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Autogipfel: Söder verspricht 100 Millionen Euro für Zulieferer und Hersteller

Autogipfel

Söder verspricht beim Autogipfel 100 Millionen Euro als Hilfe

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    „Wir brauchen eine Autowende“, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und verspricht Hilfe.
    „Wir brauchen eine Autowende“, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und verspricht Hilfe. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Die Krise bei Zulieferunternehmen und die drohenden Einschnitte bei Autoherstellern wie Volkswagen lassen die Politik nicht unbeeindruckt. Nach einem Autogipfel mit Branchenvertretern und Mitgliedern der Bayerischen Staatsregierung kündigte Ministerpräsident Markus Söder ein Paket an, wie der Freistaat die Unternehmen unterstützen will. „Wir brauchen eine Autowende hin zu Innovation und Technologie“, sagte Söder. „Ohne Industrie hat Deutschland keine Zukunft, ohne Industrie wackelt der Wohlstand und ohne Wohlstand wackelt irgendwann auch die Demokratie“, warnte er.

    Konkret kündigte Söder an, aus dem Transformationsfonds des Freistaats mindestens 100 Millionen Euro für den Wandel in der Autoindustrie bereitzustellen. Das Geld soll Zulieferbetrieben, aber auch Herstellern zugutekommen und neue Technologien fördern. Projekte mit MAN und anderen Partnern, in denen 30 Millionen Euro in die Förderung der Batterie-Technologie fließen, dienten hier als Vorbild. Zudem bietet Söder an, die Autoindustrie mit Forschung zu unterstützen. Dazu sollten sich „fünf bis zehn Lehrstühle“ an den Technologietransferzentren im Freistaat künftig mit Themen aus dem Auto-Bereich beschäftigten. Entstehen soll ein „Automobil-Digital-Cluster“ zur Digitalisierung in der Autoindustrie.

    Söder: Brauchen 100.000 Ladepunkte in Bayern bis 2030

    Schließlich machte sich Söder dafür stark, den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Freistaat zu beschleunigen: „Wir haben das klare Ziel, bis 2030 in Bayern 100.000 Ladepunkte zu haben“, sagte er. „Im Moment haben wir 13.000.“ Bayern habe zwar die Anzahl seiner Ladepunkte seit 2018 verzehnfacht und liege im bundesweiten Vergleich vorne. „Aber das reicht natürlich nicht, um den Markt insgesamt zu stärken.“ Der Stromleitungsausbau solle deshalb beschleunigt werden, um neue Ladesäulen anschließen zu können. „Es kann nicht sein, dass der Anschluss acht bis zehn Jahre braucht - das ist kein Deutschland-Tempo, das ist kein Bayern-Tempo.“ Der CSU-Chef sprach sich zudem mit Blick auf München gegen Fahrverbote aus und für Privilegien für E-Auto-Fahrer beim Parken: „Mein Vorschlag sind drei Stunden umsonst Parken für E-Autos als wichtiges Signal für diesen Transformationsprozess.“

    Autogipfel zur Stützung der kriselnden Branche in München (von links): Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, IG-Metall-Chef Horst Ott, Ministerpräsident Markus Söder, Automobil-Präsidentin Hildegard Müller und Verkehrsminister Christian Bernreiter.
    Autogipfel zur Stützung der kriselnden Branche in München (von links): Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, IG-Metall-Chef Horst Ott, Ministerpräsident Markus Söder, Automobil-Präsidentin Hildegard Müller und Verkehrsminister Christian Bernreiter. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Auch die künftige Bundesregierung und die neue EU-Kommission müssten die Autoindustrie stärker im Blick haben. Vom Bund forderte Söder eine Neuauflage der Kaufprämie für E-Autos. „Der E-Auto-Markt ist eingebrochen, weil die Prämie weggefallen ist: Im Moment stehen die E-Autos auf dem Hof, keiner kauft sie, eine Prämie hilft da.“ Künftig könnte die Prämie auch für andere Antriebsformen wie E-Fuel-Fahrzeuge mit klimafreundlichen Flüssigkraftstoffen gezahlt werden. Von der EU forderte Söder unter anderem, das Verbrennerverbot für Neufahrzeuge ab 2035 zurückzunehmen. Die bayerische Autoindustrie, erinnerte Söder, stehe für über 400.000 Arbeitsplätze im Freistaat und einen Umsatz von 186 Milliarden Euro im Jahr.

    Hildegard Müller, VDA: Ladestrompreise müssen runter

    Am Autogipfel hatten neben Fahrzeugbauern wie BMW, Audi und MAN auch viele Zulieferer wie Schaeffler, Bosch und ZF Friedrichshafen teilgenommen. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Autoindustrie, mahnte, den Ausbau der Netze und der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, um die Wende zum E-Auto zu unterstützen. „Wir haben nicht ausreichend Energie für diese Transformation“, sagte sie. „Ein Ladestrompreis von bis zu 90 Cent pro Kilowattstunde ist kein gutes Angebot an Autofahrer.“

    Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger forderte die EU auf, auf Strafzahlungen für Hersteller zu verzichten, wenn sie kommendes Jahr angesichts des schleppenden Absatzes von E-Autos die Flottengrenzwerte von CO₂ reißen. Er mahnt an, die Mobilitätswende technologieoffen zu gestalten und schloss auch Verbrenner nicht aus:  „Zur Dekarbonisierung des Verkehrs werden wir alle modernen Antriebe brauchen – von Elektro über Wasserstoff bis zu modernen Verbrennern, die immer weniger CO₂ ausstoßen“, sagte er. „Es ist mir lieber, es wird ein moderner Verbrenner gekauft statt nichts“, sagt er.

