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Afrika: Corona-Krise lässt Kluft zwischen Arm und Reich tiefer werden

Afrika

Corona-Krise lässt Kluft zwischen Arm und Reich tiefer werden

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    Einer Frau wird in Malawi Impfstoff verabreicht. Bislang hinkt Afrika bei der Verteilung des Impfstoffes massiv hinterher. Das hat Folgen auch für die Entwicklung der Wirtschaft.
    Einer Frau wird in Malawi Impfstoff verabreicht. Bislang hinkt Afrika bei der Verteilung des Impfstoffes massiv hinterher. Das hat Folgen auch für die Entwicklung der Wirtschaft. Foto: Joseph Mizere, dpa

    Es ist ein Marathon, den die Weltwirtschaft in dieser Corona-Pandemie zu absolvieren hat. Kräftezehrend. Vor allem, weil der Zieleinlauf noch längst nicht in Sichtweite ist. Doch die Verpflegung an der Strecke ist gut: Milliardensummen wurden in die Betriebe gepumpt, ökonomisches Staatsdoping wenn man so will, das seine Wirkung nicht verfehlt. Vor allem die globalen Kraftprotze legen inzwischen einen regelrechten Sprint hin: Chinas Wirtschaft boomt. Die Weltbank schätzte zuletzt, dass die chinesische

    Abgehängt werden jene, die schon vorher geschwächt waren: Entwicklungs- und ärmere Schwellenländer. Ihre Wachstumsaussichten haben sich nachhaltig eingetrübt – ausgehend von einem ohnehin niedrigeren Ausgangsniveau ihrer Volkswirtschaften bräuchten sie eigentlich deutlich höhere Zuwächse, um den Corona-Rückschlag zu überwinden. Der Internationale Währungsfonds stellt jetzt klar: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Zugang zu Impfstoffen und den wirtschaftlichen Aussichten eines Landes. Die Logik ist so schlicht wie bestechend: Je schneller sich das Leben normalisiert, umso besser sind auch die Aussichten für die Firmen. Bei der Verteilung der Impfstoffe geht es damit um Geld und Leben gleichermaßen. Und die Corona-Krise wird das weltweite Wohlstandsgefälle also noch steiler machen.

    Arme Länder sind die Verlierer der Pandemie

    „Schneller als erwartete Impfkampagnen und die Rückkehr zur Normalität haben zu Hochstufungen geführt, während der mangelnde Zugang zu Impfstoffen und wiederholte Covid-19-Wellen in manchen Ländern, insbesondere in Indien, zu Herabstufungen geführt haben“, sagte in dieser Woche IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath. „Die weltweite Erholung der Wirtschaft setzt sich fort, aber mit einer größeren Lücke zwischen entwickelten Volkswirtschaften und vielen Schwellen- und Entwicklungsländern“, sagte sie. Zu den Verlierern gehören afrikanische Länder, aber auch asiatische, die zuletzt mit einer neuen Corona-Welle zu ringen hatten. Neben

    Gopinath schätzt, dass die Pandemie das Pro-Kopf-Einkommen in den entwickelten Volkswirtschaften um 2,8 Prozent pro Jahr reduziert hat – verglichen mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verlust von 6,3 Prozent pro Jahr für Schwellen- und Entwicklungsländer (ohne China). Das hat langfristige Folgen: Nach einer Weltbank-Studie dürfte die afrikanische Generation, die heute pandemiebedingt Unterricht verpasst, in ihrem Leben 10 Billionen Dollar (8,5 Billionen Euro) weniger verdienen als sie es mit Schulbildung täte. Mit jedem Jahr sei das Verdienstpotenzial zehn Prozent höher.

    Gita Gopinath, Chefvolkswirtin des Internationalen Währungsfonds (IWF).
    Gita Gopinath, Chefvolkswirtin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Foto: Liu Jie/XinHua, dpa

    Unterschiede bei der politischen Unterstützung seien eine zweite Quelle der sich vertiefenden Kluft. „Wir sehen weiterhin beträchtliche staatliche Unterstützung in den entwickelten Volkswirtschaften mit angekündigten pandemiebezogenen Maßnahmen in Höhe von 4,6 Billionen US-Dollar, die im Jahr 2021 und darüber hinaus verfügbar sind“, so Gopinath. „Auf der anderen Seite sind in Schwellen- und Entwicklungsländern die meisten Maßnahmen im Jahr 2020 ausgelaufen und die Regierungen dort versuchen, die Haushaltspuffer wieder aufzubauen.“ Nötig sei eine internationale Kraftanstrengung bei der Bewältigung der Corona-Pandemie – etwa die Bereitstellung von Impfstoffen. „Dies würde unzählige Leben retten, das Entstehen neuer Varianten verhindern und Billionen Dollar zum globalen Wirtschaftswachstum beitragen“, sagt sie. Impfstoffhersteller sollten anfangen, arme Länder zu bevorzugen; reiche Länder sollten ihre Impfstoff-Überschüsse abgeben.

    Nicht einmal zwei Prozent der Bevölkerung in Afrika sind gegen Corona geimpft

    Tatsächlich sind in Afrika aktuell erst 1,6 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 50,9 Prozent, in den USA 48,9 Prozent, in Frankreich 45,3 Prozent. Immerhin eine gute Nachricht gibt es: Die Zahl der Corona-Fälle beginnt leicht zu sinken. Im Wochenvergleich gingen die Neuinfektionen laut der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC) um 15 Prozent auf insgesamt 239.000 Fälle zurück. Doch selbst wenn die Welle gebrochen wird – gegen ein erneutes Aufflammen der Pandemie sind die Menschen schlecht gewappnet. Das ursprünglich für dieses Jahr anvisierte Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung ist laut

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    Bisher hat ganz Afrika laut CDC erst 82,7 Millionen Impfdosen beschafft. Allein Deutschland hat bereits 91 Millionen Dosen verimpft – bis 25. Juli wurden 106.013.664 Dosen geliefert. Nun will das Mainzer Unternehmen Biontech die Versorgung von Afrika beschleunigen, indem es seinen Impfstoff künftig auch bei einem Partner in Südafrika abfüllen lässt. Biovac werde den letzten Herstellungsschritt, das Abfüllen und Verpacken des Impfstoffs, übernehmen und die Verteilung in den 55 Ländern der (mit dpa)

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