Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Ampel-Koalition: Wann bricht die Ampel-Regierung?

Ampel-Koalition

Wann bricht die Ampel-Regierung?

    • |
    • |
    Bundeskanzler Olaf Scholz steigt in das Cockpit eines Kampfjets der Luftwaffe. Seinerzeit ruckelte seine Ampel-Koalition bereits, mittlerweile steckt sie in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Bundeskanzler Olaf Scholz steigt in das Cockpit eines Kampfjets der Luftwaffe. Seinerzeit ruckelte seine Ampel-Koalition bereits, mittlerweile steckt sie in ernsthaften Schwierigkeiten. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Der Kanzler fliegt einen Airbus, keinen richtigen, aber der Simulator im neuen Airbus India Training Center verzeiht keine Fehler und kommt dem Flugbetrieb sehr nahe. Scholz habe das gar nicht schlecht gemacht, sagt später einer, der dabei war. Die Maschine habe ordentlich gewackelt, sei ein wenig abgesackt, einen Absturz habe Scholz aber verhindert.

    Dem Deutschen ist die Begeisterung anzumerken. „Wenn Sie jemals die Gelegenheit haben, in einem Flugsimulator zu sitzen, nehmen Sie sie wahr“, ruft er dem Publikum zu. Der SPD-Politiker hat sogar Muße, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen und an die Zeiten zu denken, „als in den 1980er Jahren der erste Flugsimulator auf dem C64 herauskam“. Etwa eine dreiviertel Stunde dauert die Simulation der heilen Welt, dann muss Scholz in die Realität zurück.

    Die waghalsigen Manöver des Christian Lindner

    Rund 9000 Flugkilometer entfernt stürzt gerade seine Regierung ab. FDP-Chef Christian Lindner schlägt eine Kapriole nach der anderen, ein klarer Kurs seines Finanzministers ist für Scholz nicht mehr erkennbar. Die Grünen kann er einigermaßen einschätzen. Außenministerin Annalena Baerbock fliegt mit ihm von Neu-Delhi über Goa nach Berlin zurück, an Bord geben die beiden ein hübsches Bild ab, sie kennen sich schon lange und vertrauen sich sichtlich. Lindner kennt er selbstverständlich auch, aber mit dem Vertrauen scheint das so eine Sache zu sein. Einschätzen kann er den Jäger und Porsche-Fahrer schon lange nicht mehr.

    FDP-Chef Lindner hat mit seinen Worten Spekulationen um ein vorzeitiges Ende der Ampel-Koalition befeuert.
    FDP-Chef Lindner hat mit seinen Worten Spekulationen um ein vorzeitiges Ende der Ampel-Koalition befeuert. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Bei SPD und Grünen weiß gerade niemand, ob die FDP in der Ampel bleibt oder die Koalition verlässt. In ihrer Not fragen Spitzenleute beider Parteien bei den Journalisten nach, ob die etwas ahnen. „So ein Gespräch fängt dann mit dem Satz an: „Wir hören, sie wollen raus.“ Es folgt eine bedeutungsschwangere Pause, nach der die Frage im Raum hängt: „Und was hören Sie, die Medien?“ Die Journalistinnen und Journalisten haben darauf keine Antwort. Im politischen Berlin kann gerade niemand mit Sicherheit sagen, ob und wie lange die Regierung noch hält.

    Die einen halten es mit Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Ob die US-Wahl mit einem möglichen Wahlsieger Donald Trump dazu führe, dass die brüchige Koalition zusammengeschweißt werde, wird er am Freitag bei der Regierungspressekonferenz gefragt. Die Koalition halte, antwortet der langjährige Vertraute des Kanzlers, seit drei Jahren trotz mannigfaltiger Krisen zusammen.

    Bis Weihnachten fällt die Entscheidung

    Es gibt das andere Lager, das weniger optimistisch ist. Die Pessimisten erwarten einen „Herbst der Entscheidungen“ mit einer Zuspitzung Mitte dieses Monats. Scholz hat die Fortsetzung seines Industriegipfels auf den 15. November gelegt. Sowohl Finanzminister Lindner als auch Wirtschaftsminister Robert Habeck sind nicht eingeladen.

