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AfD-Höcke vs. CDU-Voigt: Pro & Contra zum TV-Duell

Pro & Contra

War es eine gute Idee, Björn Höcke zum TV-Duell einzuladen?

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    Das TV-Duell der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen: Björn Höcke (AfD, l.) und Mario Voigt (CDU).
    Das TV-Duell der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Thüringen: Björn Höcke (AfD, l.) und Mario Voigt (CDU). Foto: Michael Kappeler, dpa

    Pro: Demokraten müssen populistischen Unsinn kontern – auch in TV-Duellen

    Seit Jahren ringen die anderen Parteien, aber auch Journalisten um den richtigen Umgang mit der AfD. Man hat sich empört, man hat sie kopiert, man hat sie ignoriert, man hat sie hart in der Sache gestellt, man hat sie lächerlich gemacht. Das Ergebnis: Die

    Zu groß war die Angst, an die Wand gespielt zu werden. Von wortgewandten Hetzern, für die Wahrheit ein dehnbarer Begriff ist. Da kann man doch nur verlieren – so lautete die These. Das Duell zwischen Thüringens mittelmäßig bekanntem CDU-Chef Mario Voigt und Björn Höcke, Ikone der äußersten Rechten in der AfD, hat phasenweise das Gegenteil bewiesen. Deshalb war es gut, dieses Wagnis einzugehen. 

    Als Geschichtslehrer kennt Höcke verbotene Nazi-Parolen nicht?

    Immer wieder kam Höcke ins Schwimmen. Mal wusste er angeblich nicht, was in seinem eigenen Buch steht, kritisierte dann aber die anderen, dass diese nicht auswendig daraus zitieren konnten. Mal behauptete er, Wladimir Putin sei ein rationaler Mann und Russland wolle einfach nur Frieden. Er, der Geschichtslehrer, behauptete, die verbotene Nazi-Parole „Alles für Deutschland“ nicht gekannt zu haben. Zwischendurch verlor er komplett den Faden und einmal beklagte er weinerlich fehlende Meinungsfreiheit, worauf die Moderatoren kühl konterten, niemand habe an diesem Abend mehr Redezeit bekommen als er. 

    Höcke ist es eben nicht – wie von vielen befürchtet – gelungen, das Format an sich zu reißen. Die Erkenntnis daraus: Demokraten sollten nicht länger wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren. Sie müssen mit seriösen Lösungen populistischen Unsinn kontern. Damit lassen sich Rechtsextremisten, Verschwörungsideologen und Demokratieverächter nicht überzeugen. Aber all jene, die aus anderen Gründen oder purem Frust daran denken, AfD zu wählen, obwohl sie von deren Ideen eigentlich gar nichts halten, muss man immer wieder in die Verlegenheit bringen, nachdenklich zu werden. (Michael Stifter)

    Contra: Höcke konnte all die Hetze unterbringen, die er schon seit Jahren versprüht

    Mit der Schlagzeile „Umstrittenster Schlagabtausch Deutschlands“ hatte der Fernsehsender Welt TV das Aufeinandertreffen des Rechtsextremisten Björn Höcke von der AfD und des Demokraten Mario Voigt von der CDU beworben. In Wahrheit war es der unnötigste Schlagabtausch, den Deutschland seit langer Zeit erlebt hat. Voigts Ansinnen, die Unterschiede zwischen

    Genau das jedoch war es, was Voigt erreichen wollte: Höcke sollte vorgeführt, politisch gestellt, am besten blamiert werden. Gelungen ist das nicht, der thüringische AfD-Vorsitzende brachte all den Hass und die Hetze unter, die er schon seit Jahren versprüht. Er durfte von der „Remigration“ faseln und von der „Globalisierungsagentur“ Europäische Union. Er durfte herumjammern und sich als Opfer darstellen, weil ihm die Gedenkstätte Buchenwald Hausverbot erteilt hat. 

    Schon während des Duells lief die AfD-Propagandamaschine an

    Voigt und Welt TV sind Höcke voll auf den Leim gegangen. Bereits während der Sendung lief die Propagandamaschine der AfD, sie zerpflückte Voigts Aussagen parallel in einem „Faktencheck“, die CDU und der Sender kamen überhaupt nicht hinterher. Anschließend tat die rechte Partei das, was sie gerne tut: Sie riss einzelne Sätze aus dem Zusammenhang und ließ damit Höcke als Helden und Voigt als Versager dastehen. 

    Das sogenannte TV-Duell hat Voigt unterm Strich vielleicht nicht geschadet. Genützt hat es ihm und der Demokratie aber nichts. Höcke hingegen bekam eine weitere Bühne, die er nahezu frei bespielen durfte. Das Moderatorenteam war ihm ausgeliefert, die knappe Zeit ließ eine Einordnung seiner hanebüchenen Aussagen nicht zu. 

    Zur Bundestagswahl wird die AfD wohl einen Kanzlerkandidaten stellen und muss dann öfter in solche Runden eingeladen werden. Es bleibt zu hoffen, dass Medien wie Politik wenigstens ihre Lehren aus diesem misslungenen Versuch ziehen. (Stefan Lange)

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