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Analyse: Der verzweifelte Kampf gegen Instabilität und Krieg in Mali

Analyse

Der verzweifelte Kampf gegen Instabilität und Krieg in Mali

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    Ein Soldat der Bundeswehr steht am Stützpunkt in Niger, das zum Einsatzgebiet der Mali-Mission gehört. Die Debatte über einen Abzug deutscher Truppen aus dem Krisengebiet schwelt weiter.
    Ein Soldat der Bundeswehr steht am Stützpunkt in Niger, das zum Einsatzgebiet der Mali-Mission gehört. Die Debatte über einen Abzug deutscher Truppen aus dem Krisengebiet schwelt weiter. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Der Terror geht weiter. 21 Tote – Zivilisten, Soldaten,

    Die Bilanz der verschiedenen Missionen in dem bitterarmen Land mit rund 20 Millionen Einwohnern ist ernüchternd. Die Kritik an der Teilnahme der Bundeswehr mit gut 1000 Männern und Frauen an den Einsätzen, die der Bundestag erst im Mai um ein Jahr verlängert hat, ist groß. „Die Sicherheitslage in Mali hat sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert. Die Dschihadisten, die 2013 aus Zentral-Minusma beteiligt.

    Für Frankreich ist der Rückzug Eingeständnis des Scheiterns

    Unsere Redaktion erreichte den Experten Laessing im benachbarten Niger. Dort also, wo Frankreich den Kampf gegen den IS-Ableger in der Sahelzone neu organisieren und aufbauen will. Pläne, die ein Eingeständnis des Scheiterns sind. Denn aus Mali zurück. Paris begründet die Demission mit der feindseligen Politik der Militärregierung in Bamako, die – nach dem bereits dritten Putsch seit 2012 – an der Macht ist. Auch die Verschiebung der Wahlen, die im Februar 2022 stattfinden sollten und nun offiziell für das Frühjahr 2024 angesetzt sind, wird genannt. Entscheidender Auslöser für Frankreich war offensichtlich aber, dass die Junta seit Monaten immer enger mit der russischen Söldnertruppe Wagner zusammenarbeitet.

    Allerdings stößt Frankreich in der malischen Bevölkerung auf große Ablehnung: „Die frühere Kolonialmacht Frankreich ist wenig beliebt in Mali. Zumal sie immer sehr präsent war, auch über viele verdeckte Kontakte und inoffizielle Kanäle. Frühere Regierungen galten als korrupt und frankreichhörig“, sagt Laessing. Dass Präsident Assimi Goïta verstärkt auf von Moskau gesteuerte Söldner setzt, verfolgt der Kenner des Landes mit Sorge. „Mali schwimmt derzeit auf einer Nationalismus-Welle. In Bamako denken viele, dass mit den Russen jetzt eine Supermacht kommt, die alles regelt.“

    Malische Soldaten werden bei ihrer Ankunft in einem Militärlager bejubelt. Die Bevölkerung in den Städten ist mehrheitlich gegen die Terror-Milizen. Doch die bittere Armut im Norden treibt dem IS-Ableger Kämpfer in  die Arme.
    Malische Soldaten werden bei ihrer Ankunft in einem Militärlager bejubelt. Die Bevölkerung in den Städten ist mehrheitlich gegen die Terror-Milizen. Doch die bittere Armut im Norden treibt dem IS-Ableger Kämpfer in die Arme. Foto: Moustapha Diallo, AP, dpa

    Schon jetzt hat Russland in Mali mit geringem Aufwand viel erreicht. Wagner hat schließlich nur rund 1000 Mann, acht Hubschrauber und etwas Technik vor Ort. Laessing verfügt über aktuelle Informationen aus Bamako, dass

    In Deutschland werden Parallelen zum Auslandseinsatz in Afghanistan gezogen. Doch so einfach ist es nicht. Am Hindukusch galt zu Recht: Wenn die USA abziehen, kann die Bundeswehr nicht bleiben. In Mali hieß es, ohne Frankreich mit seiner militärischen Macht, den Lufttransport-Kapazitäten und den profunden Kenntnissen der Region müssten auch die deutschen Soldaten und Soldatinnen nach Hause. Doch genau dies ist zunächst nicht vorgesehen, wenn am 18. August der letzte französische Soldat den Stützpunkt nahe der Stadt Goa im Nordwesten Malis verlassen soll. „Dann wird es interessant. Die Russen haben zuvor immer die Gebäude der Franzosen übernommen. Schon aus symbolischen Gründen. Dann wäre Wagner in naher Nachbarschaft zum

    Die malische Regierung schränkt den Spielraum der Bundeswehr ein

    Eingeschränkt wird der Spielraum der Bundeswehr zudem durch den Entzug der Überfluggenehmigung für den Militärtransporter A400M durch die Regierung. Eine Maßnahme, die die Unterstützung oder Rettung deutscher Soldaten erschweren könnte. Außerdem musste die Bundeswehr 60 Soldaten von einem Stützpunkt auf dem Hauptstadt-Flughafen in Bamako abziehen.

    Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat öffentlich Zweifel daran geäußert, ob die Bundeswehr in Mali und Niger bleiben sollte.
    Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat öffentlich Zweifel daran geäußert, ob die Bundeswehr in Mali und Niger bleiben sollte. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Trotzdem ist Laessing gegen einen schnellen Abzug, den die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) nicht mehr ausschließt. „Ich würde noch abwarten. Wenn Minusma jetzt auseinanderfällt, entsteht ein Sicherheitsvakuum im Norden Malis. Darauf wartet der IS-Ableger nur.“ Ein komplettes Scheitern der Missionen wäre ein Triumph für die russische Propaganda. „Moskau würde diese Strategie dann auch anderswo genau so anwenden“, fürchtet Laessing.

    Beobachter warnen bereits lange davor, dass im Falle des Abzuges einheimische Ortskräfte in Gefahr geraten würden, die für die Bundeswehr arbeiten. Ulf Laessing glaubt jedoch nicht, dass sich die Situation so zuspitzen wird wie in Afghanistan: „Rund 700 Ortskräfte arbeiten für die Bundeswehr in Gao, tausende für die Minusma. Von Drohungen gegen die Ortskräfte hört man kaum etwas. In Afghanistan war das ganz anders. Das Problem wäre eher, dass die Einheimischen bei einem Abzug arbeitslos wären. Minusma mit 13.000 Männern und Frauen ist der größte Arbeitgeber im Nordwesten.“ Das wäre ein Rekrutierungsprogramm für den IS.

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