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Audi in Brüssel: Geht Werk an Investor aus China?

Autoindustrie

Geht das Brüsseler Audi-Werk an einen Investor aus China?

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    Arbeiter haben mit Protestaktionen gegen die Schließung des Brüsseler Audi-Werks demonstriert.
    Arbeiter haben mit Protestaktionen gegen die Schließung des Brüsseler Audi-Werks demonstriert. Foto: Wiktor Dabkowski, dpa

    Die Spuren des letzten großen Aufbäumens der Arbeiter sind trotz des Regens am Montagmorgen noch vor dem Brüsseler Audi-Werk zu sehen. Am Zaun hängen Plakate und Banner - traurige Überbleibsel des wochenlangen Kampfs für die Zukunft des Standorts. „Nach Jahren der Rekordgewinne will man uns die Krise bezahlen lassen, aber das werden wir niemals akzeptieren“, hatte vergangenen Montag ein Gewerkschafter kämpferisch vor Demonstranten gesagt, weil Audi nicht mehr länger seine Elektroautos in der belgischen Hauptstadt herstellen will. Aber mittlerweile scheint die Wut gewichen, es herrscht Ernüchterung unter den knapp 3000 Arbeitern.

    Man solle nun schleunigst dazu übergehen, über Sozialpläne zu verhandeln, hieß es seitens der Arbeitnehmer. Die Erklärung des Mutterkonzerns Volkswagen, dem Standort in Brüssel kein Modell mehr zur Produktion zuweisen zu wollen, sobald die letzten Exemplare des Elektro-SUV Q8 e-tron im nächsten Jahr ausgeliefert werden, hat alle Hoffnungen zunichtegemacht. Zeitnah dürfte sich zumindest andeuten, ob die Fabrik eine Zukunft unter einem anderen Eigentümer hat. Aufsehenerregende Spekulationen gibt es: Steigt ein chinesisches Unternehmen ein und damit ausgerechnet ein Rivale aus der Volksrepublik? Es wäre für die EU ein Schlag ins Gesicht, die gerade viel davon spricht, heimische Autobauer vor der asiatischen Konkurrenz schützen zu wollen.

    Was wird aus dem Audi-Werk in Brüssel? Die Gerüchteküche brodelt

    Am Montag lief die Frist für Interessenten aus, ihre Unterlagen für eine mögliche Übernahme der Fabrik abzugeben. Laut Gewerkschaften lagen zuletzt rund 20 Bewerbungen vor. Doch Berichte, wonach auch Nio auf der Liste steht, dementierte der chinesische Premiumhersteller vor wenigen Tagen. Oder ließen sich die Chinesen, die sich selbst in einer schwierigen finanziellen Lage befinden, von der plötzlichen medialen Aufmerksamkeit abschrecken? Hinter den Kulissen war zu vernehmen, dass eine Delegation von Nio den Standort in den vergangenen Wochen besucht hat. Es gab also Interesse, was angesichts der scharfen Töne der EU gegenüber der Volksrepublik und angedrohten Strafzöllen keineswegs überrascht.

    Die Gemeinschaft sucht derzeit nach Wegen, um die kriselnde Industrie in Europa gegenüber der Konkurrenz aus dem Reich der Mitte zu verteidigen, die mit vergleichsweise günstigen Elektroautos den Markt erobern will. Der Preis werde „durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt“, kritisierte etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Deshalb erhebt die EU seit dem 5. Juli Strafzölle auf Einfuhren von Elektrofahrzeugen aus China – vorläufig, wie die Brüsseler Behörde damals mitteilte. Je nach Hersteller liegen die Aufschläge zwischen 17,4 und 37,6 Prozent, zusätzlich zu den bereits geltenden zehn Prozent Einfuhrzoll. Ob die Abgaben wirklich einbehalten werden, hängt von den aktuellen Gesprächen mit China ab. Bis Anfang November wollen beide Seiten eine Lösung finden. Falls die Verhandlungen platzen, würden die Zusatzzölle endgültig und offiziell gelten, die Konzerne müssten nachträglich bezahlen. 

    Ob sich schlussendlich wirklich ein anderes Unternehmen im Brüsseler Süden niederlässt und die meisten Beschäftigten ihren Job behalten können, wird sich vermutlich in den nächsten Tagen zeigen. Alternativ könnte auch ein Investor einsteigen – oder aber das Werk wird geschlossen. Damit stünden 2910 Arbeitsplätze auf der Kippe.

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