Die blutige Herrschaft von Baschar al Assad ist zu Ende - die neue Zeit, die jetzt in Syrien beginnt, wird deshalb aber nicht zwingend eine bessere sein. So moderat sich die Rebellen unter ihrem Anführer Mohammed al-Dschulani nach außen auch geben: Ihr Bündnis hat seine Wurzeln unter anderem in Terrororganisationen wie Al Kaida und dem Islamischen Staat. Zu glauben, dass sich Syrien nun auf Ansage von einer Diktatur in ein freies Land mit freien Wahlen verwandelt, wäre deshalb reichlich naiv. Wo immer Islamisten die Macht übernehmen, sind Einschüchterung, Unterdrückung und Gewalt nicht weit. Darin unterscheiden sie sich nicht von Assad und seiner Familie, die Syrien ein halbes Jahrhundert lang beherrscht hat. .
Die Aufständischen in Syrien sind eine neue, unberechenbare Kraft im Nahen Osten
Das atemberaubende Tempo, in dem die Aufständischen auf Damaskus vorgerückt sind, gibt jedenfalls Anlass zu großer Sorge. Offenbar sind sie deutlich besser ausgerüstet und organisiert, als es zunächst den Anschein hatte. Im Nahen Osten wird die Lage dadurch noch komplizierter und unübersichtlicher. Neben einem geschwächten Iran und einer geschwächten Hisbollah im Libanon ist quasi über Nacht eine neue, noch schwer einzuschätzende, aber militärisch potente Kraft entstanden. Nicht nur Israel ist deswegen beunruhigt. Auch die fragile Tektonik zwischen den anderen arabischen Staaten in der Region könnte nun aus dem Gleichgewicht geraten.
Freiheit für Syrien? Die Aufständischen sind nicht demokratisch gesonnen
Bisher hat die Rebellen ein gemeinsames Ziel geeint – nämlich Assad zu stürzen. Das haben sie erreicht. Was danach kommt, ist offen. Freiheitsliebende Kurden und ehemalige Al-Kaida-Kämpfer eint politisch nicht viel.
Demokratisch gesonnen sind weder die einen noch die anderen. Zwar tönt al-Dschulani, der 8. Dezember markiere das Ende der dunklen Ära Assad, den Beweis, dass unter ihm nicht die nächste dunkle Ära beginnt, hat er allerdings noch nicht erbracht.
Rudi Wais macht sich mal wieder Gedanken über ungelegte Eier. Was haben eigentlich Netanjahu und seine rechtsextremen politischen Freunde mit der Demokratie in Israel vor?
Der immer wiederkehrende Fehler der westlichen Welt ist, dass in missionarischer Art und Weise unser Demokratieverständnis auf die ganze Welt ausgedehnt werden soll. Das hat im Irak schon nicht geklappt – und in Israel ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Wie sich die Syrer nun orientieren werden, bleibt abzuwarten. Vorverurteilungen und westlicher Hochmut werden ihnen nicht helfen. Ob sie vom Regen in die Traufe kommen wie nach dem Sturz des Schah im Iran oder ob sie eine gute Basis mit den neuen Herren finden … man wird sehen.
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