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Angriff auf Israel: Welche Rolle der Iran im Hamas-Terror spielt

Angriff auf Israel

Welche Rolle der Iran im Hamas-Terror spielt

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    Zerstörte Gebäude nach Raketnangriffen: Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, seit den Morgenstunden hätten in Ortschaften in der Nähe des Palästinensergebiets immer wieder die Warnsirenen geheult.
    Zerstörte Gebäude nach Raketnangriffen: Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, seit den Morgenstunden hätten in Ortschaften in der Nähe des Palästinensergebiets immer wieder die Warnsirenen geheult. Foto: Ilia Yefimovich, dpa

    Das iranische Regime feiert den Hamas-Angriff auf Israel als Erfolg. Tausende Regierungsanhänger versammelten sich am Samstagabend auf dem Palästina-Platz der Hauptstadt Teheran, schwenkten palästinensische Fahnen und bejubelten ein Feuerwerk, wie das Staatsfernsehen berichtete. 

    Ohne den Iran wäre die Hamas nicht lebensfähig

    Der Iran ist der größte Geldgeber für die Hamas und unterstützte den Angriff der palästinensischen Gruppe. Die Hamas und der Iran wollen die Annäherung zwischen dem jüdischen Staat und Saudi-Arabien verhindern. Kurzfristig wird das auch gelingen, doch mittelfristig dürfte Saudi-Arabien am Ziel eines Friedensschlusses mit Israel festhalten.

    Ohne den Iran wäre die Hamas nicht lebensfähig. Teheran zahlte nach Hamas-Angaben allein in den vergangenen Jahren rund 70 Millionen Dollar für das Raketenprogramm der Gruppe. Dass die Hamas eine sunnitische Organisation ist, stört das schiitische Regime in Teheran nicht, weil das gemeinsame Ziel – die Zerstörung Israels – für die Mullahs Priorität hat.

    Der Iran war wohl eingeweiht in den Angriff der Hamas auf Israel

    Alles spricht dafür, dass Teheran den Angriffsplan der Hamas kannte und guthieß. Hamas-Sprecher Ghazi Hamad sagte der BBC, seine Gruppe genieße „die direkte Unterstützung“ des Iran. Der Iran-Experte und Autor Arash Azizi sagte unserer Zeitung, wegen der Komplexität des Angriffs und der monatelangen Vorbereitungen sei es sehr wahrscheinlich, dass die Hamas den Iran konsultiert habe.

    Partner der Hamas könnte die Auslandstruppe der iranischen Revolutionsgarde gewesen sein. Auch Mitteilungen des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei auf Twitter deuteten an, dass die Führung in Teheran in die Angriffspläne eingeweiht war: „Das zionistische Regime stirbt“, schrieb Khamenei am 3. Oktober und wiederholte den Satz einen Tag später. 

    Hamas-Chef rät arabischen Staaten, sich von Israel fernzuhalten

    Hamas-Chef Ismail Hanijeh kritisierte in einer Fernsehansprache die Friedensschlüsse zwischen Israel und arabischen Staaten wie den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE). Hanijehs Botschaft an die arabischen Staaten laute: „Haltet euch von Israel fern“, sagt Nahost-Experte Azizi. 

    Die USA streben ein Abkommen zwischen der arabischen Führungsmacht Saudi-Arabien und dem jüdischen Staat an, um im Nahen Osten ein Bündnis gegen den Iran zu schmieden. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte kürzlich gesagt, Saudi-Arabien und Israel kämen sich jeden Tag ein Stück näher.

    Die Gespräche über den Vertrag waren schon vor dem neuen Krieg in Gaza schwierig. Die Saudis forderten israelische Zugeständnisse an die Palästinenser, um das Abkommen ihrer Bevölkerung vermitteln zu können, und eine umfassende militärische Beistandsverpflichtung der USA. Nach dem Hamas-Angriff dürfte es nun bis auf weiteres keine Verhandlungen mehr geben, denn die saudische Führung muss die anti-israelische Stimmung in ihrem Land berücksichtigen.

    Der saudische König Salman befürwortet den Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat

    Zudem liegt dem saudischen König Salman der Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat am Herzen. Der 87-jährige Regent hat die Regierungsmacht zwar größtenteils an seinen Sohn Mohammed abgegeben, doch der Thronfolger kann sich nicht ohne weiteres über die Wünsche seines Vaters hinwegsetzen.

    Die Schuld für die neue Gewalt in Gaza liege bei Israel, erklärte das saudische Außenministerium: Der jüdische Staat habe Warnungen wegen der Besetzung palästinensischer Gebiete ignoriert. Riad bekräftigte das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung von Israel und Palästinensern.

    Kronprinz Mohammed bin Salman: Palästinenser sollten sich mit Israel einigen "oder den Mund halten"

    Für den 38-jährigen Mohammed bin Salman ist der Palästina-Konflikt zwar weniger wichtig als für seinen Vater. Die Palästinenser sollten sich mit Israel einigen „oder den Mund halten“, sagte der Kronprinz einmal. Ihm geht es vor allem um regionale Stabilität, die er für sein wirtschaftspolitisches Reformprogramm braucht, und Frieden mit Israel gehört dazu. Wenn der Gaza-Krieg vorüber ist, dürfte der Kronprinz die Verhandlungen mit den USA und Israel wieder aufnehmen.

    Seit Samstag ist jedoch klar, dass sich die Palästinenser-Frage bei der saudisch-israelischen Annäherung nicht ausblenden lässt. Das gilt nicht nur für den saudischen Prinzen, sondern auch für Israel, sagt Azizi: „Die Israelis liegen falsch, wenn sie glauben, sie könnten normal leben und Frieden mit den Saudis und anderen schließen, ohne ihren Konflikt mit den Palästinensern beizulegen.“

    Alle Nachrichten zum Verlauf der Ereignisse in Israel können Sie in unserem Live-Ticker nachlesen.

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