    Großer Warnstreik bei VW

    Bayerns IG Metall-Chef Horst Ott mahnte, trotz Transformation die Arbeitsplätze zu sichern: „Wenn wir es schaffen, die Menschen zu begeistern und ihnen Sicherheit zu geben, kann diese Transformation gelingen“, sagte er. „Darum sind Ankündigungen für massenhaften Arbeitsplatzabbau nicht förderlich.“ Die IG Metall erwarte, dass sich die Arbeitgeber zum Standort Deutschland und den Arbeitsplätzen bekennen.

    Zehntausende Beschäftigte demonstrierten bei VW gegen die Schließung von Werken und für faire Bezahlung.
    Zehntausende Beschäftigte demonstrierten bei VW gegen die Schließung von Werken und für faire Bezahlung. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Nachdem Volkswagen angesichts eines Absatzeinbruchs angekündigt hatte, drei Werke schließen zu wollen, machte die IG Metall am Montag mit einem flächendeckenden Warnstreik mobil. Im Rahmen der Verhandlungen zu einem neuen Tarifvertrag legten an neun der zehn deutschen Standorte mehrere zehntausend Mitarbeiter zeitweise die Arbeit nieder und brachten die Bänder zum Stehen. Tausende zogen mit einem lautstarken Demonstrationszug durch das Stammwerk in Wolfsburg. „Wir haben die Schnauze voll“, riefen Beschäftigte in Zwickau vor dem Werkstor. Volkswagen hat rund 120.000 Beschäftigte in Deutschland.

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    7 Kommentare
    Burghard Deichmann

    Söder hat schon sehr viel versprochen. Seine Bilanz sieht aber düster aus. Jeden Tag was anderes.

    Michael Bauer

    100 Millionen ... neeeeeeeeeee ..... des wird nix !! ... besser wäre der Doppel-Wumms mit 100 Milliarden Sondervermögen .... und das alle 3 Monate ... dann könnte es klappen ...

    Maria Reichenauer

    Der E-Auto-Markt ist nicht hauptsächlich eingebrochen, weil die Prämie wegfiel, sondern weil an den Markt falsche Erwartungen gestellt wurden. Die Einführung eines neuen Antriebs muss ein kontinuierlicher Prozess sein – kein Hauruckverfahren. Hätte man 10 Jahre früher damit begonnen und schon da die Infrastruktur dazu im Auge gehabt, wäre man jetzt schon ein gutes Stück weiter. Stattdessen hat die Autoindustrie beschissen, betrogen, man hat bei der EU an den Grenzwerten geschraubt ... Jetzt soll man einen überteuerten Prototypen gegen ein gut laufendes Auto eintauschen – für wie blöd hält uns die Industrie eigentlich? Und die Produktpalette passt nicht. Nicht der schwere E-SUV gehört gefördert, wenn, dann ein alltagstaugliches E-Auto für Leute, die kurze Strecken fahren, viel in der Stadt unterwegs sind, ein Zweitauto suchen – auch für Leute ohne dickes Konto. China macht also alles richtig – nur bei uns hat mans nicht kapiert.

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    Klemens Hain

    Ihr Kommentar ist Großartig und auch ich bin voll und ganz Ihrer Meinung und Heute muss es die Belegschaft ausbaden, weil den Manager nichts bessere einfällt, statt aus Ihren Fehler zu lernen, immer das gleiche wie schon in den Achtziger Jahren viele Ihrer treuen Belegschaft vor die Türe zu gesetzt, wie Mies ist das denn!!!! Ich hoffe die Gewerkschaft kann sich durch setzen und die Belegschaft retten. Nicht die Belegschaft gehört entlassen, sondern die Führung des VW Konzerns, so viele Fehler und Skandale schon verursacht.

    Rainer Otto

    Wenn schon wenig Programm, dann wenigstens Geschenke. Söder der Weihnachtsmann.

    Lothar Seel

    " „Zur Dekarbonisierung des Verkehrs werden wir alle modernen Antriebe brauchen – von Elektro über Wasserstoff bis zu modernen Verbrennern, die immer weniger CO₂ ausstoßen“, sagte er. " Aiwanger bringt es auf den Punkt: Der Verbraucher weiß nicht, welche Technik sich durchsetzen wird. Er reagiert schlicht mit Kaufzurückhaltung. Bekannt ist ohnehin, dass die deutsche Batterietechnik nicht auf der Höhe der Zeit ist. China hat eine Batterie im Block entwickelt, die in zehn Minuten lädt und 600 Kilometer Reichweite aufweist. Deutschland baut sie in mehrere Akkumulatoren aufgeteilt, muss sie verkabeln und braucht seltene Erden. Anstatt der Grünen Ideologie das Wort zu reden, sollte bei Entscheidungen wieder mehr Intellekt zum Zuge kommen. Die deutschen e-Autos sind heute schon Ladenhüter. Und wer schon eines fährt, wird's beim Weiterverkauf spüren.

    Herbert Langenmair

    Mit welchem Recht bekommen die Hersteller die Millionen Steuergelder nur so in den Allerwertesten geschoben? Die Aktionäre bekommen jedes Jahr Milliarden von Dividenden ausbezahlt, sollen die doch zuerst mal verzichten., von zurückzahlen ist ja gar nicht zu denken. Wo kein Gewinn da keine Dividenden. Aber dank der Steuergelder kann man ja weiter fette Dividenden verteilen.

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