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Antisemitismus: Macron nur "in Gedanken" beim Marsch gegen Antisemitismus dabei

Antisemitismus

Macron nur "in Gedanken" beim Marsch gegen Antisemitismus dabei

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    Der französische Präsident Emmanuel Macron 
am Samstag bei einer Zeremonie am Arc de Triomphe im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zum 105. Jahrestag des Waffenstillstands vom 11. November 1918, der den Ersten Weltkrieg beendete. Beim Marsch gegen Antisemitismus 
fehlte der Präsident hingegen.
    Der französische Präsident Emmanuel Macron am Samstag bei einer Zeremonie am Arc de Triomphe im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zum 105. Jahrestag des Waffenstillstands vom 11. November 1918, der den Ersten Weltkrieg beendete. Beim Marsch gegen Antisemitismus fehlte der Präsident hingegen. Foto: Mohammed Badra, EPA Pool, AP, dpa

    Die Abwesenden haben immer Unrecht – auf Französisch gibt es nicht nur das Sprichwort, sondern sogar ein Lied dazu. Trotzdem hat es sich Präsident Emmanuel Macron nicht zu Herzen genommen, als er dem großen „Marsch für die Republik, gegen den Antisemitismus“ am vergangenen Sonntag in Paris fernblieb. Er sei „in Gedanken“ dabei, ließ er in einem am Vorabend veröffentlichten „Brief an die Franzosen“ wissen, in dem er die „unerträgliche Wiederkehr eines entfesselten Antisemitismus“ beklagte. Dabei gab es so viele andere, die kamen: seine Vorgänger Nicolas Sarkozy und François Hollande, aber auch Künstler, Intellektuelle und Sportler.

    Macron fehlt eine klare Linie im Nahost-Konflikt

    182.000 Menschen gingen laut Innenministerium landesweit auf die Straße, allein in Paris 105.000. Initiiert wurde der Marsch von den Präsidenten der Nationalversammlung und des Senats, Yaël Braun-Pivet und Gérard Larcher. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle explodiert auf mehr als 1200. Unter den Opfern der Hamas-Attacke vom 7. Oktober befanden sich 40 französische Staatsbürger. Acht weitere werden als Geiseln vermisst.

    Die Frage der Sicherheit dürfte eine Rolle bei Macrons Entschluss gespielt haben, sagt der Politologe Olivier Rouquan. „Er suchte stets eine ausgleichende Haltung bei der internationalen Politik.“ Doch mangels klarer Linien irritierte er zuletzt auch. So gestand er Israel das unbedingte Recht auf Selbstverteidigung zu und schlug bei einem Solidaritätsbesuch in Tel Aviv eine internationale Anti-Terror-Koalition gegen die Hamas vor, ohne Details zu nennen. Nun aber rief er Israel in einem BBC-Interview zu einem Ende der Bombardierung von Zivilisten im Gazastreifen auf.

    Rechtsextremistin Marine Le Pen nahm an Marsch teil

    Auch die Teilnahme von Vertretern des rechtsextremen Rassemblement National und deren Frontfrau, Marine Le Pen, verstörte Teilnehmer an dem Marsch. Gegründet wurde ihre Partei 1972 von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen, einem mehrfach verurteilten Antisemit und Holocaust-Verharmloser, sowie ehemaligen Mitgliedern der Waffen-SS. 2011 übernahm Marine Le Pen den damaligen Front National, den sie sieben Jahre später umbenannte, um sich vom allzu unbequem gewordenen Patriarchen abzugrenzen. Einige Bande zu Neonazis blieben allerdings bestehen.

    Trotz dieser Parteigeschichte erschien Le Pen nun wie selbstverständlich auf der Demonstration gegen Antisemitismus – wenn auch ganz hinten im Zug. Der jüdische Dachverband Crif hatte sich gegen ihre Anwesenheit ausgesprochen. „Wir sind genau dort, wo wir zu sein haben“, sagte Le Pen selbst mit verkniffener Miene. 

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