    Sollte der Kanzler bei dem Treffen Verabredungen mit der Industrie treffen und vor allem Lindner daran Kritik äußern, dann könnte das den Bruch bedeuten. Für Scholz ist das Fass randvoll, ein letzter Tropfen liberaler Kritik noch, und er könnte das finale Machtwort aussprechen: Die Kündigung für seinen Finanzminister. Würde er den aus dem Kabinett entlassen, hätte das den Rückzug der gesamten FDP aus der Ampel zur Folge. Eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, so die Lesart im Regierungsviertel, könnte bis zur Bundestagswahl weitermachen.

    So hart ein Rauswurf klingt, für die Freien Demokraten wäre dieser Abgang aus dem ungeliebten Regierungsbündnis der bequemste Ausweg. „Seht“, könnten sie ihren enttäuschten Wählern sagen, „wir wollten ja immer etwas für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft tun, aber die rot-grünen Schuldenkönige haben es verhindert“. Weil es in der Ampel-Koalition weniger als ein Jahr vor dem regulären Termin vor allem um die Chancen bei der nächsten Bundestagswahl geht, wäre Lindners Entlassung für den Kanzler ein zweischneidiges Schwert. Einerseits könnte er Entschlossenheit demonstrieren, wer der Chef ist, andererseits würde er sich als Kanzler einer Minderheitsregierung selbst amputieren. Lindner und Oppositionschef Friedrich Merz könnten ihn auflaufen lassen und bei jedem Gesetzesvorhaben blockieren.

    Der Überlebenskampf der Liberalen

    Deshalb wartet die SPD darauf, ob der FDP-Vorsitzende zuerst zuckt und von sich aus geht. Der Mann, an dem das Schicksal dieser Regierung hängt, ist eigentlich nicht aus der Reserve zu locken. Christian Lindner bleibt souverän, auch wenn der Sturm um ihn herum tobt. Nur wer genau hinschaut, erkennt die Wirkung des Drucks, unter dem der Liberale steht. Seine Partei ist bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg von der Landkarte verschwunden. In den bundesweiten Umfragen ist sie unter die kritische Marke von fünf Prozent gefallen.

    Ein neues Grundsatzpapier von Lindner droht nun den Streit in der Ampel weiter anzuheizen. „Deutschland braucht eine Neuausrichtung seiner Wirtschaftspolitik“, heißt es darin. Konkret ist von einem sofortigen Moratorium zum Stopp aller neuen Regulierungen die Rede. Als Sofortmaßnahme sollte der Solidaritätszuschlag, der überwiegend von Unternehmen, Selbstständigen, Freiberuflern sowie Hochqualifizierten gezahlt werde, erst abgesenkt werden und 2027 entfallen. Weiter heißt es im Papier, nationale müssten durch europäische Klimaziele ersetzt werden. Im Gebäudeenergiegesetz – oft als Heizungsgesetz bezeichnet – könne der Zeitpunkt, ab dem Heizungen klimaneutral sein müssen, um fünf Jahre verschoben werden. Das Förderprogramm Klimaschutzverträge könnte ebenfalls weitgehend entfallen.

    Aus der SPD-Bundestagsfraktion kam am Freitag sogleich laute Kritik daran. „Wir brauchen jetzt keine Papiere, sondern gemeinsames Handeln, um der Industrie schnell zu helfen und Sicherheit zu geben. Vor allem brauchen wir keine Opposition in der Regierung“, sagte der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Rosemann, dem Tagesspiegel. Es sieht so gar nicht danach aus, als würden sich die Turbulenzen, durch die die Ampelregierung aktuell schlingert, zeitnah verziehen. Im Gegenteil. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    9 Kommentare
    Friedrich Behrendt

