Essenbach – Müssen deutsche Bürger ab Herbst 2022 frieren? Angesichts der drohenden Energiekrise fordert CDU-Chef Friedrich Merz eine schnelle Entscheidung des Bundestags für längere Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke. Die Union sei bereit, schnell die entsprechenden Gesetzesänderungen herbeizuführen, sagte der Parteivorsitzende nach einem Besuch des Atomkraftwerks Landshut ("Isar 2"). "Technisch, personell und rechtlich" sei der Atomkraftwerkbetrieb möglich. Nun müsse entschieden werden, ob das Land auch politisch für den Weiterbetrieb mit Atomkraft bereit sei (Kommentar).
Atomkraft in Deutschland: Unionsspitzen fordern Verlängerung bis 2024
Jedoch befindet sich der Deutsche Bundestag weitestgehend im Sommerurlaub, ist eine schnelle Entscheidung über eine Laufzeit-Verlängerung möglich? Friedrich Merz betonte, die Union sei für eine schnelle Entscheidung bereit und brachte eine kurzfristig anberaumte Sondersitzung des Bundestags ins Spiel. Der eigentlichen Planung nach würde erst in etwa fünf Wochen im September wieder eine Sitzung des Bundestags anstehen. "Ich fordere die Bundesregierung auf, alle Möglichkeiten auszuschöpfen", untermauert Merz harsch und erwähnt einen Weiterbetrieb von Atomkraft auch über den Jahreswechsel 2023/2024.
Wie der CDU-Vorsitzende ausführt, wolle auch die Union nicht zurück in die alte Kernenergie, aber es sei der aktuellen Lage "aus eigener Verantwortung" wichtig, Deutschlands Probleme in der Energiekrise nicht zu verstärken.
Verlängerung der Atomkraft – "Vernünftige und gute Lösung"?
Der CSU-Vorsitzende Markus Söder erklärte, es sei keine Zeit zu taktieren, sondern zu handeln. Von einer Verlängerung der Laufzeit beim Atomkraftwerk Isar 2 in Landshut würde Deutschland genauso profitieren wie Bayern, so der bayerische Landeschef. Rund 12 Prozent des Stroms würden demnach im Freistaat verbleiben, der Rest davon ins gesamte Bundesgebiet geliefert.
Es sei daher eine "vernünftige und gute Lösung", die drei verbliebenen deutschen Atommeiler weiter zu betreiben. Auch Ministerpräsident Söder plädiert für einen Weiterbetrieb bis zum Jahr 2024, statt lediglich für die drei (erwartungsgemäß kalten) Monate nach dem Jahreswechsel. Dafür würde es in Deutschland jedoch neue Brennstäbe brauchen. (wah, dpa)