Der bei der Impfdebatte im Bundestag wegen einer Corona-Infektion verhinderte stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki sieht immer mehr Gründe für die Ablehnung einer allgemeinen Impfpflicht. „Wir haben bei der Omikron-Variante gelernt, dass die Impfung nicht davor schützt, andere anzustecken“, sagte Kubicki unserer Redaktion. „Das ist das schlagende Argument gegen eine Impfpflicht“, betonte der FDP-Bundestagsvizepräsident. „Ich bin selbst ein Beispiel dafür“, fügte er hinzu. „Ich bin nicht nur geimpft, ich bin auch geboostert und habe mich trotzdem infiziert und kann auch wieder andere anstecken.“
Wolfgang Kubicki: "Das Coronavirus hält sich nicht an die Frage des Impfstatus"
Die Omikron-Variante habe zudem gezeigt, dass trotz sehr hoher Infektionszahlen keine Überlastung des Gesundheitssystems drohe. Es sei in einem Rechtsstaat schwer zu ertragen, Menschen allein zu ihrem eigenen Schutz gegen ihren Willen eine Impfung aufzudrücken, sagte Kubicki. „Entscheidend ist, dass in Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen getestet wird, ob jemand infektiös ist oder nicht, da spielt der Impfstatus bei der Omikron-Variante überhaupt keine Rolle mehr“, betonte der FDP-Politiker. „Deshalb könnte auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht wieder vollständig entfallen“, fügte er hinzu.
„Selbst wenn eine gefährlichere Variante im Herbst kommen mag, wären wir das einzige Land und die einzige Demokratie, die eine Impfpflicht einführt, nachdem Österreich gerade seine Impfpflicht ausgesetzt hat“, sagte der FDP-Politiker. „Eine wirkliche Impfkampagne wäre viel besser, aber die ist verpufft, obwohl dafür 16 Millionen Euro ausgegeben wurden“, kritisierte er. „Die Menschen sollen sich impfen lassen, weil ich selbst ein lebendes Beispiel dafür bin, dass es bei einer Impfung nur einen milden Verlauf gibt“, warb Kubicki. „Aber wir haben auch milde Verläufe bei Menschen, die nicht geimpft sind. Das Coronavirus hält sich nicht an die Frage des Impfstatus, sondern es macht, was es will.“ (AZ)
Wolfgang Kubicki war zu Gast in unserem Format "Augsburger Allgemeine Live". Sie können sich das ganze Gespräch hier noch einmal im Video ansehen: