitag, Machthaber Kim Jong Un habe eine Artillerie-Übung vor Ort verfolgt.
Zuletzt hatte Nordkorea Ende November Raketen getestet, die laut Südkorea von einem großen Mehrfachraketenwerfer ausgingen. Seitdem nahm Nordkorea zunächst Abstand von weiteren Tests. In Südkorea wurde schon spekuliert, die Unterbrechung könnte eventuell mit Pjöngjangs strikten Maßnahmen gegen eine Verbreitung des Covid-19-Erregers zu tun haben. Bisher wurde in dem Land kein Infizierungsfall mit dem neuen Coronavirus gemeldet.
Beobachter vermuten, dass Nordkorea mit dem jüngsten Waffentest wieder Stärke demonstrieren wolle. Das sei wahrscheinlich einer der Punkte, die Nordkorea betonen wolle, insbesondere seit dem Treffen des Zentralkomitees der Arbeiterpartei Ende Dezember 2019: "Nationale Sicherheit ist eine Priorität von Kim Jong Un, trotz COVID19", schrieb der Nordkorea-Experte Ankit Panda auf Twitter.
Nordkoreas Machthaber hatte zum Abschluss des Parteitreffens gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine "neue strategische Waffe" seines Landes erleben. Kim erklärte außerdem, dass sich Pjöngjang grundsätzlich nicht mehr an sein Moratorium für Tests von Atombomben und Interkontinentalraketen gebunden sehe. Hintergrund sind die stockenden Nuklearverhandlungen der kommunistischen Führung mit den USA. Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen beider Länder im Februar 2019 in Vietnam kommen die Gespräche nicht mehr voran.
Angesichts der Krise um Covid-19 hatte Nordkorea alle Land-, Zug- und Flugverbindungen ins Ausland eingestellt - auch für Diplomaten. Alle Ausländer im Land wurden unter Quarantäne gestellt. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es vor einigen Tagen, Nordkorea habe angekündigt, einen Flug für ausreisewillige Ausländer von Pjöngjang nach Wladiwostok in Russland zu organisieren. Nach Informationen des Fernsehsenders CNN ist dieser Flug für diesen Freitag geplant. (dpa)