    Kommandant Scholz hat nun leider seinen ach so Glorreichen Stellvertreter nicht im Griff !! wenn man so Überlegt was für einen ... --- Herr Habeck in den letzten 10 Jahren so verbockt hat ?? ist sicher schlimmer als die Übermenschen im Staatsbetrieb VW !nun ja ist ja ein bisschen Grüne Kultur ?? wenn man so liest was grüne Referenten so vorhaben ? zum Beispiel Autos sollen nicht mehr Rückwärtsfahren , auch nicht auf dem eigenen Grundstück , ist doch eine tolle Kostensparende Idee !! Kommt natürlich aus Schleswig Holstein , der region mit den besten Vorschlägen für neue Technik !!

    |
    Maria Reichenauer

    Sie sollten nicht alles auf die Goldwaage legen und schon gar nicht alles aus dem Zusammenhang reißen. Oder lesen Sie nur die Überschriften? Aber ja, der Zweck heiligt die Mittel, davon gehen Sie wohl aus. Und über die Grünen Lügen und Märchen zu erzählen, das kommt halt einfach gut. Die Grünen wollen ja auch Hunde verbieten, nicht wahr? Und die Grünen kommen vom Mars, denn da sind grüne Männchen ja zuhause? Sie wollen nur noch nach Hause telefonieren zu ET? Ihr Geplapper würde keinem Faktencheck standhalten, aber Hauptsache, man hat ein wenig heiße Luft in die Welt geblasen.

    Peter Zimmermann

    Er darf sich bedanken, dass Sie mir zuvorgekommen sind!

    Friedrich Behrendt

    tun sie sich keinen zwang an ! nur es gibt auch Leute die über den Tellerrand hinaus sehen . wenn sich selbst ein Joschka Fischer über seinen coinvolger als Vizekanzler lustig macht muss aber schon was dran sein ! den der Mann aus dem Jagsttal weiß von was er redet , oder doch nicht ??

    Maria Reichenauer

    Wenn Sie nur rückwärts fahren, Herr Behrendt, sehen Sie nicht, was vorne passiert. Schon gar nicht über den Tellerrand hinaus. Wer heute Klimawandel und Umweltschutz ignoriert, ist von der Zukunft und dem Wohl künftiger Generationen weit entfernt. Dass der Weg nicht einfach ist – geschenkt. Dass es Rückschläge gibt – auch geschenkt. Wer sich aber diebisch über die Rückschläge freut und hämisch darüber lacht, der sieht wirklich nicht über den Tellerrand hinaus. Die Menschen in Spanien haben gerade erlebt, was passiert, wenn das Meer zu warm wird und müssen mit den Folgen leben.

    Friedrich Behrendt

    oh ja da haben sie recht frau Reichenauer , aber wer hat den das erste Umweltministerium in Deutschland gehabt ?? war das nicht Bayern unter einer CSU Regierung bevor es die Grünen gab ?? und das ganz ohne den wieder aufkeimenden Antisemitismus den leider auch so mancher Spitzenpolitiker nachrennt im Kampf um viele Wählerstimmen .

    Wolfgang Boeldt

    Es wird allmählich langweilig jeden Tag/jede Woche vom Ende der Ampel zu lesen. Das Ende wird mit Wirkung vom 28. Sept. 2025 eingeläutet.

    Maria Reichenauer

    Wie immer ist der Wunsch Vater des Gedankens. Und heißt es nicht, dass bellende Hunde nicht beißen? Lindner droht, macht sich wichtig und überschätzt sich. Dabei ist es doch er, der die Ampel regelmäßig ins Schlingern bringt. Er ist der Bremser, um seine Klientel, die wahrlich nicht groß ist, bei der Stange zu halten. Ja, es ist allmählich langweilig, denn auch diese Zeitung versucht seit Beginn dieser Legislatur, diese Regierung aus dem Amt zu schreiben.

    |
    Klemens Hain

    Da bin ich voll und ganz Ihrer Meinung, Frau Reichenauer und füge hinzu, dass Herr Lindner schon längst hätte gehen können, denn ich hätte Ihn Sicherlich nicht vermisst, aber auch Herr Scholz ist kein Guter durchsetzungsfähiger Kanzler und ich sehe zwar nicht dass nur Grün Fehler machte, sondern die Opposition in der Koalition.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden