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Aus für alte Reaktoren: Kernkraftwerk wird rückgebaut

Kernkraft

Wie Frankreich Gebrauchsgegenstände aus radioaktivem Altmetall machen will

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    Der Kirchturm der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Deutschland steht vor dem Atomkraftwerk Fessenheim in Frankreich.
    Der Kirchturm der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Deutschland steht vor dem Atomkraftwerk Fessenheim in Frankreich. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Können aus Altmetall aus einem Atomkraftwerk Gebrauchsgegenstände wie Essbesteck, Türgriffe oder Töpfe hergestellt werden? Der französische Energiekonzern EDF sagt Ja und bewirbt sein Projekt einer Recyclingfabrik in unmittelbarer Nähe des früheren Kernkraftwerks Fessenheim an der Grenze zu Deutschland und der Schweiz. Den Plänen zufolge sollen dort sehr schwach radioaktive Metalle zu Barren aus Gusseisen oder Stahl verarbeitet werden.

    Die radioaktiven Elemente – schätzungsweise 15 Prozent des gesamten Materials – würden abgetrennt und in Aufbereitungsanlagen für Atommüll geschickt; diese könnten dadurch wiederum entlastet werden, so die Hoffnung. „Die Fabrik würde nach einem Kontroll-Prozess 20-Kilo-Barren aus Metall für jede Art der Verwendung herstellen“, sagt Laurent Jarry, ehemaliger Direktor des EDF-Standorts in Fessenheim, bei einer Pressekonferenz. „Dadurch wäre es möglich, 500.000 Tonnen schwach radioaktiver Metalle über einen Zeitraum von 40 Jahren zu verarbeiten.“

    Atomkraftwerk Fessenheim in Frankreich: Die Stilllegung ist bis heute umstritten

    Zu Wochenbeginn begann eine Bürgerdebatte, an deren Ende im Februar über das Projekt abgestimmt wird. Zudem muss das Projekt noch ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Sollte es erfolgreich sein, könnte das neue „Technozentrum“ ab 2027 gebaut werden und Ende 2031 einsatzbereit sein. Nach den aktuellen Plänen würde es sich über 15 Hektar erstrecken, 450 Millionen Euro kosten und rund 200 Jobs in der Region schaffen.

    Unabhängig davon beginnt im kommenden Jahr der Rückbau des Atomkraftwerks Fessenheim. Die Stilllegung der zwei Reaktoren, der bis dahin ältesten des Landes, durch den damaligen sozialistischen Präsidenten François Hollande ist bis heute umstritten. Während Befürworter der Schließung auf das hohe Alter und regelmäßige Zwischenfälle verwiesen, warfen Kritiker Hollande vor, die Entscheidung sei politisch motiviert oder ihm gar von Deutschland aufgezwungen worden. Dem Dorf und der ganzen Region, die jahrzehntelang von dem Kraftwerk als wichtigem Arbeitgeber profitiert hatten, habe der Schritt geschadet. 2000 Menschen waren in und um die Anlage direkt oder indirekt beschäftigt.

    Gebrauchsgegenstände aus radioaktivem Altmetall: In Deutschland wird das Verfahren bereits eingesetzt

    Die Recyclingpläne von EDF sind eine Premiere in Frankreich. In Deutschland, Schweden und den USA wird bereits ein ähnliches Verfahren angewandt, um Metalle von ihren stark radioaktiven Elementen zu befreien, bevor sie zur Wiederverwendung in Barren eingeschmolzen werden. In Frankreich hob ein Ministererlass im Jahr 2022 das bis dahin geltende Verbot der Rückgewinnung von schwach radioaktiven Abfällen unter bestimmten Bedingungen auf.

    Eine winzige Menge Radioaktivität verbleibt auch im recycelten Produkt. Laut der Nationalagentur für Nuklearabfälle Andra geht es dabei aber um ein „Niveau nahe der natürlichen Radioaktivität“. Atomkraftgegner argumentieren dagegen, es gebe keine harmlose Schwelle für Radioaktivität. Jede noch so geringe Dosis berge ein Gesundheitsrisiko, warnt etwa André Hatz von der Anti-Atomkraft-Vereinigung „Stop Fessenheim“.

    Der Physiker Jean-Marie Brom nährte im Vorfeld der öffentlichen Debatten, die aufgrund der Grenznähe simultan ins Deutsche übersetzt werden, grundsätzliche Zweifel an der Zuverlässigkeit von Informationen aus Kernenergie-Baustellen. Immer wieder seien diese in der Vergangenheit falsch gewesen: „Wie kann man also sicher sein, dass nur sehr schwach radioaktive Abfälle in dieses Technozentrum kommen?“ Gleichzeitig mache er sich „keine Illusion über den Ausgang der Debatte“ – das Projekt erscheine ihm kaum verhinderbar.

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