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Was es für die Ukraine bedeuten würde, wenn das Duo Donald Trump und J.D. Vance die US-Wahl gewinnt

Analyse

Was es für die Ukraine bedeuten würde, wenn das Duo Trump und Vance gewinnt

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    Auf die Unterstützung von US-Präsident Joe Biden konnte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlassen. Doch was geschieht, wenn Donald Trump und Vize J.D. Vance die Macht in Washington übernehmen?
    Auf die Unterstützung von US-Präsident Joe Biden konnte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlassen. Doch was geschieht, wenn Donald Trump und Vize J.D. Vance die Macht in Washington übernehmen? Foto: Susan Walsh, AP, dpa

    Wolodymyr Selenskyj dürfte den Verlauf des Nominierungsparteitags der Republikaner in Milwaukee angespannt verfolgen. Bei seinen Reisen in die USA hatte der ukrainische Präsident stets den Kontakt zu den Republikanern gesucht, die in absehbarer Zeit den Präsidenten stellen könnte. Schließlich sind die USA der wichtigste Unterstützer des Abwehrkampfes gegen den russischen Angriffskrieg. Termine, bei denen Selenskyj ein freundlicher Empfang und Applaus stets sicher war – die Befürchtungen, dass ein Wahlsieg von Donald Trump am 5. November ein Ende oder zumindest einen substanziellen Rückgang der Waffenlieferungen zufolge haben würde, blieben.

    Befürchtungen, die sich am Montag mit der Kür von J.D. Vance zum Kandidaten für die Vizepräsidentschaft bestätigt haben dürften. Denn Trump hat einen Mann zu seinem designierten Stellvertreter erwählt, der ein weiteres Engagement für die Verteidigung der Ukraine äußerst kritisch sieht. Ein Dämpfer für Selenskyjs Hoffnung, dass man mit einem impulsiv-wechselhaften Trump als Präsident am Ende doch noch zusammenkommen werde.

    J.D. Vance ist in Bezug auf die Ukraine von bemerkenswerter Klarheit

    Der 39-jährige Vance hingegen ist in seinen Aussagen von einer bemerkenswerten Klarheit. Im Februar saß der Senator von Ohio – schon damals im Gespräch als zweiter Mann hinter Trump – bei einer Podiumsdiskussion auf der Bühne der Münchner Sicherheitskonferenz. Amerika könne sich keine weitere Ukraine-Hilfe leisten, sagte Vance freundlich, aber bestimmt. China sei für die USA die Hauptherausforderung der Zukunft, das bedrohte Taiwan brauche dringend Unterstützung, auch Israel müsse mit Geld und Waffen unterstützt werden. All dies gemeinsam sei für sein Land nicht machbar. Um die Ukraine müsse sich Europa kümmern, so Vance sinngemäß.

    Unmittelbar vor dem russischen Generalangriff auf die Ukraine im Februar 2022 formulierte er es ungleich mitleidloser: „Es ist mir eigentlich egal, was mit der Ukraine passiert, so oder so“, sagte Vance zu dem Ultrarechten Steve Bannon in einem Interview. Im Senat hatte Vance gegen zusätzliche 60 Milliarden Dollar für die Ukraine votiert. Sein Vorwurf an die EU: „Drei Jahre lang haben uns die Europäer gesagt, dass Wladimir Putin eine existenzielle Bedrohung für Europa ist. Und drei Jahre lang haben sie nicht so reagiert, als ob das tatsächlich der Fall wäre.“

    Es ist keine Schwarzmalerei: Bei einem Wahlsieg Trumps ist die Unterstützung in Gefahr

    Es ist alles andere als Schwarzmalerei, zu erwarten, dass die Ukraine im Falle eines Wahlsieges des Duos Trump/Vance damit rechnen muss, dass die Unterstützung aus den USA grundlegend infrage gestellt und zurückgefahren werden würde. Selbst wenn die europäischen Staaten ihre Hilfe dann aufstocken würden, wäre diese Lücke auf absehbarer Zeit kaum zu schließen.

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    4 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    Es wäre nützlich, wenn die USA ihre Hilfen für Kiew auf das unbedingt Notwendige zur Verteidigung des Landes beschränken würden. Dies hat Sen Vance auch schon bei der letzten Sicherheitskonferenz in München geäußert. Das würde den UA Präsidenten auch dazu zwingen, von seinem unrealistischen Friedensplan Abstand zu nehmen. Und die USA müßten im Gegenzug dafür sorgen , dass RU seine Maximalforderungen reduziert. So etwas nennt man Realpolitik und nicht eurp. Haltungs- und Wertepolitik um jeden Prei zum eigenen Nachteil. Was will denn Kiew mit der Krim und dem Donbass anfangen nach einem Sieg; die verbleibende Ru sprachige Bevölkerung bzw ethnische Russen deportieren oder umerziehen.

    Marianne Böhm

    Man kann sagen dass Präsident Selenskyj das Weltgeschehen seit über zwei Jahren beherrscht.. Dieser Mann hat für die Welt noch keinen Finger krumm gemacht, außer am Telefon um seine täglichen Videobotschaften in die Welt zu senden, oder um viel Waffen und Geld zu betteln.. Trump ist nicht Biden, ihm ist es egal ob man ihn mag oder nicht.. und er kann mit Diktatoren, Narzissten gut umgehen.. Selenskyj ist für Trump ein Spielzeug und er kennt ihn, er hat ihn längst durchleuchten lassen, er weiß alles über ihn.. Darum will Selenskyj auch dass Russland bei den Friedensverhandlungen dabei ist.. und das ist gut so..!! Ich warte darauf und wünsche mir für die Welt jeden Tag Frieden und dass dieses Kriegsgeheul in Europa aufhört . Und die Ukrainer wieder nach Hause gehen können.

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    Jochen Hoeflein

    Bei allem negativen Schlagzeilen, die man über Trump hört Trump, aber da geben ich Ihnen recht, Trump würde dem UA Präsidenten sehr schnell seine Grenzen aufzeigen und das ziemlich brachial. Jeden Abend eine lautstarke Videobotschaft mit Beschwerden über mangelnde Unterstützung und ständig neuen Forderungen nach Waffen, Munition und Geld weltweit und publikumswirksam heraus zu posaunen, wird ihm da bald vergehen.

    Richard Markl

    Das Unangenehme an Trump und jetzt seinem Clon Vance ist, dass sie mit manchem doch recht haben. Tatsächlich ist es so, als ob Europa auf die Gefahr durch Putin nicht so reagiert, wie man es bei einer echten Gefahr eigentlich annehmen würde. Die alten Mechanismen greifen noch: Die Amis werden es schon richten. Wobei man differenzieren muss, Polen, die baltischen Staaten und Nordeuropa und mit deutlichen Abstrichen und mit Zeitverzögerung auch Deutschland haben es kapiert. Macron/Frankreich ist bis auf die Rhetorik ein Ausfall. Italien, Spanien und Portugal ebenso. Die hohe Staatsverschuldung und die größere Entfernung tut sein übriges. Ähnlich sieht es mit UK aus. Europa hat einfach zu wenig Power, Willen und Einigkeit. Wenn das so bleibt, können wir uns bestenfalls noch aussuchen, von wem wir uns dominieren lassen wollen: Trump, Putin oder Xi. Wird aber auch einen Preis haben in Euro und Freiheit.

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